Kapitel 40

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"Mensch, was machst du denn für ein Massaker mit deiner Lasagne?" Paps schaute mich kopfschüttelnd an. Mein Blick fiel auf meinen Teller. Okay, das sah wirklich nicht mehr lecker aus, wie ich alles zermanscht hatte. Aber irgendwie war ich total aufgeregt, denn gleich würde mein Mädel kommen und wir würden uns zum Lernen treffen. Man, war ich baff gewesen als mich Roman gestern angerufen hatte. Also genaugenommen hatte er ja Paps angerufen und der hatte mich dann ans Telefon gerufen mit der Bemerkung Romam ist dran. Vor Schreck wäre ich fast tot umgekippt. Ich hatte echt gefürchtet, dass er was von Leo und mir mitbekommen hatte. Gerade als ich mich auf eine fette Abreibung vorbereitet war, hatte er mich gebeten Leo Nachhilfe zu geben. Er bestand sogar darauf, dass wir uns täglich trafen und hatte mir einen unglaublichen Stundensatz dafür versprochen. Ich musste grinsen. Wenn er wüsste, dass ich das liebend gerne auch ohne Bezahlung machen würde. Für mich war doch die größte Belohnung, dass ich Zeit mit Leo verbringen konnte. Klar, hatte er mit seiner Aussage Recht, dass uns unsere Eltern ziemlich kurz hielten. Obwohl eigentlich stimmte das ja nicht wirklich. Wir bekamen immer alles, was wir brauchten und hatten auch genug Taschengeld, aber wir wurden nicht überfrachtet. Mom und Paps wollten halt, dass wir den Wert zu schätzen wussten. Das fand ich auch richtig gut. Das Geld von Roman würde ich sparen und dann konnte ich davon ein paar schöne Geschenke für meine Leo kaufen. Und außerdem,  was viel wichtiger war, konnten wir uns auch ohne Probleme täglich sehen. Meine Ferien waren so etwas von gerettet. Glücklicherweise war mir noch eingefallen, dass wir unbedingt bei mir lernen mussten, denn bei Leo hätte Roman garantiert auf offene Türen bestanden und wäre ständig vorbei geschneit gekommen. Das hätte uns ja gerade noch gefehlt. Wie sollte ich denn da Leo motivieren und für ihren Lerneifer belohnen. Bei mir interessierte es garantiert keinen, wenn ich die Tür zumachte, wussten alle, dass ich am Lernen war und respektierten das. Im Höchstfall würde jemand vorsichtig anklopfen und warten bis ich ihn hereinrufen würde. Das ließ uns doch genug Spielraum für auch die eine oder andere Knutscherei. Ein Klingeln riss mich aus meinen Gedanken. Das konnte doch nur Leo sein. "Ich gehe schon." Schnell sprang ich auf und rannte zur Tür. Mist, hatten wir beim Essen so getrödelt? Ich schaute schnell auf meine Uhr. Nee, eigentlich sollte sie erst in einer halben Stunde kommen. Als ich die Tür aufriss, schaute ich in die schönsten braunen Augen, die ich kannte. Leo drückte sich an mir vorbei und schlüpfte schnell aus ihren Schuhen. Kaum dass ich die Tür geschlossen hatte, drückte sie auch schon ihre Lippen auf meine.
"Wenn das Leo ist, frage sie, ob sie etwas mitessen will.", hörte ich meine Mom aus der Küche rufen. Erschrocken fuhren Leo und ich auseinander und liefen zurück zu den anderen. "Was gibt es denn?", fragte mein Mädchen auch schon nachdem sie ihren ersten Schritt in die Küche gesetzt hatte, dabei sah sie aus wie ein Hund der versuchte eine Witterung aufzunehmen. Das war total süß. Meine Mom war schon aufgestanden und hatte einen Teller und Besteck aus dem Schrank geholt "Na wie es sich gehört. Dein Lieblingsessen bei uns." Leo riss ihre Augen auf "Lasagne.", quietschte sie aufgeregt und setzte sich sofort auf den Stuhl gegenüber von mir, der schon immer für sie bereitstand. Irgendwie gehörte sie halt schon zur Familie. Dank meiner Schwestern war sie oft genug Teil unserer Futterrunde. Also, nicht dass ich mich darüber jemals beschwert hätte. Mom schob ihr einen Teller mit einer ordentlichen Portion hin. "Du machst die immer so lecker.", schmatzte Leo zwischen zwei Happen "Bei uns hat Papili heute nur wieder so einen ekeligen Bowl mit kaltem Reis und irgendwelchem Gemüse und Räucherlachs gemacht. Das war voll ekelig." Sie schüttelte sich angewidert. "Ja, aber garantiert total gesund.", lachte Maja. "Ach hört mir doch auf. Roman hat beim Lehrgang den Dozenten für Ernährung fast angebetet.", grunzte mein Paps "Als wenn dieses Hühnerfutter, was der uns da versucht näher zu bringen, wirklich irgendwer freiwillig essen würde." Er schüttelte sich angewidert. "Das würde in unserer Familie zur offenen Revolte führen." Ich musste grinsen. Ja, beim Essen verstanden meine Schwestern und meine Mom garantiert keinen Spaß. "Ein Glück, dass du so ein intelligenter und verständnisvoller Mann bist, mein Schnutzelchen." Meine Mom  ließ sich auf Paps Schoss gleiten, der sofort seine Arme um ihre Taille schlang. "Und du kommst einfach zu uns essen, wenn dein Vater weiter solche unmenschlichen Sachen auf den Tisch bringt.", grinste sie Leo an "Du weißt doch, dass du bei uns immer willkommen bist, egal was ist. Nicht wahr, Schnutzelchen." Auch Paps nickte "Na klar, Leo. Du gehörst doch schon fast zu unserer Familie. Eigentlich fehlt dir nur noch der perfekt passende Nachname. Außerdem das bisschen, was du im Gegensatz zu den anderen Weibern futterst." Sein Blick fiel zu Maja und Tessa "fällt ja überhaupt nicht ins Gewicht. Und wir sind ja auch dazu verpflichtet dich vor seelischer Grausamkeit zu bewahren. Und der Fraß verstößt so ziemlich gegen jede Konventionen." Mom drückte meinem Paps einen Kuss auf die Wange "Für deinen Durchblick liebe ich dich, Schnutzelchen."
"Und ich dachte schon für mein gutes Aussehen.", grinste Paps, fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare und hob arrogant sein Kinn in die Höhe, ehe wir alle anfingen zu lachen....
Ich schloss die Tür hinter uns und drehte mich zu Leo um. Ein lächelndes Gesicht schaute mich an, ehe sich ihre Arme um meinen Hals schlangen. Ich legte auch meine Arme um ihre Taille und zog sie an mich, als sich auch schon unsere Lippen berührten. Diese Küsse sorgten jedes mal für ein warmes und unglaubliches Gefühl in mir. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen. Trotzdem musste ich jetzt dafür sorgen, dass wir erst einmal lernten, schließlich war es wichtig, dass sich Leos Noten verbesserten, auch wenn es ziemlich schwierig war unter diesen Umständen vernünftig zu sein. Aber einer musste diesen Job ja übernehmen. Und in diesem Fall war das halt ich. "So, jetzt wird erst einmal gelernt und dann haben wir später noch genug Zeit, wenn es gut läuft." So ein bisschen Motivation schadete ja nie. Trotzdem brachte es mir natürlich ein Murren ein, ehe sich Leo nach kurzem Überlegen schnell an den Schreibtisch setzte "Dann lasse uns loslegen." Gestern hatte ich mir natürlich ganz offiziell von meinen Schwestern einen kurzen Überblick über die anstehenden Arbeiten geben lassen. Jetzt musste ich das ja nicht mehr unauffällig machen, war ja sozusagen meine Pflicht als Nachhilfelehrer. Ich hatte mir da auch schon einen Plan zurecht gelegt. Als erstes würden wir mit den Vokabeln in Französisch anfangen. Für jede richtige Antwort gab es dann einen Kuss. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie sich mit der Konditionierung ziemlich schnell in Leos Gehirn verankern würden.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt