Pov Kim Taehyung
Mit stark klopfendem Herzen tapste ich Jin hinterher. Wir liefen geradewegs auf das Wohnzimmer zu, in Richtung von Mies schreien. Denn die Kleine weinte immer noch. Sie weinte zwar nicht mehr so stark wie am Anfang, aber dennoch tat es mir im Herzen weh, sie so schreien zu hören.
Als wir um eine Ecke liefen, betraten wir das Wohnzimmer, in welchem alle anderen versammelt waren. Hektisch zog ich an Jins Arm herum und wollte ihm sagen, dass ich nicht zu den anderen wollte. Ihre Reaktion auf das ganze wollte ich mir nicht ausmahlen...
Jedoch verliess kein einziger Ton meine Lippen. Mit rasendem Puls sah ich Jin dabei zu, wie er mich erbarmungslos zu den anderen schleppte. Alle sassen im Wohnzimmer vereint auf den Sofas, während ihre besorgten Blicke auf Jungkook lagen. Sie alle waren anscheinend so konzentriert auf das kleine Wesen in seinen Armen, dass sie uns nicht entdeckten.
Jungkook und Hobi sassen mit dem Rücken zu uns, während Yoongi uns schon entdeckt hatte. Skeptisch sah er uns kurz an, bevor er sich wieder abwendete. Als wir uns den anderen näherten, verlangsamte Jin seine Schritte, worauf ich mich in seinen Arm krallte. Noch nie in meinem Leben hatte ich so grosse Angst davor, was in den nächsten Augenblicken passieren könnte...
Sobald wir bei den anderen standen, fiel mein Blick auf Mie. Weinend lag sie in den Armen ihres Vaters, während sie sich in den Stoff seines T-Shirts krallte. Ihr Gesicht war vom vielen Weinen schon ganz rot. Mit gläsernen Augen betrachtete ich Mie und Jungkook. Nie in meinem Leben hätte ich gedacht, die beiden so zu sehen...
Durch Hoseok, welcher mich leicht in die Seite stupste kam ich wieder zur Besinnung. Unfreiwillig löste ich meinen Blick von den beiden und sah ihn verwundert an. "Na geh schon...", flüsterte er mir lächelnd zu, worauf ich mich unwohl umsah. Die ganzen Blicke waren entweder auf Mie oder mich gerichtet, was mich ziemlich unwohl fühlen liess.
Leer schluckte ich einmal, bevor ich mich zögerlich von Jins Hand löste. Ohne auch nur auf irgendwen zu achten, lief ich auf meine Tochter zu und auf den Mann, welcher mein Herz in seinen Händen hielt. Einzig und allein diese beiden standen für mich im Fokus. Meine beiden Engel...
Bei Jungkook angekommen, liess ich mich unsicher in die Hocke hinunter. Behutsam legte ich meine Hände auf Jungkooks Knien ab, welcher mich mit Adleraugen beobachtete. Seine Augen verfolgten jeden einzelnen meiner Schritte genau, als hätte er Angst, dass ich irgendetwas falsch machen könnte.
Mit einem mulmigen Gefühl blickte ich Jungkook noch einmal in die Augen, welche mich irgendwie trotz der Unsicherheit und Kälte, welche sie ausstrahlten, beruhigten. Jedoch schwebten meine Augen wie von selbst zu Mie, welche immer noch am Weinen war. Ihre Schreie waren verklungen und nur noch einzelne Schluchzer entflohen ihren Lippen.
Vorsichtig, da ich wirklich Angst hatte irgendetwas falsch zu machen, legte ich sanft meine Hand auf ihrer nasse Wange ab. Behutsam strich ich ihr mit den Fingerkuppen die verbliebenen Tränen weg. Ich mochte es nicht, wenn sie weinte...
Mies verweinte Augen glitten zu mir hinüber, worauf sich ein ehrliches Lächeln auf meinen Lippen bildete. "Hey Baby..." Meine Stimme glich nur einem winzigen Hauchen, da sie in diesem Moment komplett versagte. Viel zu überwältigend war das Ganze. Es schien so unecht...
Mies Augen glitzerten mir entgegen, was mein Herz schneller schlagen liess. Ihre Finger umschlossen sanft meine, als ich meine Hand von ihrer Wange entfernen wollte. Lächelnd betrachtete ich sie einfach nur die ganze Zeit, während es im ganzen Raum still war. Nur Mies Geräusche waren manchmal zu hören.
"Nimm sie.", flüsterte mir Jungkook zu, worauf ich verwundert zu ihm aufsah. Sein Gesichtsausdruck sah gequält aus, was mich leicht verunsicherte. Hatte ich etwas falsch gemacht? Unsicher nickte ich schliesslich und sah in Jungkooks braune Augen. Verzweifelt versuchte ich im Moment irgendwelche Emotionen zu suchen. Manchmal war er wie ein offenes Buch, doch in solchen Situationen war es eher schwierig.
Er verschloss sich, was uns alle früher sehr verunsicherte und teilweise auch verletzte. Wir wussten einfach nicht, ob er uns vertraute. In solchen Augenblicken bekam man nur schwer etwas aus ihm heraus. Jungkook verschloss sich vor uns...
"Nimmst du sie jetzt oder nicht..." Er redete immer noch leise mit mir, jedoch schwang jetzt mehr Druck in seiner Stimme mit. Zögerlich beugte ich mich nach vorne und liess meine Arme unter Mies zärtlichen Körper gleiten, worauf ich sie in meine Arme zog.
Vorsichtig legte ich sie auf meiner Brust ab. Ihren Kopf platzierte ich so, dass sie meinen Herzschlag gut hören konnte. Fest krallte sich Mie in meinen Hoodie, worauf ich ihr behutsam mit meiner rechten Hand über den Rücken strich.
Am Anfang quengelte sie noch leicht in meinen Armen herum, bis sie sich bewusst wurde, dass sie ihren Papa wieder bei sich hatte. Mit grossen Augen lauschte sie meinem Herzschlag, als sie zu mir hinaufsah. Mie konnte sich schon immer sehr schnell beruhigen, sobald sie das regelmässige Klopfen meines Herzens hörte. Früher reichte schon oft einfach mein Geruch oder meine Anwesenheit aus...
Seit einer langen Zeit strahlte ich richtig, was ich von mir selbst gar nicht mehr kannte. Lächelnd sah ich zu Hoseok, welcher meinen Blick sofort erwiderte und auffordernd neben sich klopfte. Mit Mie in den Armen stand ich vorsichtig auf und setzte mich zwischen Jungkook und Hobi. Letzterer war ein wenig zur Seite gerutscht, damit ich genügend Platz hatte.
Glücklich aber erschöpft setzte ich mich auf die Couch. Ein Knie winkelte ich an, während ich die Kleine an meinen Körper presste, jedoch immer aufpassend ihr nicht irgendwie weh zu tun. Ich ging mit Mie um, als wäre sie aus Glas. Man mochte es mir vielleicht nicht anmerken, aber ich ging anders mit ihr um als sonst. Einfach, weil ich Angst hatte, sie mit meinen Taten zu verletzen...
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Someone you loved / KookV
FanfictionEin junger Mann, welcher in seinem Leben scheiterte. Früher hatte er Liebe, Familie und Freunde. Was wollte man schon gross mehr? Doch in wenigen Augenblicken, kann alles was man sich einmal aufbaute, zerstört werden. Das Einzige was ihm noch blieb...