Kapitel 47

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Pov Jeon Jungkook

Mit Mie auf dem Arm lief ich zurück in mein Zimmer. Die Kleine schlief friedlich auf meiner Brust, während ich ihr sanft den Rücken kraulte. Sie war nach dem Wickeln direkt wieder eingeschlafen. Auch für sie war es ein anstrengender Tag... Schmunzelnd sah ich zu ihr herunter, bevor ich vorsichtig die Tür zu meinem Zimmer öffnete.

Leise schloss ich sie hinter mir und stand in vollkommener Dunkelheit da. Nur der Mond schimmerte leicht durch die Vorhänge hindurch, wodurch ich wenigstens noch ein bisschen etwas sehen konnte. Am Nachttisch schaltete ich Mies Nachtlicht an. Sofort erkannte ich zwei müde Augen, worauf ich schwach lächelte. Er ist wach...

Die Babyflasche, welche sich in einem wärme Beutel befand, stellte ich neben das Bett. Die Kleine drückte ich fester an meine Brust, bevor ich mich im Schneidersitz vor das Bett setzte. "Hey...", flüsterte ich in die Stille hinein. Ich wollte diese Atmosphäre nicht zerstören. Sie war gerade so ruhig und angenehm.

Mit schief gelegenem Kopf musterte ich hin. Seine Hände hatte Taehyung unter das Kopfkissen gelegt, während die Decke seinen ganzen Körper bedeckte. Stumm sah er mich eine Weile an, was ich erwiderte, bevor sein Blick auf Mie fiel. Seine Augen spiegelten so viel Liebe und Vertrauen aus, aber jedoch war da auch die Angst, welche in ihnen aufblitzte.

"W-wie geht es i-ihr?", fragte er leise in die Decke nuschelnd. Vorsichtig strich ich Tae eine Haarsträhne aus dem Auge, worauf er schüchtern seinen Blick senkte. "Mie geht es gut. Aber ich sollte wohl eher dich fragen, wie es dir geht..." Ein keines Seufzend entfuhr ihm, während er auf seiner Unterlippe herum kaute. "M-müde", war das einzige, was er von sich gab.

Zustimmend nickte ich, bevor auch mir ein Seufzen entfloh. "Warum bist du denn schon wach?" Vorsichtig wechselte ich meinen Arm, mit welchem ich Mie festhielt, da er mir langsam einschlief. Die Kleine wurde von Tag zu Tag schwerer. Tae sah ich währenddessen die ganze Zeit in die Augen. Ich konnte mich nicht mehr von ihnen losreissen. Wie ein Band, welches mich zwang ihn anzusehen...

Die ganze Zeit, in welcher er nicht bei mir war, habe ich es verdrängt, dass ich ihn vermisse. Einfach weil ich es nicht wahr haben wollte... Ich wollte nicht wahrhaben, dass ein Mensch mich so verletzten konnte. Mir so das Herz hinausreissen konnte...

"D-du warst nicht mehr da...", gab er zögerlich zu, bevor er seinen Blick von mir abwendete. "Ich habe... deine N-nähe nicht mehr gespürt." Fest biss ich mir auf die Unterlippe, um nicht wie ein Verrückter los zu grinsen. Ich konnte gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich ihn vermisst habe. "Süss..." Sobald ich dieses kleine Wort aussprach, verfärbten sich Taes Wangen leicht rötlich, worauf er sein Gesicht in der Bettdecke versteckte.

Eine kurze Weile beobachtete ich ihn leicht grinsend, bevor ich ihm Mie überreichen wollte. Mit grossen Augen sah er zu mir hoch, worauf ich ihn überlegend musterte. "Nimmst du sie? Ich will mir noch kurz etwas anderes anziehen." Zögerlich nickte er, während er die Decke anhob und sich aufsetzte. Seine Augen schimmerten mir müde entgegen, was ein Gefühl der Besorgnis in mir hervorrief. Er sollte nachher unbedingt weiterschlafen...

Mit der Kleinen im Arm stand ich auf und überreichte sie ihm. In diesem Moment sah er ein wenig hilflos und verunsichert aus, was mich stutzig machte. Was war nur mit ihm los... Ab dann wurde mir irgendwie bewusst, dass er viel mehr vor uns verschwieg. Waren es wirklich seine Gedanken, welche ihn so fertig machten...?

Nachdem ich die beiden kurz beobachtete, drehte ich mich schweren Herzens um und lief auf meinen Schrank zu. Aus diesem schnappte ich mir ein einfaches T-Shirt und eine Jogginghose. Ich wollte einfach nur noch ins Bett...

Während ich mich umzog spürte ich konstant Taes Blicke auf mir. Anscheinend konnte er genau so wenig seine Augen von mir lassen, wie ich von ihm. Wie es wohl weitergehen wird? Kann ich mir vorstellen wieder mit ihm zusammen zu kommen, würde dies überhaupt noch funktionieren? Um ehrlich zu sein wusste ich es nicht... Doch was ich ganz genau wusste, war dass ich die beiden nicht mehr alleine lassen werde.

Als ich mich wieder umdrehte, lag Tae seitlich im Bett, während er Mie vor sich betrachtete. Diese lag immer noch friedlich schlafend in der Mitte des Bettes, was mich wieder einmal zum Grinsen brachte. Sie war wahrlich ein kleiner Engel...

Mit wenigen Schritten befand ich mich bei der Nachttischlampe, welche ich ausschaltete. Kurz brauchten meine Augen eine Weile, bis ich die Umrisse der Gegenstände sehen konnte. Ich lief auf die andere Seite des Bettes, nur um mich in mein Bett zu legen und die beiden wunderschönen Wesen vor mir zu betrachten.

Tae strich Mie sanft mit den Fingerkuppen über den Rücken, während Mie sich mit ihren Händchen ins Bettlaken krallte. Seine Augen glitzerten, als er Mie beobachtete. Ein wunderschöner Anblick... Wenn ich daran dachte, dass dieser Mann heute wo möglich von uns gegangen wäre, lief es mir kalt den Rücken hinunter und erst jetzt wurde mir wirklich bewusst, in was für einer Verfassung er sich befand.

Jedoch war es schwer zu bemerken, dass es ihm nicht wirklich gut ging. Er stellte sich selbst, hinter alles andere. Das merkte man so gut bei Mie. Nicht dass es etwas Schlechtes wäre, aber dadurch vernachlässigt er sich selbst nur noch mehr... und das wollte ich nicht. Er war eh schon eher ein Mensch, welcher alles in sich hineinfrass. Genau wie ich... etwas was wir beide nicht mehr machen sollten.

"Schlaf jetzt...", flüsterte ich ihm leise zu. Trotz der Dunkelheit konnte ich sein Gesicht genaustens erkennen. Seine flauschigen Haare, die eingefallenen Wangen und seine wunderschönen Augen, welche mir entgegenblitzten. Mie hatte ihr engelhaftes aussehen definitiv von ihrem Papa...

"D-du gehst nicht w-weg?" Mit übergrossen Augen sah er mich an, was mir beinahe das Herz brach. Wir müssen unbedingt noch über ein paar Sachen reden... Stumm schüttelte ich meinen Kopf und breitete meine Arme nach ihm aus. "Na komm schon du grosses Baby.", meinte ich schmunzelnd zu Tae, worauf er zögerlich zu Mie sah, bevor er sich mir näherte.

Vorsichtig hob ich Mie hoch, nur um sie auf meiner Brust zu platzieren. Wenn Mie sich einmal im Tiefschlaf befand, wurde sie so schnell nicht mehr wach und das hatte definitiv ihre Vorteile. Ich platzierte mein Kissen unter mir bequemer und legte meine linke Hand sanft auf dem Rücken unserer Tochter ab. Unsere Tochter... Irgendwie hörten sich diese Wörter schön an...

Auffordernd nickte ich ihm zu, während er mich immer noch aus diesen grossen schokoladenbraunen Augen betrachtete. Er sah wirklich aus wie ein kleines verwundbares Baby... Leer schluckte ich einmal, als Tae vorsichtig seinen Kopf auf meiner Brust ablegte. Genau neben Mie... Vorsichtig hob ich meinen rechten Arm an, welcher zwischen uns lag, worauf er mich unsicher ansah.

Beruhigend lächelte ich ihn an, worauf ich den Arm um Tae legte und ihn noch ein Stück näher an meinen Körper zog, so dass er schon fast auf mir lag. Wie sehr ich seine Anwesenheit vermisst habe. Überrumpelt sah er mich mit offenem Mund an, was mich leicht zum Lächeln brachte. Ein kleiner Engel...

Nachdem ich den beiden einen kleinen Kuss auf den Kopf gedrückt habe, schloss ich zufrieden meine Augen, während ich beide Menschen ganz nah an meiner Seite hatte. Ich war glücklich wie schon lange nicht mehr. Nur ein paar Minuten später spürte ich, wie auch Tae seinen Arm um Mie legte und sich an mich drückte. Ich bemerkte sofort, wie sich mein Puls senkte und ich müde lächelte. Es konnte nichts passieren... Sie waren beide bei mir und ich werde auf sie aufpassen...

Someone you loved / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt