Pov Kim Taehyung
Unmotiviert trottete ich dem Jüngeren hinterher, welcher mich immer wieder besorgt ansah. Aber dies ignorierte ich gekonnt. Meine Wut war zwar inzwischen Weg, aber diese wurde durch die Trauer ersetzt.
Es verletzte mich. Mehr als ich zuerst dachte... Ich wusste überhaupt nicht, dass man mich so leicht abschieben konnte. Das ich von einer Sekunde auf die andere praktisch nicht mehr da war, obwohl ich auf derselben Bank sass. Das ich einfach so schnell das dritte Rad am Rande sein konnte. Warum verwunderte es mich überhaupt noch...
Jungkook wollte mir heute einen schönen Tag schenken und dafür war ich ihm wirklich unendlich dankbar. Ich habe mich so gefühlt, wie in der Zeit als wir noch zusammen waren. So stark, unverletzlich, beschützt und vor allem geliebt... Einen Moment, welchen ich definitiv nicht so schnell vergessen werde. Er hat sich praktisch in mein Herz gebrannt...
Leise seufzend, damit Jungkook nichts mitbekam, sah ich zu Mie hinunter. Die Kleine schlief nun wieder seit geraumer Zeit in ihrem Tragetuch. Man bemerkte nichts mehr von ihrem kleinen Albtraum, welchen sie vorhin hatte. Sie war immer noch dick eingewickelt in ihre und meine Jacke. Kalt haben konnte sie also nicht wirklich, aber ich war trotzdem froh bald wieder zuhause in der Wärme zu sein.
Am liebsten wollte ich jetzt nur noch mit Mie kuscheln. Einen warmen Kakao dabei trinken, mich in die Bettdecke einwickeln und meine kleine Tochter beobachten. Keine weiteren komischen Gedanken und Jungkook am besten aus seinem eigenen Zimmer sperren.
Es regte mich auf, wie verletzlich ich teilweise sein konnte. Das ich nicht einmal stark sein konnte und alles sofort so ernst nahm. Wieso konnte ich beispielsweise nicht ein Mensch sein, an welchem alles abprallte? Jemand dem es egal war, was andere über ihn dachten. Aber nein ich musste natürlich so eklig emotional und naiv sein. Schlimmer ging es wohl nicht...
Ahri blieb noch eine ganze Weile bei uns. Jungkook und sie schienen eine tolle Zeit zu haben, da brauchte man mich natürlich nicht wirklich zu beachten. Eigentlich wie immer, wenn wir uns mal zu dritt trafen... Jungkook wusste, dass ich sie absolut nicht mochte. Schon mehrmals habe ich ihm bereits meine Gründe erklärt, aber er sah Ahri nun mal nicht in dem Licht, wie ich sie sah.
Sie sah mich als jemanden, der ihr ihren Freund ausgespannt hatte. Dabei lief nie etwas zwischen ihnen... Soweit ich es auf jeden Fall wusste. Jungkook erzählte immer von seiner kleiner 'Schwester'. Er wollte schon immer eine Schwester haben. Natürlich liebte er seinen älteren Bruder über alles, aber eine Schwester war nun mal etwas anderes... So erklärte er es auf jeden Fall immer...
Vor etwa zehn Minuten wurden wir sie schliesslich los. Zu meiner Verwunderung bemerkte Jungkook, dass ich mich nicht wirklich wohlfühlte. Aber es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die beiden endlich verabschiedeten. Es war ein wunder, dass Ahri nicht noch gefragt hat, ob sie mit uns mitkommen könnte. Wenigstens besass sie noch ein wenig anstand.
Murrend wickelte ich wieder meine Arme um Mie und um meinen eigenen Körper. Nachdenklich zog ich meine Stirn hoch. Warum musste der heutige Tag so enden? Es war doch alles perfekt... Ich habe es wirklich genossen, mal wieder so die Zeit zu zweit, beziehungsweise zu dritt zu verbringen.
"Alles gut Tae?" Skeptisch sah Jungkook zu mir. Ich hatte überhaupt nicht bemerkt, wie er neben mir zu stehen kam. Verwundert hob ich eine Augenbraue und nickte ihm knapp zu. "Sicher alles gut..." Nach meinen leisen Wörtern, welche fast einem flüstern glichen, sah ich kurz in sein Gesicht, bevor ich wieder weiterlief. Ich wollte mich einfach nur noch in mein Bett verkriechen...
Zum Glück kam mir von weitem schon das hohe Gebäude entgegen, in welchem sich unsere Wohnung befand. Wenigstens etwas... Sofort beschleunigte ich meinen Gang und schlag meine Arme noch fester um Mie.
Warum war ich so verdammt verletzt...? Wenn es meine Gefühle für den Jüngeren nicht mehr geben würde, wäre alles nur halb so schlimm. Dann hätte ich es vielleicht ignorieren können... Ich meine, wer war ich denn schon gross? Ich war eben nur der Vater seiner Tochter, ein ehemaliges Bandmitglied und sein Exfreund. Aber das 'Ex' stand nicht umsonst davor...
So sehr ich diesen Tag auch genoss und es mich an unsere gemeinsame alte Zeit erinnerte, es war nicht mehr so... Jungkook liebte mich nicht mehr. Vielleicht sollte ich ihm ein wenig mehr Freiraum lassen, damit er sich endlich wieder jemand anderes suchen könnte. So lange er glücklich war, war mir mein Leid egal...
Als ich vor der Eingangstür meinen Schlüssel in der Jackentasche suchte, spürte ich, wie ich am Arm zurückgezogen wurde und direkt vor einem muskulösen Oberkörper haltmachte. Wie sehr hatte er bitte trainiert, dass man dies sogar durch seine Winterjacke sah. Heilige scheisse...
Überrascht sah ich geradewegs in sein Gesicht, welches mir liebevoll entgegenblickte. "Es tut mir leid Bärchen... ich wollte dich nicht ignorieren.", flüsterte er mir zu und legte eine Hand sanft auf meiner Schulter ab. Er hatte es bemerkt... Etwas was ich definitiv nicht dachte.
Kurz räusperte ich mich, um meine Unsicherheit zu überspielen, bevor ich ihm antwortete. "Alles gut...", nuschelte ich leise. "Du hast sie lange nicht gesehen, dann ist es natürlich klar, wenn du etwas Zeit mit ihr verbringen wolltest." Ein kleines Lächeln zwang ich mir auf meine Lippen, um Jungkook zu zeigen, dass alles okay war. "Ich freue mich wirklich für dich, dass du sie wiedersehen konntest."
Bevor er noch irgendetwas anderes sagen konnte, schloss ich endlich die Tür auf und lief gerade Wegs auf den Fahrstuhl zu. Mit mulmigem Gefühl wartete ich auf Jungkook, bevor ich schliesslich auf den Knopf für das oberste Stockwerk drückte.
Diese paar Sekunden, welche wir zu zweit in diesem kleinen Raum verbrachten, war die reinste Hölle für mich. Es tat mir wirklich leid, dass ich mich ihm gegenüber gerade so zurückhaltend verhielt, aber ich war verletzt. Verletzt und gebrochen... Ich war einfach ein dummer Idiot, welcher noch immer in seinen Exfreund verliebt war. Jemanden, welcher sich einfach nicht von einer wunderbaren Person lösen konnte, obwohl sie es schon längst hätte tun sollen...
Aber ändern konnte ich es jetzt auch nicht mehr. Vielleicht wäre es besser, wenn ich mir einfach mal eine Auszeit von allem nehmen sollte. Einfach mal einen Tag ganz alleine verbringen und versuchen den dunklen Gedanken nicht die überhand zu überlassen...
DU LIEST GERADE
Someone you loved / KookV
FanficEin junger Mann, welcher in seinem Leben scheiterte. Früher hatte er Liebe, Familie und Freunde. Was wollte man schon gross mehr? Doch in wenigen Augenblicken, kann alles was man sich einmal aufbaute, zerstört werden. Das Einzige was ihm noch blieb...