Ungeklärte Wahrheiten

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• Astoria Greengrass •

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• Astoria Greengrass •

„Her angel eyes
saw the good
in many devils."

Es war am selben Abend ihrer Niederlage gegen Gryffindor, als Astoria in ihrem Gemeinschaftsraum Draco an einem der Fenster, welches die Tiefen des schwarzen Sees zeigte, vorfand. Der Großteil ihrer Hauskameraden hatte sich bereits in ihre Schlafgemächer verzogen, denn sie wollten das Fiasko des Spiels so schnell wie möglich vergessen.

Der Blonde starrte unentwegt in die dunkelgrüne Leere des Wassers, dabei schien er den Fisch direkt vor seiner Nase gar nicht wahrzunehmen. Seine Hand, um die ein weißer Verband gebunden war, krallte sich in die Lehne des grünen Sessels und zeigte was für eine Richtung seine Gedanken wohl eingeschlagen hatten. Astoria zögerte, immerhin sprach alles an Draco Malfoy in diesem Moment; lass mich bloß in Ruhe.

So gern die Slytherin ihm diesen Wunsch erfüllen wollte, so überwog der Drang danach, ihren Freunden und jedem anderen in diesem Schloss zu beweisen, dass Draco nicht so war wie er vorgab zu sein.

Der junge Malfoy schien sich in Sicherheit zu wiegen, war sich nicht bewusst, dass sie ihn beobachtete. Nun kam es Astoria wohl zu Gute, dass sie eher unauffälliger Natur war und selten bemerkt wurde. Doch sie fasste sich ein Herz, zog sich ebenfalls einen Sessel heran und nahm neben den gedankenverlorenen Jungen Platz. Draco sah nicht einmal auf, doch er schien sie ganz sicher bemerkt zu haben, „Was tust du hier, Astoria?"

„Draco." Die Worte verließen ihre Lippen so sacht, wie Schnee die Wolken. In seinen Augen lag eine Müdigkeit, wie eine monatliche Schlaflosigkeit, als er sich ihr nun schließlich doch zuwandte. Die Haare lagen ihm im Gegensatz zu den letzten Jahren nicht einwandfrei auf seinem blassen spitzen Gesicht, sondern standen in alle möglichen Richtungen unordentlich ab, „Das ist keine Antwort auf meine Frage und erzähl mir nicht, dass du meine Anwesenheit plötzlich so angenehm findest."

„Vielleicht habe ich tatsächlich einfach mal ein freundliches Gesicht gebraucht." erwiderte Astoria mit einem Zucken ihrer Schultern, was Draco ein verächtliches Schnauben entweichen ließ. Beinahe schon belustigt hob er eine seiner silbrigen Augenbrauen an, „Achja? Und was wenn ich dir erzähle, dass ich längst nicht so freundlich bin?"

Mit jedem Wort war er ihr näher gekommen, so nah, dass die Slytherin die Sprenkel in seinen blassen Augen zählen könnte. Sie schluckte, „Ich dachte einfach, dass du vielleicht jemanden zum Reden brauchen könntest. Mir hast du immerhin auch zugehört."

Der Blick des Blonden wurde weicher und er hob sachte seine Hand an, ehe er diese allerdings wieder fallen ließ, „Hast du den Brief schon gelesen?"

„Nein." hauchte Astoria voller Furcht und spürte die Blässe in ihr Gesicht kriechen, bei dem Gedanken an den unheilvollen ungeöffneten Umschlag in der Kommode ihres Nachttisches, „Ich habe Angst." gestand sie, womöglich nicht bloß Draco, sondern vor allem sich selbst.

„Die haben wir alle." flüsterte er mit zitternder Stimme und hob ein erneutes Mal seine Hand, doch er senkte diese nicht gleich wieder wie zuvor, sondern strich dem Mädchen vor ihm sanft eine ihrer hellbraunen Haarsträhnen aus dem Gesicht. Die Berührung beruhigte sie auf eine Weise die ihr surreal vorkam bei dem Wahnsinn, der sich in seinen grauen Augen spiegelte. Schließlich nahm Astoria all ihren Mut zusammen, „Du kennst meinen Grund, nenn mit deinen."

Draco legte seine Stirn nachdenklich in Falten, „Vielleicht habe ich Angst davor, was du von mir denken könntest."

„Ich weiß es doch schon längst." gab sie heiser zu und senkte den Blick, um diesen auf ihre Hände zu richten, die an dem Saum ihres Umhangs nestelten, „Der dunkle Lord hat dir einen Auftrag gegeben."

Überrascht starrte er sie an, dabei war dies bloß die halbe Wahrheit, immerhin hatte sie nicht den blassesten Schimmer wovon dieser Auftrag handeln mochte. Wenn sie es so sah, war sie nicht unbedingt schlauer als all die anderen, denn dies konnte gar nichts Gutes bedeuten. Und doch ahnte niemand etwas von der eigentlichen Grausamkeit seines Schicksals. Denn jemand wie Draco hatte nie eine Wahl gehabt und darin lag womöglich die Tragik in der ganzen Geschichte, „Du hast so viel Gutes in dir." flüsterte sie und sah ihm erneut fest in die Augen.

„Und doch überwiegt das Schlechte", war seine trockene, beinahe schon monotone Antwort. Ein Teil von Astoria wusste, dass er womöglich die Wahrheit sprach. Denn nur er selbst wusste um seine Taten Bescheid, die ihm die Gunst des dunklen Lords bringen würden. Doch sie wollte ihn nicht aufgeben, noch war er nicht verloren, „Wie kann ich dir helfen?"

„Gar nicht. Deine Familie hat es vielleicht geschafft sich aus beider Fronten zu ziehen. Doch zu welchem Preis?" Traurig blickte Draco sie nun an, sodass sie ein weiteres Mal weggesehen musste. Seine Worte hallten in ihrem Kopf wieder. Doch zu welchem Preis. Schmerzhaft zog sich ihre Brust zusammen, er hatte recht. Es gab keinen Ausweg. Für niemanden, „Für meine Familie ist es längst zu spät." fuhr er fort.

Den Blick hatte sie nach unten gerichtet, als ihr erneut der weiße Verband auffiel, der beinahe mit seiner hellen Haut verschmolz. Sachte berührt sie die verbundene Hand und hob diese leicht an, „Was ist passiert?"

„Ich brauche wohl einen neuen Spiegel." erwiderte der Blonde und trug nun tatsächlich ein leichtes Schmunzeln auf den Lippen, als würde er diese Tatsache amüsanter finden als Astoria, die ihn mitleidig bekundete, „Du wirst sehen, es wird alles gut werden."

Beinahe belustigt schnaubte Draco auf und hob mit einem Finger ihr Kinn an, „Ich habe es vermisst mit dir zu reden. Im Sommer haben wir dies fast täglich getan, und nun?"

„Erinnerst du dich nicht mehr?" hauchte sie kopfschüttelnd, „Du warst doch derjenige, der plötzlich nicht mehr reden wollte. Dabei habe ich dir mein Herz ausgeschüttet, du bist der einzige der es weiß, dass ich..."

Draco umfasste jäh ihr Gesicht mit beiden Händen und sah ihr eindringlich mit seinen grauen in ihre grünen Augen, „Sag so etwas nicht, du hast den Brief nicht gelesen und selbst wenn gibt es Hoffnung!"

„Die gibt es auch für dich." merkte Astoria an spürte die Gänsehaut, die sich unter seinen kühlen Fingern auf ihrer Haut breit machte. Dass ausgerechnet Draco Malfoy sie verstehen würde, kam ihr beinahe schon lächerlich unrealistisch vor. Sie beide wussten, dass die Welt um sie herum weitaus gefährlicher war, als ihre Schulkameraden zu denken vermochten. Doch die Slytherin wünschte sich, dass ihr Hausgenosse sich ihr anvertrauen würde, so wie sie sich einst ihm. Sie wollte ihm helfen.

Doch wie rettete man jemanden,
der nicht gerettet werden wollte?

Gar nicht.

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So zur Abwechslung mal etwas anderes.
Ich wollte versuchen in diesem und vielleicht auch im nächsten Schuljahr mindestens einmal aus der Sicht von Serena's Freunden zu schreiben, da jeder in dieser Zeit seine eigenen Dämonen zu bekämpfen hat. Wie findet ihr das?

Und was denkt ihr, steht in Tori's mysteriösem Brief? 😏

Serena Black || 𝑵𝒐𝒙Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt