Pov Jeon Jungkook
Eingekuschelt lagen Tae und ich immer noch auf der Couch. Der Ältere döste friedlich in meinen Armen, während ich das ganze einfach nur mit einem Lächeln auf den Lippen betrachtete. Inzwischen hatte ich die Decke über uns ausgebreitet, damit Tae sich einigermassen erholen konnte.
Die anderen haben sich unbemerkt aus dem Raum geschlichen, als ich vorhin mit Tae geredet habe. In der Wohnung war es wieder ruhig, aber dieses Mal war es nicht eine unangenehme Stille, sondern eine angenehme. Es fehlte nur noch das leise Knistern des Feuers, welches im Kamin brannte, aber leider besassen wir so etwas nicht.
Vorsichtig rutschte ich ein Stück mehr in die Couch, um es mir bequemer zu machen. Tae wecken wollte ich aber dabei nicht... Das Ganze musste sehr an seinen Kräften gezerrt haben. Auf seinen Wangen sah man noch ein paar verbleibende Tränenspuren glitzern, welche ich sanft wegstrich. Meine Hand verweilte jedoch an seiner Wange und streichelte sie zärtlich weiter.
Ich schenkte ihm einen kleinen Kuss auf die Stirn, worauf er leicht im Schlaf brummte und sein Gesicht wieder in meinem Hoodie versteckte. Ein kleines Lachen entfuhr mir. Er war ein kleiner Engel... Mein kleiner Engel, welchen ich definitiv beschützen werde...
Schweren Herzens nahm ich meinen Blick von Tae, als Mie leicht zu quengeln begann. Die Kleine lag immer noch in ihrer Wippe und hat bereits zwei bis drei Stunden durchgeschlafen. Mie war wirklich ein kleines Murmeltier... Eigentlich hoffte ich, dass sie noch ein wenig schlafen würde, aber dies war wohl nicht der Fall.
Nach ein paar Minuten, in welchen sie sich neugierig umsah, begann sie schliesslich lauter zu quengeln bis es zu einem Geschrei überging. Da war wohl jemand nicht zufrieden oder vermisste ihre Eltern. "Warte kurz Kleine. Ich muss mich noch schnell um deinen Papa kümmern, welcher gleich zu dir kommt, ja?"
Auch wenn ich wusste, dass ich von ihr keine Antwort bekam, liebte ich es mit ihr zu reden. Es hat irgendwie eine beruhigende Wirkung auf mich und klingte meinen Stress ab. "Tae...", meinte ich leise, bevor ich ihm durch die Haare wuschelte. "Wir müssen uns um Mie kümmern..."
Ein brummendes etwas bewegte sich auf mir, bis es seine Augen öffnete und mich verschlafen ansah. "Mie quengelt.", erklärte ich Taehyung noch einmal, worauf ihm ein kleines Seufzen entfuhr. "Sie hat Hunger...", murmelte Tae, bevor er seinen Kopf wieder in meinen Hoodie versteckte. Ein Auflachen entfuhr mir, als ich ihn so verschlafen sah.
"Na komm steh auf. Ich mach Mie ihre Milch warm und du kannst dich kurz um sie kümmern." Leicht drückte ich ihn von mir weg, so dass er verschlafen auf meinen Beinen sass. Kurz rieb er sich durch die Augen, bevor er definitiv wacher aussah als vorher. Kurz schien er über meine Worte nachzudenken, bis er wohl realisierte, was er zu tun hatte.
"Ich... ich mache die Milch.", begann er zögerlich, worauf ich ihn fragend ansah. "Dann kannst du noch ein wenig Zeit mit ihr verbringen. Du hattest sie ja jetzt lange nicht bei dir." Mit diesen Worten stand er auf, bevor er mit schnellen Schritten in die Küche lief. Verwirrt starrte ich ihm hinterher.
Irgendetwas beschäftigte ihn noch, sonst würde er nicht immer so komisch auf Mie reagieren und das beunruhigte mich immer wie mehr. Ich habe schon mehrmals beobachtet, wie er praktisch vor ihr flüchtete. Seufzend stand ich auf und schlenderte zu Mie hinüber, welche mich grimmig ansah.
"Da ist die kleine Prinzessin nicht zufrieden, was?", meinte ich schmunzelnd zu ihr, bevor ich sie vorsichtig hochnahm und in meinen Armen ablegte. Aus ihren grossen nussbraunen Augen sah sie zu mir hinauf, bevor sie sich meine Kordel vom Hoodie schnappte und daran zog. Kopfschüttelnd machte sich das allzu bekannte Grinsen in meinem Gesicht breit.
"Tae ich bin in meinem Zimmer!", rief ich ihm noch zu, bevor ich im Flur verschwand. Schneller als gedacht, betrat ich mein Schlafzimmer, in welchem ich zu meinem Erstaunen Hoseok vorfand. Er lag in meinem Bett, mit einem mir unbekannten Buch in der Hand, welches er anscheinend gerade am Lesen war.
"Hobi? Was machst du denn hier?" Die Tür schloss ich nur leicht, da Tae ja eh noch kam. Mit Mie in den Armen setzte ich mich aufs Bett und sah Hobi fragend an. Sein Buch legte er sofort weg und setzte sich auf. Mit einem ungewöhnlich ernsten Blick sah er mir entgegen, was eigentlich recht selten vorkam.
"Ich muss mit dir über Tae reden... und wegen Mie.", rückte er schliesslich mit der Sprache raus, worauf es mir sofort dämmerte. Verstehend nickte ich, bevor ich kurz zu Mie sah, welche immer noch mit meinem Hoodie beschäftigt war. "Meinst du, weil er so zurückhaltend ihr gegenüber ist?" Von ihm bekam ich ein leichtes Seufzen, was mir schon Antwort genug war.
"Weisst du... er war damals sehr angeschlagen, als er Mie nicht mehr bei sich hatte. Darum verwundert es mich umso mehr, dass er sie jetzt so meidet. Irgendetwas gefällt mir an der ganzen Sache nicht." Überlegend zog ich meine Augenbrauen zusammen. Es musste etwas vorgefallen sein, anders konnte ich es mir nicht erklären.
"Du kannst dir nicht vorstellen wir sehr er sich gefreut hat, als wir Mie endlich gefunden haben. Es war als wäre sie sein Lebenssinn, das einzige wofür er sich noch täglich aufgerafft hat." Während Hoseok leicht in den Erinnerungen schwelgte, lächelte er verträumt vor sich hin. Ich war dem Älteren wirklich dankbar, dass er sich in den letzten Wochen so gut um Tae gesorgt hat. Womöglich wäre er sonst nicht mehr bei uns...
"Und jetzt bemerkt man nichts mehr davon...", gab ich zu bedenken und sah zu Mie hinunter. Denn es war wirklich so... Ich konnte mich nur zu gut erinnern, als Tae die Kleine zum ersten Mal, seit langem wiedersah. Gestern war regelrecht verzaubert von ihr und man sah ihm an wie glücklich er für einen kleinen Moment war. Aber seit heute war alles anders.
Zustimmend nickte er und zog nachdenklich eine Augenbraue nach oben. "Aber warum?" Das war eine Frage, welche auch mir Bauchschmerzen bereitete. Ich konnte Tae wirklich nicht einschätzen. Es gab Momente, in welchen ich genau wusste, was in ihm vorging, aber das war leider nicht immer so.
"Ich schaffe das schon... irgendwie. Mie braucht ihn, das sieht man deutlich." Hobi sah mich mit einem frechen Grinsen an. "Du bist ein toller Vater. Sie braucht euch beide..." Es tat immer wieder gut mit einem meiner Hyungs zu reden. Sie waren wirklich meine kleinen Energietanker.
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Someone you loved / KookV
FanfictionEin junger Mann, welcher in seinem Leben scheiterte. Früher hatte er Liebe, Familie und Freunde. Was wollte man schon gross mehr? Doch in wenigen Augenblicken, kann alles was man sich einmal aufbaute, zerstört werden. Das Einzige was ihm noch blieb...