Kapitel 112

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"Will noch jemand einen Nachschlag?" Paps schaute in die Runde als er Mom ihren Teller wieder hingestellt hatte. Natürlich krähte Tessa sofort los "Ich." Paps schaute zu Maja, die nur den Kopf schüttelte "Das ist noch total ungewohnt, dass du auf einmal so suf deine Figur achtest. Das ist gar nicht gut. Und alles nur wegen diesem blauen Bauernsohn." Mom fing an zu grinsen "Ach übrigens, Lisa hat uns am Sonntag alle eingeladen." "Ja, supi. Mit Dogan ist zwar nicht wirklich lustig, aber vielleicht kommt Alex mit seinem Baby ja auch. Dann können wir schon mal wieder üben." Mom prustete los "Nicht die Lisa, sondern Lisa Goretzka." Maja entfuhr ein kleiner Jubelschrei, während Paps vor Schreck die Kelle fallen ließ "Du hast doch hoffentlich abgesagt. Das ist ja viel zu anstrengend in deinem Zustand." Ein Kopfschütteln war die Antwort "Ich bin schwanger und nicht todkrank. Da wirst du wohl über deinen Schatten springen müssen." "Aber stelle dir mal vor, das Kind kommt früher. Dann wird es nachher kein Dortmunder Mädel." Mom schüttelte ihren Kopf "Es kommt erst in ein paar Wochen und du weißt so schnell geht das nicht, da schaffen wir es immer noch von Bochum hier her." Wieder setzte Paps an "Aber...." Mom schlug mit ihrer flachen Hand auf den Tisch "Nichts aber. Dann kommst du halt nicht mit und ich bekomme das Kind in Gelsenkirchen" Paps schnappte nach Luft. "Das ist nicht dein Ernst. So etwas sqgt man nicht. Das bringt Unglück. Außerdem bin ich auf alle Fälle dabei, wenn meine kleine Prinzessin in Dortmund auf die Welt kommt. Ich werde niemals die Geburt eines meiner Kinder verpassen." "Na dann werden wir ja einen schönen Sonntag bei den Goretzkas haben." Damit schien das Thema für sie beendet, denn sie schaute zu Phil und mir "Ward ihr heute nicht mit der Schule bei der Berufsberatung?" Mein Zwilling nickte sofort "Ich soll Tiermedizin studieren oder Pferdewirt werden.", schmatzte er vor sich hin. "Dann scheinen die Tests ja ziemlich treffend zu sein." Ich hatte dort auch solche Tests gemacht. Und scheinbar waren die wirklich ziemlich treffend, denn jedes Mal kam bei mir Medizin heraus. Das ging ja aber mal so überhaupt nicht. Ich wollte nicht von Dortmund weg. Falsch, eigentlich wollte ich nur nicht von Leo weg. Aber wenn ich Medizin studieren wollte, dann müsste ich das. Ich hatte in meiner Verzweifelung letztens sogar schon recherchiert, dass es ja möglich wäre sich mit 16 schon für volljährig erklären zu lassen. Und dann könnte ich sie ja theoretisch heiraten und einfach mitnehmen. Aber erstens wäre das total egoistisch von mir, sie aus unserer Schule und von ihren Freunden rauszureißen und zweitens hätte mich Roman schon vorher umgebracht. Also blieb nur ein anderer Studiengang. Dann würde ich halt Ingenieurswesen hier studieren. Maschinenbau und Wirtschaft war bestimmt auch toll. Und das wichtigste war sowieso nur, dass ich in Leos Nähe war. "Und was ist bei dir herausgekommen?" Mom schaute mich neugierig an. Sollte ich jetzt die Wahrheit sagen oder lieber schwindeln? "So, wie er im Essen herumpickt jedenfalls nicht das, was er wollte.", grinste mein Zwilling. Danke, dafür. Paps musterte mich "Bist auch ein bisschen blass um die Nase. Alles okay bei dir?" Ich nickte. Klar, war alles bestens....wenn wir jetzt das Thema wechseln würden. Nach einem Blick auf die Uhr sprang Paps auf "Los, ihr Hühner. Wir müssen zum Training. Zackzack, wir sind schon zu spät dran." Tessa und Maja folgten ihm sofort und auch Phil sprang auf "Hab' 'nen Date."  