Kapitel 62

1.2K 77 2
                                    

Pov Jeon Jungkook

Wie erstarrt sass ich einfach da und beobachtete den weinenden Jungen vor mir, welcher sich wahrscheinlich gerade das erste Mal seit langer Zeit, die Sorgen von der Seele redete. Um ehrlich zu sein sah ich ihn noch nie so zerbrechlich, so kaputt...

Nur am Rande bekam ich mit, wie er mich immer wieder verunsichert von der Seite ansah und wieder begann mit seinen Fingern zu spielen. Ich hatte es noch nie so sehr aus seiner Sichtweise betrachtet. Die Angst davor Mie zu verletzten...Jedoch kannte ich ihn, manchmal besser als Tae sich selbst. Er könnte seine Tochter unter keinen Umständen so verletzten, wie er sich einredete. Das war schier unmöglich...

Den Gedanken an diese zwei Jungs, welche ihm so einen Schwachsinn einredeten, machte mich wütend. Warum tat man so etwas? Warum musste man einen Menschen noch mehr zerstören als er sonst schon war...?

Ein Wimmern und das Ziehen an meinem Hoodie katapultierte mich wieder zurück in unsere Welt. Geschockt sah ich den jungen Mann vor mir an, welcher gerade so aussah als würde er vor lauter weinen gleich zusammenbrechen. Immer wieder entfuhren ihm laute Schluchzer, welche er versuchte mit seiner Hand abzuschirmen.

Sofort drückte ich ihn erschrocken an meine Brust, worauf er seine Hände in meinen Hoodie krallte und sein Gesicht in meiner Brust versteckte. Die Schluchzer, welche immer wie häufiger zu hören waren, zertrampelten mein Herz in mehrere Stücke. Ich konnte ihn nicht so traurig sehen...

Beruhigend strich ich ihm über seinen Rücken, so wie ich es vorhin bei Mie tat. Als ich einen kurzen Blick zu unserer Tochter riskierte, sah ich, dass auch sie aus ihrem Schlaf gerissen wurde. Ein leises Seufzen entfuhr mir was aber in Taes Schluchzern direkt unterging. "Tae... beruhig dich bitte... Ich bin doch da."

Unerwartet drückte sich Tae nur noch näher an mich und setzte sich auf meinen Schoss und umklammerte mich wortwörtlich wie ein kleiner Affe. Beruhigend schlang auch ich meine Arme fest um den Älteren und hoffte, dass ich ihn so ein wenig mit meiner Nähe beruhigen konnte.

"Tae, Schau mich an...", gab ich leise von mir und versuchte mich nach ein paar Minuten ein wenig von ihm zu lösen, so dass ich direkt in sein Gesicht sehen konnte. Leider bewirkten meine Worte genau das Gegenteil von dem, was ich eigentlich gerne hätte erreichen wollen, denn er drückte sich nur noch näher an mich. "Bärchen ich werde dich nicht loslassen versprochen, aber schau mich bitte an."

Kaum hatte ich seinen Spitznamen ausgesprochen, löste er seinen Griff leicht um mich. Du machst es mir nicht gerade leicht... Zärtlich schob ich ihn von mir, bis er sich nach ein paar Sekunden von mir wich, ohne jedoch seinen Griff um mich zu lösen. Besorgt strich ich ihm mit meiner rechten Hand seine Tränen weg, welche immer noch langsam den Weg über sein Gesicht fanden. Vorsichtig schmiegte er seine warme Wange näher an meine Hand.

Beruhigend lächelte ich ihn an. "Du machst nichts kaputt, ja? Wenn ist es meine Schuld, dass sich unsere Gruppe auflöste, da ich dir nicht zugehört habe und dir nicht vertraute. Obwohl ich eigentlich hätte wissen sollen, dass du mich nie hättest betrügen können... Es tut mir leid, ja? Aber am wenigsten hast du Schuld an unserer Auflösung, du konntest doch nichts dafür, dass plötzlich so ein Foto auftauchte."

Liebevoll strich ich ihm eine Strähne aus seinem Auge und zog ihn an der Hüfte wieder näher zu mir. "Hobi hat mir erzählt was damals passiert ist...", begann ich vorsichtig, worauf der Angesprochene mich nur leicht irritiert anblickte und sich einmal über die nassen Augen fuhr. "Er hat mir das erzählt, was du ihm damals gesagt hast. Die Nacht, in welcher du Mie verloren hast. Sei ihm nicht böse, ja? Ich wollte es unbedingt wissen..."

Ein wenig Schuldig vermied ich den Blick in Taes Augen, da mir Hoseok, dass alles hinter Taes Rücken erzählte. Vielleicht wollte er das gar nicht. Jedoch mich seine Antwort wieder beruhigt ausatmen. "A-alles gut... Mir ist es fast lieber, dass Hobi es dir erzählt hat und ich es nicht musste." Ein kleines Seufzen entfuhr ihm als er versuchte leicht zu lächeln und zu Mie sah.

"Weisst du wie ich das ganze sehe?" Neugierig betrachtete ich den Älteren, denn ich sah diese Nacht ganz anderes. "Du hast die Kleine beschütz, weil du ganz genau wusstest, dass diese Idioten dir, möglicherweise auch ihr, wehgetan hätten.", antwortete ich auf sein Kopfschütteln.

"Indem du sie versteckt hast, hast du möglicherweise ihr Leben gerettet, denn um ehrlich zu sein möchte ich mir nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn die beiden Mie bei dir gefunden hätten. Du hast sie beschützt, verstehst du das? Du hast sie nicht alleine gelassen, dass wurdest du nämlich nie tun..."

Aufgewühlt sah ich in Taes wässrige Augen, was mir selbst die Tränen in die Augen rieb. Er konnte nichts dafür, absolut nichts. Das Schicksal schlägt manchmal für uns unerklärliche Wege ein, welche wir ohne Wahl akzeptieren müssen. Doch vielleicht hatte das alles einen bestimmten Grund.

"Mie wäre nach dieser Nacht wahrscheinlich stark unterkühlt gewesen und ich weiss, dass du keine Möglichkeit ausgelassen hättest, damit es ihr wieder besser gehen würde. Ich weiss, dass du die Kleine um jeden Preis beschützen würdest, als entfern dich bitte nicht von ihr. Sie braucht dich, besonders in dieser Zeit..."

Nach meinem kleinen Dialog rannte mir eine Träne über das Gesicht, was ich einfach so abtat. Stumm sah ich Tae in die Augen, welcher meinen Blick nachdenklich erwiderte. "Bitte versuch deine Ängste zu bekämpfen. Du bist nicht umsonst Kim Taehyung... Du bist der Junge, welcher mir gezeigt hat, dass man mit den richtigen Menschen alles schaffen kann. Du hast mir damals so unglaublich geholfen, also lass mich jetzt bitte dir helfen."

Ohne auch nur ein Wort von sich zu geben starrte Tae zuerst Mie einfach nur an, bis sich ein unsicheres Schmunzeln auf seinen Lippen bildete. "Ich habe sie beschützt...?", fragte er mich hauchend, seine Arme und Beine immer noch um mich geschlungen.

"Ja hast du. Du hast nie etwas anderes gemacht... Du wolltest immer nur das Beste für sie.", bestätigte ich ihm noch einmal und sah ihn bittend an. "Kämpfe Tae. Ich weiss, dass du das Schaffen kannst..." Endlich sah er wieder zu mir und betrachtete stumm die Tränen, welche es wieder aus meinen Augen schafften. Ich wollte ihn doch bloss nicht verlieren...

Beschützend schlang ich meine Arme nur noch fester um ihn, worauf er mir sanft meine Tränen wegwischte, was mich leicht lächeln liess. Wir verstanden uns ohne Worte und dass war auch heute noch so. Wortlos legte der Ältere seine Stirn auf meine und schloss seine Augen. Glücklich betrachtete ich ihn, bevor ich es ihm gleichtat und meine Augen schloss. Seine Nähe geniessend...

Denn ich wusste, dass er mir damit ein stummes Versprechen gab. Das Versprechen, dass alles wieder besser wird... das Versprechen zu kämpfen...

Someone you loved / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt