Pov Jeon Jungkook
Gemütlich joggte ich durch die Strassen von Seoul. Es war Mitten in der Nacht, nur die Strassenlaternen erhellten mir die Sicht. Ruhige Musik rauschte in meinen Ohren, während ich langsam den Weg am Fluss entlanglief. Ich wusste nicht genau wieso, aber es beruhigte mich jedes Mal.
Seit der Trennung von meiner Band, konnte ich keine einzige Nacht mehr richtig durschlafen. Ab und zu nahm ich Schlaftabletten, aber ich mochte es nicht wirklich diese einzunehmen. Tief atmete ich die kühle Nachtluft ein und hielt am Flussbeet an. Ich schaltete die Musik aus und lauschte dem Rauschen des Flusses. Als ich etwas abseits eine Bank entdeckte, beschloss ich eine kleine Pause zu machen.
Heute konnte man nur ein paar vereinzelte Sterne sehen, da viele dunkle Wolken den Himmel bedeckten. Seufzend richtete ich meinen Blick wieder aufs Wasser. In der Nacht war der Fluss düster, das Wasser schwarz. Hier zu schwimmen wäre dein persönlicher Tod, da die Strömung dich einfach mit in die Tiefen ziehen würde.
Nachdenklich sah ich auf den Boden. Jin machte sich bestimmt schon wieder Sorgen... Das erste Mal als er mich dabei erwischte, war er schier ausgerastet. Jin war der einzige mit welchem ich noch Kontakt hatte. Wir teilten uns ein recht grosses Apartment, hier in der Nähe, von welcher wir eine perfekte Aussicht auf den Fluss plus Umgebung hatten.
Ich wusste gar nicht mehr genau wie es dazu gekommen war, dass wir uns vertragen haben. Ich fühlte mich damals überhaupt nicht wohl in meiner Wohnung, so ganz allein. Seit meinem 13 Lebensjahr kannte ich es nicht anders, als mit sechs anderen Chaoten zusammen zu leben. Darum habe ich ein paar Wochen später Jin aufgesucht und mit ihm über alles geredet, uns vertragen und zusammen haben wenig später beschlossen, uns ein Apartment zu teilen.
Tief atmete ich einmal durch, bevor ich die Bank verliess. Die Vergangenheit konnte man nicht mehr ändern und das war möglicherweise auch gut so. Man lernte aus seinen Fehlern und wird vorsichtiger. Ich war selbstständig, glücklich und setzte mein Leben sofort wie ich es wollte... meistens auf jeden Fall...
Langsam nahm ich wieder meinen Weg auf und begann weiter zu joggen. Ich liess den Fluss hinter mir und erreichte wenig später die Hauptstrasse. Ein paar vereinzelte Autos fuhren noch um knapp 3 Uhr morgens herum. Überall befanden sich Werbeplakate, welche zu den Strassenlaternen, auch noch Licht spendeten.
Leise lauschte ich den einzelnen Autos, welche an mir vorbeifuhren. Der Wind wehte durch die verschiedenen Gassen und pfiff um die Ecken. Nur etwas lies mich stutzig werden... Etwas, was definitiv nicht in diese Geräuschkulisse passte. Zögerlich lief ich auf das Geräusch zu, welches mich in eine der Gassen lockte.
Zwiegespalten stand ich davor... Die Gasse verzweigte sich in so viele Wege, dass das Licht nicht die letzten Ecken erreichte. Ich kramte aus meiner Jackentasche mein Handy hervor und schaltete die Taschenlampe ein. Mit einem mulmigen Gefühl setzte ich einen Schritt in die Nebengasse. Noch einmal lauschte ich den verschiedenen Geräuschen.
Nein, ich hatte mich nicht getäuscht... es klang wirklich wie ein Babygeschrei... Als mir das klar wurde, zögerte ich nicht mehr und lief in die Gasse hinein. Aufgeregt suchte ich die Gase ab und näherte mich dem Geschrei. Warum sollte man ein kleines Kind allein lassen? Durch mein Handy, welches mir genügend Licht spendete konnte ich die Gegend absuchen.
Als ich um eine Ecke lief, fand ich mich auf einem kleinen Innenhof wieder. Es gab mehrere grosse Berge aus Kartonschachteln, welche sich auftürmten. Sofort fiel mein Blick auf eine Schachtel, aus welcher mehrere Decken hinaussahen. Mit klopfendem Herzen lief ich auf die Schachtel zu und kniete mich zu ihr runter.
Mehrere Decken lagen in dem Karton, doch man konnte deutlich sehen, dass sich darunter ein kleines Wesen versteckte. Vorsichtig zog ich die Decke weg und blickte in ein kleines Gesicht. Aus grossen runden und verweinten Augen sah sie mich an. Man erkannte sofort, dass es sich um ein Mädchen handelte. Ich schätzte sie auf gerade mal ein paar Monate alt...
Zögerlich sah ich mich um. Es gab nichts was auf ein Elternteil der Kleinen deuten konnte. Kein anderer Mensch war in Sichtweite... Als ich wieder zu der Kleinen sah, rannten ihr still ein paar Tränen über die Wangen. Vorsichtig hob ich sie aus der Kartonschachtel, bedacht ihr nicht wehzutun. Sanft wickelte ich die Decken fester um ihren zierlichen Körper. Ich hatte noch nie, einen so kleinen Menschen auf dem Arm.
Zärtlich wischte ich ihr die Tränen weg. "Hey... nicht weinen. Alles ist gut...", hauchte ich ganz leise. Ein kleines Schluchzen entfuhr ihr. Als ich ihre Hände in meine Nehmen wollte, bemerkte ich das sie ganz kalt waren. Behutsam drückte ich die Kleine an mich. Ich werde sie ganz bestimmt nicht allein lassen. So kalt wie sie jetzt schon hatte...
"Wo sind deine Eltern, mhh?", fragte ich sie leise und versteckte ihre kleinen Hände unter der Decke. Mir war klar, dass ich keine Antwort von ihr erhalten werde, doch irgendwie hatte ich trotzdem die Hoffnung, dass sie irgendetwas wusste. Unwohl sah ich mich noch einmal um, aber in der Dunkelheit konnte man nichts erkennen...
Seufzend stand ich mit ihr in den Armen auf. "Ich bring dich jetzt zu mir nachhause und dort wärmen dich erst mal auf." Fasziniert betrachtete ich sie. Sie war noch so klein und hatte trotzdem schon ein solches Leben. Das wünschte man wirklich keinem...

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Someone you loved / KookV
FanfictionEin junger Mann, welcher in seinem Leben scheiterte. Früher hatte er Liebe, Familie und Freunde. Was wollte man schon gross mehr? Doch in wenigen Augenblicken, kann alles was man sich einmal aufbaute, zerstört werden. Das Einzige was ihm noch blieb...