Kurze Zeit später hörte ich nur noch die Tür klappen und dann einen Motor aufheulen. Danach klappte noch einmal die Tür. "So, dann werde ich mal abräumen, nachdem sich alle so dezent verkrümelt haben." Mom schob ihren Stuhl zurück und stützte sich stöhnend am Tisch ab, ehe sie sich über ihren doch zeimlich großen Bauch strich. "Ich kann das doch machen und du setzt dich auf die Couch.", bot ich ihr also schnell an. Sie schüttelte ihren Kopf "Nix da, mein Großer. Du hast garantiert für die Schule zu tun. Und mir schadet ein bisschen Bewegung nicht." Sie drückte mir noch einen Kuss auf die Wange und schob mich aus der Küche.  Ich lief also Richtung Treppe. Vielleicht sollte ich noch einmal im Internet nach solchen Tests suchen. Bestimmt kam dann auch irgendwo Ingenieurswesen heraus. "Fuck" Der laute Aufschrei meiner Mom und ein noch lauteres Scheppern riss mich aus meinen Gedanken. Ich drehte also schnell um und rannte in die Küche zurück als auch schon der nächste Aufschrei mit meinem Namen ertönte. "Fuck.", was war denn hier passiert? Die ganzen Porzelansplitter lagen in einer Pfütze. "Du....du musst ganz schnell Paps anrufen.", hechelte Mom mir entgegen. Wieso das denn? Die Scherben konnte ja wohl auch ich zusammenfegen. Ich lief zur Spüle und holte das Kehrblech und den Handfeger heraus  "Rufe jetzt Paps an und lasse den Scheiß da liegen." Warum wurde sie denn auf einmal so hysterisch? Egal...ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte die Nummer. Kurz darauf ertönte im Wohnzimmer Shawn Mendes. "Scheiße.", stöhnte Mom auf auf "Warum hat das Arschloch sein Handy vergessen?" Mannoman reagierte die wegen der paar Teller verspannt "Dann rufe jetzt bitte ganz schnell ein Taxi.", keuchte sie und stützte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht am Tisch ab. Hatte sie sich geschnitten, oder was? "Mache hin, oder willst du das Baby hier zur Welt bringen?" Hatte sie eben Baby gesagt? Ach du heiliger Mutterkuchen. Ich schüttelte schnell den Kopf und zog mein Handy wieder aus der Tasche. Wie war noch einmal die Nummer vom Taxiruf? Ich tippte los "Notruf Dortmund, guten Tag." Unterbewusst hatte ich scheinbar die 112 gewählt. Ich schaute zu Mom, die gekrümmt mit Schweißperlen auf der Stirn dastand und schon wieder aufstöhnte "Ähm, ja also mein Name ist Reus und wir wohnen...."fing ich an, während ich Mom im Auge behielt "Wie häufig kommen die Wehen bereits?" Gute Frage, woher sollte ich das denn wissen? "Die sollen sich beeilen. Ich habe schon Presswehen.", brüllte meine Mom auf einmal los. Plötzlich hörte ich eine andere Stimme "Hallo, hier ist Doktor Harderbrot. Ich bin der Notarzt und wir sind bereits auf dem Weg zu dir und deiner Mom.", etwas erleichterter atmete ich auf. Das war gut. "So wie es sich anhört, werden wir es aber nicht rechtzeitig schaffen." Nein, das hörte sich gar nicht gut an " So, du atmest jetzt einmal tief durch und dann folgst du einfach meinen Anweisungen." Ich nickte und atmete tief durch "Hast du das verstanden?" Ich hatte doch genickt. Was wollte der denn. Oh man, war ich durch. Ich atmete noch ein mal tief durch "Ja, habe ich." Ich musste das jetzt hier packen. Für meine Mom und meine kleine Schwester. "Prima. Dann musst du jetzte als erstes schauen, ob schon das Köpfchen zu sehen ist." Wie jetzt? Ich sollte bei meiner Mom da gucken? Das war doch schräg. Nein, das war total normal, wenn du Mediziner werden wolltest. Ich schüttelte mich also kurz, stellte mein Handy auf Lautsprecher und folgte den Anweisungen. Ich würde das hinbekommen.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt