Kapitel 6

1.4K 89 3
                                    

Pov Jeon Jungkook

Ungeduldig wartete ich mit der Kleinen in meinem Arm auf Jin. Dieser brauchte mal wieder Ewigkeiten, bis er fertig war... Gelangweilt sah ich auf die Uhr, eigentlich wollten wir schon am Morgen los, aber wir waren so müde, dass wir einfach wieder eingeschlafen sind.

Glücklich betrachtete ich Mie, welche friedlich an mich gekuschelt schlief. Jin und ich hatten nachgeschaut, wie man aus einem einfachen Tuch eine Trage bastelte, damit ich sie nicht die ganze Zeit auf meinen Armen tragen musste. Sanft streichelte ich über ihre kleine Wange, welche sie im Schlaf leicht aufplusterte.

An dem lauten Getrampel konnte ich war nehmen, wie auch Jin endlich kam. Im Eingangsbereich zog er sich die Schuhe an und schnappte sich seine Jacke, ehe er die Tür öffnete und mich auffordernd ansah. "Hopp! Was stehst du da noch so rum? Wir müssen los.", meinte er zu mir und tippte hektisch auf sein Handgelenk, auf welchem seine imaginäre Uhr lag. Betonung lag auf imaginär. Er besass keine Armbanduhr...

Belustigt trat ich aus der Wohnung und lief die Treppen hinunter, bis ich unten die Tür aufstiess und einmal tief die frische Luft einatmete. Die Sonne schien ziemlich kräftig für diese Jahreszeit und ich genoss die Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Gemeinsam liefen wir los, den direktesten Weg zu Hauptstrasse.

Die ganze Zeit lag meine Hand schützend auf Mie, welche ruhig vor sich hinschlummerte. Die Nacht war nicht gerade die einfachste... Immer wieder erwachten Jin und ich, da sie weinte und wir nicht genau wussten, was wir tun sollten. Doch als sie langsam müde wurde, vielen ihr plötzlich die Augen zu und sie driftete in einen ruhigen Schlaf.

"Was machen wir eigentlich, wenn wir jemanden finden?", fragte ich Jin besorgt. Immerhin hätte ich einfach das Kind weggenommen, falls wirklich jemand da war. Seufzend sah er zu mir. Durch die Maske, welche er trug, konnte ich nur seine Augen erkennen. Immerhin wollten wir nicht wirklich erkannt werden...

"Wenn wir Mies Eltern finden, werden wir versuchen ihnen zu helfen. Ich denke nicht, dass sie gerade ein schönes Leben führen." Mitfühlend sah er zu der Kleinen hinunter. Es war wirklich nicht schon auf der Strasse zu leben und vor allem nicht bei diesen Temperaturen. "Und wenn wir niemanden finden...", fuhr er zögerlich fort."...werden wir erst Mal mit der Kleinen zum Arzt gehen und sie abchecken lassen."

Zustimmend nickte ich. Das war wirklich keine schlechte Idee. Nicht dass sie noch irgendwie krank wird. Besorgt fuhr ich mir durch die Haare. Ich musste ehrlich sagen, dass ich das kleine Mädchen nicht mehr weggeben wollte... Sie hat sich über die Nacht wortwörtlich in mein Herz gefressen...

"Wo müssen wir jetzt lang?", fragte mich Jin und holte mich somit aus meinen Gedanken. Perplex sah ich mich um. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass wir schon fast da waren. "Da vorne!", mit meinem Finger zeigte ich auf einen Eingang, vor welchem mehrere Müllsäcke und Kartons lagen.

Als wir vor der düsteren Gasse standen, sah ich mich unsicher um. Auch am Tag machte sie nicht gerade einen freundlicheren Eindruck. Nur ein paar verzweigte Sonnenstrahlen gelangen bis nach ganz unten. Der Rest wurde von der Dunkelheit verschluckt. "Da drin warst du Mitten in der Nacht?! Alleine?!", fragte mich Jin aufgebracht und sah mich entsetzt an. Belanglos zuckte ich mit den Schultern, ehe ich in angrinste.

"Genau, siehst du? Ich bin kein Baby mehr!", meinte ich stolz zu meinem Hyung und lief schlussendlich in die Nebengasse hinein. "Nicht aufregen Jin! Alles ist gut.", murmelte Jin aufgebracht zu sich selbst, bevor er mir folgte. Wieder begegneten uns die vielen Verzweigungen. Aber da mein Orientierungssinn nicht wirklich schlecht war, fand ich den Weg auf Anhieb. Fröstelnd legte ich meine Arme um Mie, wohl fühlte ich mich nicht wirklich.

"Da drüben war es!", rief ich Jin zu, als ich den Innenhof wiedererkannte. "Da in dieser Kiste lag sie." Neugierig lief ich zu der Kiste, konnte aber nicht wirklich einen Unterschied zu gestern erkennen. Ein paar Decken lagen immer noch drin. Nur kleine Handschuhe konnte ich noch erkennen, welche ich wohl gestern übersehen hatte.

Neugierig sahen wir uns um. Erst jetzt erkannte ich, wie hoch diese Kartontürme überhaupt waren. Dahinter konnte man sich doch gut verstecken. Mie zog meine Aufmerksamkeit auf mich, welche leicht schmatzte. Zärtlich strich ich ihr über den Rücken. Über die Nacht hatte Jin ihre Kleider gewaschen, welche sie gestern anhatte, so dass wir sie ihr heute noch einmal anziehen konnten. Etwas anderes hatten wir ja noch nicht...

Weiter suchte ich die Gegend ab, bis Jin mich zu sich rief. Immer noch suchend lief ich zu ihm. "Was ist den Hyung?", fragend sah ich ihn an. Stumm zeigte er auf die Betonwand, auf welcher ein Blutfleck zu sehen war. Zögerlich sah ich mich genauer um und entdeckte auch am Boden welche.

Unwohl drückte ich die Kleine mehr an meinen Körper. "Komm wir gehen!", meinte Jin mit einem ernsten Gesichtsausdruck zu mir und packte mich am Ärmel meiner Jacke. "Ich denke hier werden wir nicht wirklich fündig..." Mit einem mulmigen Gefühl nickte ich. Was auch immer in dieser Gasse geschehen war, für jemanden ist es nicht gerade schön ausgegangen...

Someone you loved / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt