Kapitel 78

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Ich zog meinen Koffer hinter mir her durch den Flughafen. Seit gestern hatte ich ein fettes Grinsen im Gesicht. Irgendwie konnte ich eigentlich immer noch nicht glauben, dass mein Mädchen die ganzen Ferien zusammen auf Ibiza mit mir verbringen würde. Ja, meine Mom war definitiv meine Superheldin. Ohne sie wäre das nie möglich gewesen und naja ohne Romans Prüfungsversagen. Ich dankte also auch noch einmal dem heiligen Prüfungsgott. "Na, Bro. Ich hoffe du hast jetzt doch noch deine Fahrscheinblocks eingepackt." Phil stupste mir grinsend seinen Ellbogen in die Seite. "Meine brauche ich garantiert alle selbst." Er zwinkerte mir zu und grinste dreckig, ehe er weiter lief. Ich schüttelte nur grinsend meinen Kopf. Zwar hatte ich eine Packung von den Kondomen dann doch noch gestern Abend schnell in meinen Koffer gepackt, aber ich war mir ziemlich sicher, dass wir sie nicht brauchen würden. Schließlich wollten wir uns ja Zeit lasssen. Und außerdem hatte ich eine ganz bestimmte Vorstellung wie es sein sollte. Nämlich ganz romantisch. So mit Kerzen und Rosenblättern. Es sollte doch für immer etwas ganz besonderes für uns sein. Und das war mit Sicherheit nicht möglich, wenn Mom und ganz besonders Paps irgendwo in der Nähe waren. Also meine Geschwister störten garantiert auch, aber nicht so wie die Eltern. Boah, was dachte ich denn schon wieder für einen Blödsinn. Da störten einfach alle. Egal, trotzdem konnte es ja nie schaden für alle noch so kleinen Eventualitäten vorbereitet zu sein. Ich lief also immer noch grinsend weiter durch die Flughafenhalle, als die Drillinge mit ihren Koffern an mir vorbei rannten. Stella stoppte kurz und drehte sich zu mir um "Bist du auch so aufgeregt? Mama hat uns versprochen, dass sie mit uns segeln geht." Ja, meine Schwestern hatte das Segelfieber gepackt. Das freute mich ganz besonders für Mom, dass auch zwei ihrer Kinder ihr nacheiferten. "Ja, ich bin auch aufgeregt", lachte ich. "Aber nicht, weil du mit mir segeln gehst.", kam es von meiner Mom, die neben mir aufgetaucht war und mir zuzwinkerte.  "Nee Prinzessin, er ist höchstens wegen der ganzen Strandschönheiten aufgeregt. Wenn du da ein bisschen mit dem Ball trickst und mit deinem Aussehen." Paps fuhr sich durch seine Haare "Kannst du dich vor Angeboten gar nicht mehr retten. Du hast doch die Sicherheitsausstattung mit?" Paps zog seine Augenbrauen hoch. Ich nickte und klopfte auf meinen Koffer. "Mit Ibiza und dem Weiberaufreißen kenne ich mich nämlich aus." Er tätschelte meiner Mom grinsend den Hintern. Ja, die beiden hatten sich dort verliebt auch wenn es dann wohl noch eine ganze Menge Probleme gab. "Ja, Schnutzelchen. Hast ja auch das richtige aufgerissen." Mom stellte sich auf Zehenspitzen und drückte meinem Paps einen Kuss auf, der sofort seine Arme um ihre Taille schlang und sie an sich zog. So würde ich irgendwann in ganz vielen Jahren auch noch mit Leo sein. Apropos Leo. Wo blieb sie denn? Ich reckte meinen Hals und scannte die ganze Halle ab. "Sag mal, Prinzessin? Hast du ein bisschen zugelegt?" Paps hielt Mom etwas von sich und betrachtete sie genau "Da müssen wir aber noch ein bisschen an der Bikinifigur arbeiten. Ich habe da ein paar interessante Ideen für. Und man kann sie abends machen, wenn die Kinder schlafen. Ich habe auch Fahrscheine gezogen.", grinste er frech. Mom boxte ihn gegen die Schulter "Und ich habe Badeanzüge eingepackt, Reus." Okay, ich wollte nicht länger Ohrenzeuge dieses Gesprächs werden. Einerseits war es ja cool, dass meine Eltern nicht so verklemmt waren. Aber manche Sachen wollte ich doch nicht hören. Ich lief also zu meinen Schwestern, die auf ihren Koffern saßen, wie immer in ihren BVB Klamotten. "Habt ihr schon irgendwo Leo gesehen?" So langsam wurde ich doch nervös. Die beiden schüttelten den Kopf und zogen ihr Handy aus der Tasche, ehe sie lostippten. "Roman parkt gerade ein. Sie kommt also gleich." Tessa grinste mich an. Ich schlug mir innerlich die Hand vor die Stirn. Klar auf die Idee ihr zu schreiben hätte ich ja auch mal kommen können. Am liebsten würde ich jetzt sofort zum Eingang rennen, um ihr ihren Koffer abzunehmen. Das wäre aber zu auffällig. Also blieb ich einfach mit klopfendem Herzen hier stehen. "Max, gehe doch mal bitte gucken, wo die Bürkis bleiben. Auch wenn wir einen Privatflieger haben, wird es Zeit für's Check in." Mom grinste mich an. "Genau, wer weiß wo der Schweizer Alphornbläser wieder rumrennt und uns nicht findet. Der war gestern ja so verpeilt.", lachte auch Paps. Ich ließ mir das natürlich nicht zweimal sagen und stürzte los. Kurz vor dem Eingang entdeckte ich dann auch meinen Lieblingslockenkopf. Sofort raste mein Herz los, als sie mir zuwinkte. Ich lief so schnell ich konnte zu ihnen. "Paps schickt mich. Wir sollen uns beeilen wegen dem Check in." Roman nickte und drückte mir Leos Koffer in die Hand. "Ich muss mich auch beeilen. Ich stehe im Halteverbot und Delphie ist alleine im Auto."  Als nächstes zog er Leo in seine Arme "Minischnütli und du bist ganz brav und hörst auf das, was Marco und Franzi dir sagen." Leo nickte sofort. "Hast du deinen Pass und Geld?" Wieder nickte sie und klopfte auf ihre Tasche. Roman holte plötzlich sein Portemonnaie aus der Tasche und drückte ihr mehrere grüne Euroscheine in die Hand. "Nicht, dass es zu wenig ist." Leo steckte es stöhnend in ihre Tasche "Papili, ich habe mehr als genug Geld mit." Roman schüttelte seinen Kopf "Man kann nie genug davon haben. Es kann immer etwas unvorhergesehenes passieren. Und du sollst dir doch auch alles kaufen können, wenn du etwas schönes siehst. Und denke daran, dass du immer morgens und abends anrufst." Wieder nickte Leo ergeben. "Hast du auch wirklich deinen Pass." Ein kurzer Schnaufer entwich Leo "Jaaa, Papili." Roman zog sie wieder in seine Arme "Und nicht böse auf Mama sein. Sie konnte den Termin wirklich nicht verschieben.", brummelte er in Leos Haare, während er ihr einen Kuss auf den Scheitel drückte, ehe er sie losließ.  "Bin ich nicht. Ich bin nur böse, wenn ich den Flieger verpasse.", grinste Leo. "Na dann Abmarsch, mei Minischnütli." Roman strich seiner Tochter noch einmal liebevoll über den Rücken, ehe sie sich in Bewegung setzte. "Wo müssen wir hin?" Ich zeigte Leo mit meiner Hand die Richtung und lief mit ihrem Koffer auch los. "Ach Max, kann ich dich noch einmal kurz sprechen.", hielt mich Roman zurück. Mist, hatte er etwa doch etwas mitbekommen? Mein Magen verknotete sich. "Du weißt doch, dass ich in dir so etwas wie Leos großen Bruder sehe." Ich nickte vorsichtig. Wollte er damit seine Enttäuschung über mein Verhalten zum Ausdruck bringen? "Dann weißt  du ja auch, dass ich von dir erwarte, dass du auf Ibiza sie die ganze Zeit im Auge behälst und beschützt. Dort laufen so viele Casanovas herum. Ich will, dass du ihr nicht von der Seite weichst. Das wird die Kerle abschrecken. Haben wir uns verstanden?" Diesmal nickte ich enthusiastisch und hätte fast salutiert. Und ob ich ihr nicht von der Seite weichen würde. Und andere Kerle sollten sich nicht einmal wagen mein Mädchen nur anzuschauen. Da konnte sich Roman auf mich verlassen, wenn auch aus anderen Gründen als er dachte. "Na, dann bin ich ja ein bisschen beruhigt. Ich weiß ja, dass ich mich auf dich verlassen kann." Er klopfte mir noch kurz auf die Schulter. Und ein klein bisschen schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. Das verdrängte ich aber sofort und lief zu den anderen. Jetzt würde es ab in den Urlaub gehen. Und das mit meinem Mädchen zusammen. Konnte es etwas  tolleres geben?

Kein Schuss, trotzdem ein Treffer  ✔Teil 5Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt