Pov Kim Taehyung
Verwirrt sah ich nun auch Jin hinterher, welcher gerade eben im Aufzug verschwand. Man sah ihm deutlich an, dass er sich Sorgen machte. Nicht nur um Hobi, sondern auch um Jungkook. Er ist nach unserem Augenkontakt gegangen. War ich so schlimm...?
Frustriert seufzte ich leise und drehte mich wieder vom Aufzug weg, in welchem Jin vor mehreren Minuten verschwand. Wie es Jungkook wohl ging? Anscheinend gar nicht so schlecht. Anscheinend lebte er sein Leben weiter... auch ohne mich... Der eine vermisst, während der andere vergisst...
Meine Gedanken wurden unterbrochen, durch einen jungen Arzt, welcher uns begrüsste. "Guten Abend. Ich bin Herr Choi, der behandelnde Arzt von Jung Hoseok." Er verbeugte sich höflich vor uns, was wir ihm gleichtaten. "Wie geht es ihm?", kam die Frage von Yoongi. Überrascht sah ich zu ihm, da er den ganzen Abend noch kein Wort von sich gegeben hatte.
"Den Umständen entsprechend gut. Er hatte sehr viel Glück, der Unfall hätte definitiv schlimmer ausgehen können." Starr sah ich auf den Boden und verarbeitete die Wörter des Arztes. Es hätte schlimmer ausgehen können... Das heisst... er hätte wirklich sterben können. Eine Gänsehaut flog über meinen Körper, als diese Gedanken meinen Kopf eroberten.
"Es dürfen momentan nur zwei Personen zu ihm, da er auf der Intensivstation liegt. Aber ich denke in ein paar Tagen wird er auf ein normales Zimmer verlegt werden können." Zögerlich sah ich zu Dawon, welche aufmerksam dem Arzt zuhörte. Nach dem dieser fertig gesprochen hatte, sah sie mich aufmunternd an.
"Wir beide gehen!" Mit einem Ruck stand sie auf und nahm meine Hand in ihre, worauf sie mich leicht anlächelte. Im Augenwinkel sah ich, wie Jimin und Yoongi sich darüber beschweren wollten, aber von Namjoon aufgehalten wurden. Danach sah er seufzend zu Dawon und mir. "Na geht schon... Wir kommen ein anderes Mal."
Dankend nickte Dawon ihm zu, während ich ihm ein zögerliches Lächeln schenkte. "Wir können uns in zwei Tagen vor dem Krankenhaus treffen. Ich denke mein Bruder wird sich sehr freuen euch wieder zu sehen. Er hat euch wirklich vermisst..." Das erste Mal heute, sah sie die drei mit einem liebevollen Blick an, was die anderen leicht zum Schmunzeln brachte.
"Sagst du bitte den anderen beiden Bescheid?", fragte sie Namjoon, welcher ihre Frage bejahte. Dawon verabschiedete sich noch bei den dreien, bevor sie mich an meiner Hand mitzog und dem Arzt folgte. Aufgewühlt sah ich über meine Schulter zu den anderen zurück, welche betreten auf den Boden sahen. Doch sie verschwanden aus meinem Blickfeld, sobald wir um die Ecke bogen.
Zögerlich stolperte ich Dawon hinterher, bis der Arzt vor einem Raum stoppte. Herr Cho erklärte uns, auf was wir alles achten sollten und dass wir mindestens zehn Minuten bei ihm sein dürfen. Sofort stimmten wir beide zu und desinfizierten noch unsere Hände, bevor wir uns von Herrn Choi verabschiedeten.
Vorsichtig drückte ich die Türklinke hinunter und öffnete die Tür. Ein komplett weisser Raum kam mir entgegen, welcher mich verrückt machen würde. Man hörte ein regelmässiges Piepen, welches mich eigentlich beruhigen sollte. Doch es machte mich nervös...
"Alles gut?", kam die Frage von hinter mir, worauf ich unsicher nickte. Ängstlich sah ich hinter der Tür hervor, nur um einen schlafenden Hobi zu erblicken. Tausende von Kabel hingen an ihm, während sein rechter Fuss in einem Gips verschwand. Ohne die ganzen Verletzungen sah es einfach so aus, als würde er friedlich schlafen...
Auf seiner Stirn prangte eine grosse Platzwunde, welche mit mehreren Stichen genäht worden war. Seine Arme zeigten viele blaue Flecken auf, welche das Bild noch einmal verschlimmerten. Mit wässrigen Augen trat ich endlich hinter der Tür hervor. Zittrig lief ich auf ihn zu und stellte mich neben meinen Hyung ans Bett.
"Es tut mir so leid...", hauchte ich ihm zu, während ich seine Hand in meine nahm. Eine kleine Träne kullerte über meine Wange, als ich Hoseok da so liegen sah. Es tat weh... Zu wissen, dass er möglicherweise wegen mir im Krankenhaus lag, tat weh...
Zu diesem Zeitpunkt, war ich auf einem Level angekommen, in welchem ich mir für alles Mögliche die Schuld gab. Da die Angst, die Verlustangst grösser war als das Vertrauen in mich selbst, aber auch in andere Menschen. Alles was ich wusste, dass die schlimmsten Sachen durch meine Fehler geschehen waren.
In meiner Verzweiflung bemerkte ich gar nicht, wie Dawon sich auch zu uns gesellte und unbemerkt auch ein paar Tränen verlor. Sie war auf jeden Fall eine starke Person, aber wenn es um ihren Familien- und Freundeskreis ging, hatte auch sie ein weiches Herz. Einen weichen Stein, welcher sie teilweise hinter ihrer Grobheit versteckte...
Dawon nahm Hoseoks andere Hand in ihre und kniete sich runter. "Was machst du nur für Sachen...?", murmelte sie leise vor sich hin, so dass ich sie fast nicht mehr verstand. Einer meiner Tränen tropfte auf die Bettwäsche, was mich wieder zurück in die jetzige Welt beförderte. Eine Welt mit der bitteren Realität, welche wie eine Faust im Magen einschlug.
Nach einer Weile wischte sie sich eine kleine Tränenspur weg und strich eine Haarsträhne nach hinten. "Er wird schon wieder. Hoseok ist stark, er schafft das schon." Man hörte deutlich hinaus, dass sie mich versuchte aufzumuntern und für mich nicht in Tränen ausbrechen wollte. Mit roten Augen sah ich zu ihr hinüber, bevor ich beschloss sie in meinen Arm zu nehmen. Aus irgendeinem Grund wusste ich, dass sie dies gerade mehr brauchte als ich...
Auf wackeligen Beinen stand ich auf und lief zu ihr hinüber, nur um sie fest in meine Arme zu schliessen. Ein kleines Schluchzen entfuhr ihr, was mich nur noch schlechter fühlen liess. Zögerlich drückte ich sie enger an mich, worauf sie nun endlich die Umarmung erwiderte. Immer wieder entfuhren ihr kleine Schluchzer, während ich stumm vor mich hin weinte.
Nach ein paar Minuten lösten wir uns voneinander, worauf Dawon sich die Tränen wegstrich und sich ein Lächeln aufzwang. "Ich nehme dich zu mir nach Hause. Ich will dich in diesem Zustand nicht alleine lassen..." Unbehagen kroch in mir auf als sie dies ansprach, bevor ich zögerlich nickte. Und schon wieder fiel ich jemandem zur Last...
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Someone you loved / KookV
FanfictionEin junger Mann, welcher in seinem Leben scheiterte. Früher hatte er Liebe, Familie und Freunde. Was wollte man schon gross mehr? Doch in wenigen Augenblicken, kann alles was man sich einmal aufbaute, zerstört werden. Das Einzige was ihm noch blieb...