Kapitel 72

1K 69 8
                                    

Pov Jeon Jungkook

Nach meinen paar Worten rollten Taehyung nur so die Tränen die Wange hinunter. Zittrig krallte der Ältere sich ein wenig hilflos in meine Hände, welche sich immer noch in seinen befanden. Sein Kopf befand sich auf meinem Oberkörper, wo er praktisch von meiner Jacke verschlungen wurde, da er sich so fest an mich drückte.

Ohne grosse Worte legte ich meinen Kopf auf seinem ab, während ich ruhig mit seinen Händen spielte. Eigentlich dachte ich nicht wirklich, dass ich heute einen weinenden Tae in meinen Armen halten werde, aber das hier hatte definitiv Priorität. Ich wollte, dass es ihm gut ging. Mehr brauchte ich nicht... mehr wollte ich nicht.

Ein leises Schniefen entkam dem Älteren in meinen Armen, worauf ich eine unserer verschränkten Hände löste und diese auf seiner Wange platzierte. Ein leichtes Schmunzeln bildete sich auf seinen Lippen, bevor er seine Hand auf meine legte.

Stumm genossen wir beide einfach die Zeit zu dritt. Die Zeit, welche wir so lange nicht hatten und dafür umso froher waren, sie jetzt wieder miteinander verbringen zu können. Auch wenn ich niemals dachte, dass uns noch ein kleines Mädchen begleiten würde... Eine wundervolle Tochter, welche besser nicht sein konnte. Unser kleines Geschenk...

"Gehts wieder?", fragte ich ihn nach einer Weile leise, in welcher wir einfach nur dastanden und alles andere ausblendeten. Ohne auch nur irgendetwas zu sagen, lagen unsere Augen die ganze Zeit auf Mie, welche ruhig vor sich hinschlummerte und nichts von diesem grossen Durcheinander mitbekam.

Als Tae vorsichtig nickte und sich über das Gesicht strich, nahm ich meine Arme von ihm. Ohne mich jedoch einen Schritt von ihm zu entfernen und meine Augen die ganze Zeit besorgt auf ihm zu lassen. "Es tut mir leid...", meinte Tae mit noch zittriger Stimme und wagte es nicht einmal seinen Blick zu heben. "Was meinst du Bärchen?"

Sanft legte ich meine Finger unter sein Kinn und hob es an. Sofort traten mir schüchtern seine verweinten Augen entgegen, welche trotz all der Trauer in ihnen, wunderschön glitzerten. Zärtlich fuhr ich mit dem Daumen über seine Wange, die ganze Zeit den Blickkontakt haltend. "Ich wollte nicht die ganze Stimmung kaputt machen. Tut mir leid..."

Ein unmerkliches Seufzen entkam mir als Tae seine Augen wieder von mir nahm. "Du hast nichts falsch gemacht. Viel lieber will ich einfach, dass es dir gut geht und du glücklich bist, okay? Das hat für mich den grössten Vorrang." Schmunzelnd sah ich in Taes Augen, welche mich wieder beobachteten. Ich strich ihm noch die letzten Tränenspuren aus dem Gesicht, bevor ich wieder zum Reden ansetzte.

"Wenn du willst können wir das Treffen auch verschieben. Es würde mir nichts ausmachen.", erklärte ich Taehyung, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entsprach. Natürlich wäre ich enttäuscht, wenn das Treffen nicht stattfinden würde. Trotz meiner ganzen Nervosität habe ich mich nun mal sehr darauf gefreut. Einfach auch mal wieder Tae für mich zu haben....

Das schüchterne Lächeln, welches sich auf dem Gesicht meines Gegenübers ausbreitete, bestätigte mir, dass ich mir nur wieder zu viele Gedanken machte. "Nein ich will den Tag mit dir verbringen wirklich... Du hast extra etwas vorbereitet und das will ich dir nicht kaputt machen." Zögerlich zog er sich die Mütze tiefer ins Gesicht und legte seine rechte Hand wieder Beschützerisch auf Mies Körper ab. "Ausserdem mag ich es, wieder Zeit mit dir alleine zu verbringen...", gab er noch schüchtern zu, was mein Schmunzeln in ein breites Lächeln verwandelte.

"Dann komm... Wir sind gleich da." Voller Freude nickte der Ältere, worauf ich wieder seine Hand mit meiner verschränkte und ihn mit mir mitzog. Zuerst stolperte er mir leicht hinterher, bis er mit meinen energetischen Schritten mithalten konnte, da ich voller Vorfreude loslief. Das Kichern von Tae verriet mir, dass es ihm wieder ein wenig besser ging, was mir die Last vom Herzen nahm.

Ich wollte ihn nicht mehr weinen sehen... Sein Lächeln war viel schöner und verzauberte mich regelrecht. Natürlich war ein Mensch nicht immer glücklich, aber mit den richtigen Menschen an der Seite kann dies möglicherweise geändert werden. Einfach weil sie als stütze wirken... In den Armen des jeweils anderen zu liegen, fühlte sich so an als würde man beschützt werden. Als wäre man sicher...

Unbemerkt schlichen meine Augen immer wieder zu meinem Gegenüber, welcher sich neugierig die Landschaft ansah. Tae war genau, wie viele andere Menschen auch, jemand welcher seine Gefühle hinter einer Maske versteckte. Damit ihm auch wirklich niemand ansah, wenn es ihm schlecht ging. Auch ich brauchte eine Weile, um zu sehen wann es ihm nicht gut ging. Denn er kam nur selten von allein zu uns und seine Maske wirkte undurchdringbar. Einfach weil er uns nicht mit seinen Problemen belasten wollte...

Ich wusste überhaupt nicht mehr wie viele Male wir ihm bereits sagten, dass er immer mit seinen Problemen zu uns kommen könnte. Dass er uns nicht mit ihnen belastetet oder gar nervt. Denn dies war definitiv nicht so. Tae bedeutete uns allen sechsen die Welt. Selbst wenn es vor ein paar Monaten nicht so aussah.

Auch ich selbst habe mir versprochen auf ihn aufzupassen. Leider funktionierte das nicht so wie ich es wollte. Ich war blind vor Wut und so unglaublich verletzt von diesem ganzen Mist... Jedoch hätte ich ihm vertrauen sollen und natürlich tat ich genau das Gegenteil. Ich liess ihn allein. Mein Versprechen gebrochen... Darum werde ich jetzt alles Mögliche tun, um ihm zu helfen. Das er endlich bemerkt, dass er nicht alleine ist...

"Kookie, wo müssen wir jetzt hin?", hörte ich Tae neugierig fragen, worauf ich mich ein wenig irritiert umsah. Zu meiner eigenen Überraschung befanden wir uns schon beinahe am Eingangstor vom Park, welcher sich mitten in Seoul befand. "Da hinein.", erklärte ich ihm und zeigte auf den Eingang.

Sofort nickte der Ältere. Nun war er es, welcher mich voller Elan in den Park zog. Schmunzelnd liess ich ihn einfach machen. Er war glücklich... das war alles was ich heute erreichen wollte. Staunend betrachteten wir beide den beschneiten Park. Der ganze Park war mit einer glitzernden Schneeschicht überzogen. Die Sonne schien leicht auf uns herunter, worauf der Schnee glitzerte.

Dieser Winter gehörte definitiv zu den schönsten, welcher Korea je hatte. Überall sah man Kinder mit ihren Eltern, welche dick eingepackt fröhlich ihm Schnee spielten. Ältere Pärchen sassen auf den Bänken und sahen diesem Getümmel glücklich zu. "Denkst du Mie wird auch einmal ein so aufgewecktes glückliches Kind sein?", bekam ich von Tae die Frage gestellt, worauf ich zu ihm hinüberblickte.

Mit glitzernden Augen betrachtete er das ganze Schauspiel vor uns. Glücklich gab ich dem Älteren einen leichten Kuss auf die Schläfe und zog ihn tiefer in den Park hinein. "Sicher, sie kommt doch schliesslich nach uns. Wetten in ein paar Jahren werden wir genau so wie diese Familien aussehen."

"Denkst du wirklich?", kicherte der braunhaarige neben mir, worauf ich fröhlich nickte. Niemand wird sich mehr zwischen uns drei stellen da war ich mir sicher. Und auch ich werde diese beiden niemals mehr freiwillig verlassen. Ich liebte beide meiner Engel... Ich konnte mir einfach keinen Tag mehr ohne die beiden vorstellen. Das war nicht mehr möglich...

Someone you loved / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt