Kapitel 123

497 54 18
                                    


Ich umarmte meinen Papili. Wir hatten gerade gegen Erik und Saschi im Tischkicker gewonnen. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Papili und Mama mir den zu Weihnachten schenkten. Ich hatte mir den schon seit Jahren gewünscht. "Also, jetzt spielt Reus1 gegen Familie Philipp um den dritten Platz und dann danach Reus2 gegen Familie Bürki um den ersten Platz." Opi strahlte mich stolz an. Ich schaute zu Max. Ich freute mich schon gegen ihn anzutreten. Wenn ich ehrlich war, hate ich gar nicht gewusst, dass er so ein guter Tischkickerspieler war.  "Yeah, we are the winner." Marco führte einen Fantasietanz zusammen mit Benny ,Tessa und Maja auf. "Schnutzelchen, ich bin stolz, dass ihr dritter geworden seid." Franzi drückte ihrem Mann einen Kuss auf die Wange. "Papa, wenn dann meine Schwester da ist, dann gewinnen wir das nächste Mal zusammen mit ihr. Stimmt's?" Feli schmollte ihren Vater an, der sie sofort in seinen Arm nahm "Na klar, meine Maus." Jetzt waren wir aber dran. Ich stellte mich neben Papili auf. Uns gegenüber standen Max und Phil. "Auf geht's." Vicki ließ den Ball in das Feld fallen. Sofort fingen wir alle an die Stäbe kreisen zu lassen. Es ging wirklich ständig hin und her. Jeder schoss immer ein Tor. Man, so langsam taten mir echt schon meine Handgelenke weh.  "So, jetzt gibt es noch drei Bälle und wer dann vorne liegt, ist der Sieger." Vicki ließ wieder einen Ball runterfallen und wir legten los. "So, der letzte Ball." Erleichtert atmete ich auf, denn ich konnte echt nicht mehr.Mein Blick fiel zu Max, der mich anlächelte, während Phil total verbissen schaute. "Los, jetzt macht sie platt und zeigt, was ein Reus drauf hat ", feuerte Marco seine Söhne an. Der Ball flog hin und her und dann verschwand er auf einmal im gegnerischen Tor "Mensch Alter, pennst du gerade.", meckerte Phil los und ich schaute zu Max, der mir zuzwinkerte. Ehe ich mich versah, wurde ich von Papili in seine Arme gezogen. "Wir haben gewonnen, mei Minischnütli." Ich war so stolz, dass mein Papili so ein super Tischkickerspieler war. "Wir sind ein perfektes Team, mei Minischnütli." Ja, da hatte er Recht. So liebte ich meinen Vater. Wie lange war es eigentlich her, dass wir so etwas gemeinsam gemacht hatten, ohne dass er etwas an mir herumzumeckern hatte oder dass meine Schwester sich dazwischen gedrängelt hatte? Egal. Ich genoss das jetzt einfach. Es war nämlich einfach schön. Fast so wie früher.  "Paaapaaa.", ertönte die Stimme von Delphie laut schluchzend. Sofort ließ mein Papili mich los und drehte sich suchend um. Meine Schwester kam angerannt und warf sich in seine Arme, während ihr Tränen über die Wangen liefen. "Dani.... Dani...hat mich geschubst und ich bin hingefallen.", schluchzte sie herzzerreißend, während Papili ihr beruhigend mit der einen Hand über den Rücken strich. Er schaute sich suchend um, als er meinen kleinen Bruder entdeckte, der zufrieden auf dem Teppich saß und einen Marshmallow knabberte. "Was fällt dir ein, deine Schwester zu schubsen, Bürschli?" Papili baute sich mit Delphie auf dem Arm drohend vor meinem kleinen Bruder auf, der seinen Vater total verwirrt anschaute. "Er hat mich geschubst und mir den Marshmallow weggenommen.", schluchzte Delphie schon wieder.  "Das ist ja wohl die Höhe.", echauffierte er sich sofort "Was ist denn hier los?" Mom kam angelaufen und schaute zwischen Papili und Dani hin und her. "Dein brutaler Sohn hat Delphie geschupst und ihr den Marshmallow geklaut." Mama hockte sich neben Dani "Stimmt das?" Dani schüttelte sofort den Kopf. "Ick habe dem Kleenen dit Jummiding jejeben.", meldete sich auf einmal Chris zu Wort. "Willst du sagen, dass meine Prinzessin lügt?" Papili schaute Opi sauer an "Willst du behaupten, dass mein Vater und dein Sohn  lügt?", fauchte Mom ihn sofort an "Von Delphie sind wir es ja gewohnt, dass sie die Wahrheit manchmal zu ihren Gunsten verbiegt." Papili schnappte nach Luft "Meine Prinzessin hat noch nie gelogen." Musste das wirklich sein, dass sie sich hier vor allen zofften? Bis eben war doch gerade alles so schön gewesen. Es war echt total peinlich. "Du kannst das doch gar nicht beurteilen. Du hast doch überhaupt keine Zeit für deine Kinder. Du treibst dich ja lieber bei irgendwelchen Shootings herum." Jetzt schnappte Mama empört nach Luft "Willst du behaupten, ich vernachlässige meine Kinder?" "So, jetzt is hier aba mal Schluss.", Opi klopfte mit seiner Hand auf den Tisch "Dit is hier eene Weihnachtsfeier und keen Weihnachtsdrama. Wir wissen alle, dit die Kleene dit manchmal nich janz so jenau mit der Wahrheit nimmt und Dani is noch viel zu kleen, zum Lügen." Da hatte Opi recht. Mein kleiner Bruder war dazu viel zu sehr ein kleiner Engel. Papili schaute wütend durch die Gegend "Seht ihr das alle so?" Keiner machte einen Mucks "Okay, das ist auch eine Antwort." Er drehte sich mit Delphie auf dem Arm um und lief Richtung Garderobe. Kurz darauf knallte die Haustür. Ich schaute zu Mama, der ein paar Tränen über die Wangen liefen. Omi zog sie gerade in ihren Arm. Warum war Papili eigentlich immer so ein Arschloch, wenn es um Dani und Delphie ging? Ich spürte, wie mir auch Tränen über die Wangen liefen. "Komm mal her." Franzi zog mich in ihre Arme. Das tat gerade richtig gut. "Das wird schon wieder. Du kommst heute jedenfalls erst einmal wieder mit zu uns und schläfst bei uns. Dann können die beiden sich nachher wieder in Ruhe vertragen, wenn er sich wieder eingekriegt hat." Ich nickte nur. Ja, das war eine gute Idee. Ich wollte Papili heute nicht noch einmal sehen. Und seinen blöden Tischkicker konnte er sich auch sonst wo hinschieben. Ich hasste ihn für sein blödes Verhalten. "Max, gehe doch mit Leo schon einmal zu uns rüber." Ich lächelte Supermom dankbar an. "Jenau, mach dit mal Junge." Opi kam auch an und zog mich einmal in seine Arme "Dit wird schon wieda, meene kleen Schnute. Wir kümmern uns um Mama und Dani und du lässt dich von Maxe verwöhnen.", flüsterte er mir ins Ohr. Wenn Opi das so sagte, dann war das auch so. Auf ihn war immer Verlass. Wenigstens musste ich dann Papili heute auch nicht mehr sehen. Ich ging noch einmal schnell zu Mama und Dani und umarmte sie "Ich habe dich lieb.", versuchte ich sie zu trösten. Sie nickte nur und zog Dani noch fester an sich. Ich drehte mich um und wurde sofort wieder von Supermom in den Arm gezogen "Sie hat dich auch lieb." Da war ich mir nicht mehr so sicher. Momentan hatte ich das Gefühl, dass ich meinen Eltern einfach egal war. Und das lag einfach nur an Delphie. Ich verfluchte meine Schwester langsam.

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt