Kapitel 44

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Pov Jeon Jungkook

Hektisch rannte ich zu der Stelle hin, auf welcher Tae noch vor wenigen Augenblicken stand. Wie in Trance, sah ich ungläubig den Boden an. Das durfte nicht wahr sein... Ich befand mich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Ich durfte ihn jetzt nicht verlieren... bitte nicht...

Die beiden anderen Typen haben bereits das Weite gesucht, aber auf die achtete ich überhaupt nicht. In diesem Moment war mir Tae viel wichtiger... Als ich am Geländer ankam, suchte ich verzweifelt den ganzen Fluss ab, jedoch konnte ich ihn der wütenden Strömung absolut nichts erkennen. Unaufhaltsam floss das Wasser Richtung Osten und riss alles Mögliche mit sich mit.

Verzweifelt krallte ich mich ins Geländer, so dass meine Knöchel weiss hervortraten. Nervös lief ich auf der Stelle auf und ab. Das durfte nicht sein... nein... Er durfte jetzt nicht einfach so weg sein. Ich brauch hin doch... Mie braucht ihn...

Ein Schluchzen entwich meinen Lippen, bevor ich mich auf die Knie sinken liess. Meine Beine gaben einfach unter mir nach, so dass ich auf den nassen und kalten Boden fiel. Doch die körperlichen Schmerzen nahm ich überhaupt nicht wahr. Ich habe versagt, ein für alle Mal... Ich hatte einen der wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren und das nur, weil ich ihm nicht geglaubt und nicht zugehört habe. Ich war viel zu sehr geblendet, von den ganzen Artikeln und Fotos, welche plötzlich überall auftauchten.

Fest krallte ich mich in meine Haare, worauf ein heiser Schrei meine Lippen verlies. Bitte komm zurück... Lass uns nicht alleine... Warum bin ich so ein schlechter Freund... Warum habe ich dich alleine gelassen... Leise wimmerte ich immer wieder Taes Namen vor mich hin. Warum habe ich nicht früher erkannt, dass es dir nicht gut geht? Warum war ich so blind... Ich liebe dich doch...

Meine Sicht verschwamm immer wie mehr vor meinen Augen, bis mich ein zartes Wimmern aus meiner Trauer, in die Realität riss. Ich spürte, wie sich Hoffnung in mir breitmachte und eine Energie durch meinen Körper strömte. Sofort hob ich meinen Kopf und zog mich am kalten Geländer hoch. Die Tränen strich ich hastig weg, damit ich wieder etwas sehen konnte und tatsächlich hatte ich mich nicht verhört...

Tae hielt sich mit einer Hand auf einem kleinen Vorsprung der Brücke fest. Seine Augen hatte er fest zusammengekniffen und ich sah wie er mit sich haderte. Er hat sich fest gehalten... Er lebt noch... Ungläubig sah ich ihn an, während mir die erdrückende Last von den Schultern fiel und mich das Adrenalin packte.

Trotz meiner Angst um ihn, stieg ich langsam über das Geländer, welches ich mit meiner linken Hand festhielt. Ich musste jetzt einen kühlen Kopf bewahren... Meine Füsse stellte ich auf diesem kleinen Vorsprung ab, bevor ich in die Hocke ging. Vorsichtig streckte ich meine Finger nach seiner Hand aus. Sanft umschloss ich sein Handgelenk, worauf er wieder zusammenzuckte. Es schmerzte ihn so zu sehen. So verletzlich und erschöpft von allem...

Seine Hand war ganz kalt. Kein Wunder, wenn er ohne Jacke aus dem Haus lief, jedoch war dies gerade unser kleinstes Problem. "Tae...", flüsterte ich ihm leise zu, worauf er seine wunderschönen Augen öffnete und ihm ein fast lautloses Wimmern entfloh.

Er zappelte in meinem Griff herum, worauf auch ich langsam, aber sicher in Panik verfiel, da ich Angst hatte, dass er sich aus meinem Griff winden könnte. Wo blieben denn nur die anderen? Ich brauchte ihre Hilfe... dringend...

"Tae... bitte hör auf dich so zu bewegen. Ich werde dich ganz bestimmt nicht loslassen..." Stumm sah er mir in meine Augen und hörte tatsächlich auf. Jedoch spürte ich bald darauf ein schweres Gewicht auf meiner rechten Seite. Die Seite, mit welcher ich Tae festhielt. Hätte ich mich nicht ins Geländer gekrallt, wären wir beide in die Fluten des Flusses gefallen.

Denn Taehyung hatte sich komplett vom Stein der Brücke gelöst und baumelte frei in der Luft. Nur mein Griff verhinderte, dass er in die Tiefen fiel... Panisch verstärkte ich meine Griff um seine Hand und sah ihn bittend an. "Lass mich los Kookie...", hauchte er mir zu, worauf ich hektisch meinen Kopf schüttelte.

"Es wird mir da oben besser gehen..." Seine Stimme war so ruhig und monoton, dass es mir Angst machte. Mein Mund wurde auf einen Schlag vor Aufregung ganz trocken, während mein ganzer Körper zu zittern begann. "Bitte nicht... Bitte tu mir das nicht an."

Taes Augen lagen die ganze Zeit auf meiner Hand, welche ihn festhielt. "Und was ist mit Mie? Sie braucht beide Elternteile... Sie braucht dich..." Verzweifelt versuchte ich ihn irgendwie zu überreden. Ich durfte und wollte die Hoffnung nicht einfach so aufgeben. Für etwas musste dieses Gefühl doch da sein. Um uns in solchen Momenten noch genügend Kraft zu schenken...

"Sie hat dich und die anderen Hyungs, mehr braucht sie nicht..." Trotz seiner emotionslosen Stimme hörte ich wie seine Fassade langsam zu bröckeln schien und sich Tränen in seinen Augen bildeten. "Was soll ich machen, wenn sie nach dir fragt? Wenn sie wissen will, wo ihr Vater ist? Du kannst uns doch nicht alleine lassen..."

Langsam füllten sich meine Augen wieder mit diesen lästigen Tränen, denn mir setzte diese Situation mehr zu, als ich von aussen eigentlich vorgab. Alles hängte von mir ab, was mich mächtig unter Druck setzte. Tae hatte schon mit allem abgeschlossen und nur ich konnte ihn jetzt noch davon abhalten. Ich war der, welcher ihn gerade festhielt und verhinderte das er fiel...

Wenn meine Kraft jetzt nachlassen würde, gäbe es ihn nicht mehr. Ich würde nie wieder sein schönes Lächeln betrachten können oder ihn fest in meinen Armen halten...

"D-dann sag ihr, dass ich da oben bin...", flüsterte er brüchig und deutete auf den immer wie dunkler werdenden Himmel. "...und auf e-euch aufpassen werde..." Immer noch schüttelte ich meinen Kopf. Ich will und werde ihn nicht gehen lassen. Egal wie egoistisch dies gerade klang. Ich wollte ihn nicht gehen lassen...

"B-bitte lass mich dir wieder die schönen Seiten des Lebens zeigen... Noch einmal mit allem von vorne beginnen und diese schlimme Zeit hinter uns lassen." Bittend sah ich Tae aus verweinten Augen an. "Ich will für dich da sein... für euch da sein. Ich möchte jeden Tag neben dir aufwachen, während ich weiss, dass du friedlich und sicher in meinen Armen schläfst."

"Ich möchte mit dir und Mie neue und schönere Erinnerungen erschaffen. Also bitte wirf das nicht alles weg... Es tut mir leid... so unendlich leid..." Ich schaffte es nicht mehr in Taehyungs Gesicht zu blicken, worauf ich starr auf das Wasser sah. Ich hatte in diesem Moment so sehr Angst ihn zu verlieren, wie noch nie.

Von meiner Linken hörte ich mehrere Schritte, worauf ich sofort zu den drei Menschen sah, welche uns entgegenliefen. Als sie beim Geländer ankamen, sahen sie erschrocken zu uns hinunter. Blanke Panik spiegelte sich in ihren Augen, was ich nur zu gut nachvollziehen konnte. Ohne zu zögern sprang Namjoon über das Geländer, an welchem er sich schlussendlich auch festhielt und gegenüber von mir in die Hocke ging.

Mit besorgten, leicht wässrigen Augen reichte er Tae seine Hand, welcher diese aber nur ansah. Er machte nicht wirklich den Eindruck, sie entgegen zu nehmen, was mir einen kleinen Stich ins Herz versetzte....

"B-bitte... kämpf für Mie... kämpf für mich und kämpf für dich...", presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Mein ganzer rechter Arm zitterte vor Anstrengung, aber ich wollte ihn auf keinen Fall loslassen. "Tae bitte nimm meine Hand.", bat ihn nun auch Namjoon und man hörte seine Verzweiflung nur zu gut heraus.

Immer wie mehr Tränen sammelten sich in Taes braunen Augen, worauf sie mir entgegen glitzerten. Für einen kleinen Moment versank ich in ihnen. Es war eine unsichtbare Kraft, welche uns immer wieder verband... Stumm sah ich ihn bittend an, meine Augen verrieten in diesem Moment genug... Ich brauch dich doch... auch wenn diese Erkenntnis erst viel zu spät kam...

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Eigentlich wollte ich zuerst aus Kapitel 44 und 45 ein grosses Kapitel machen. Aber da kam ich auf über 2300 Wörter und ich wollte es nicht kürzen... Darum habe ich es jetzt halbiert, da ich dachte, dass das Kapitel zu lang wäre. 

Hoffe das geht in Ordnung so und ihr seid mir nicht all zu böse.😔💜

Was mich noch wundert. Was ist für euch die angenehmste Länge für ein Kapitel? Ich bin mir da nämlich noch recht unsicher, wie lang ich ein Kapitel machen sollte... Momentan bin ich bei 1000 Wörter pro Kapitel.🤔

Someone you loved / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt