Kapitel 5

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Pov Kim Taehyung

Flatternd öffnete ich meine Augen. Meine Sicht war komplett verschwommen. Ich wusste nicht, wie lange ich einfach nur da lag. Ich fühlte mich Tod, als würde kein Leben mehr in mir stecken. Nur der Schmerz in meinem ganzen Körper machte mir klar, dass ich doch noch lebendiger war, als ich sein wollte

Allein lag ich in irgendeiner Gasse, zwischen mehreren Bergen aus Karton versteckt. Sie hatten mich gestern einfach hier liegen lassen... In der Zwischenzeit war es bereits hell, was mir verriet, dass die kalte Nacht ein Ende hatte.

Mie... Nur ein kleines Wort, brachte mich in ein paar Sekunden zurück ins Leben. Ruckartig setzte ich mich auf, was sich als keine gute Idee darstellte. Sofort zog sich ein unglaublicher Schmerz durch meinen ganzen Körper. Stöhnend hielt ich mir den Kopf. Was haben diese Idioten nur mit mir angestellt...

Als ich meine Hand runternahm, bemerkte ich etwas Rotes an meinen Fingern. Panisch sah ich meine Hand an. Ich blute... Beunruhigt atmete ich einmal tief ein und aus. Ich durfte jetzt keine Panik schieben, ich musste zu Mie...

Mit zittrigen Beinen versuchte ich aufzustehen und halt an einer Wand zu finden, da schwarze Punkte vor meinen Augen auftauchten. Tief atmete ich noch einmal durch und schloss die Augen. Ich durfte jetzt nicht aufgeben. Mit wackeligen Schritten versuchte ich hinter dem Kartonberg heraus zu kommen. Bei jedem Atemzug schmerzte meine rechte Seite, schützend hielt ich meine Hand an die Stelle und hoffte, dass so der Schmerz verschwinden würde.

Auch mein rechter Fuss schien nicht wirklich so gut davon gekommen zu sein. Jedes Mal, wenn ich den Fuss absetzte zog sich ein fürchterlicher Schmerz durch mein Fussgelenk. Beim genaueren Hinsehen bemerkte ich auch wie er leicht angeschwollen war...

Aber in diesem Moment war es mir egal. Ich musste zu meiner Tochter, sie war schon viel zu lange allein. Mit langsamen, aber konstanten Schritten kam ich schliesslich hinter dem Berg hervor. Mir viel sofort die Kiste in mein Sichtfeld, in welcher ich Mie abgelegt hatte. Doch ich spürte, dass irgendetwas anders war...

Beunruhigt humpelte ich zur Kiste, nur um vor ihr zusammenzubrechen. Ungläubig starrte ich einfach nur die leere Kiste an. Mie war weg... Mein einziger Halt, welchen ich hatte, war weg... Meine Tochter war weg... dabei hatte ich doch versprochen, immer bei ihr zu bleiben... und auf sie aufzupassen...

Eine kleine Träne kugelte über meine Wange, während ich einfach nur wie erstarrt die Kiste ansah. Wo ist meine Tochter...? Mein ganzer Körper tat weh, doch es war nicht das, was am meisten schmerzte. Es war mein Herz, welches mir sagte, dass ich als Vater versagt habe... Ich konnte Mie nicht beschützen... Ich wusste nicht, ob es ihr gut ging...

Ich legte mich auf dem Boden zu einer kleinen Kugel zusammen und sah einfach nur gerade aus. Nur ein paar einzelne Tränen flossen meine Wange hinunter bis sie anschliessend auf den Boden fielen. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich es überhaupt nicht realisieren, ich war in einer Schockstarre gefangen...

Warum habe ich mich gestern nur dazu entschlossen an den Fluss zu gehen? Warum habe ich diese scheiss Nebengasse verlassen...? Sie wäre noch bei mir, bei mir in meinen Armen... Ich könnte ihr durch die kleinen, feinen Haare streichen und ihr wunderschönes Gesicht betrachten... Als ich an die Kleine dachte, füllten sich meine Augen nur so mit Tränen und mehrere Schluchzer entwichen mir... Ich habe sie verloren...

Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich Mie zur Adoption freigegeben hätte. Sie hätte nicht schon, als Baby auf der Strasse leben müssen. Sie wäre bei einer Familie, welche Mie sicher von ganzem Herzen liebten und nicht einen Vater, welcher nicht auf seine eigene Tochter aufpassen kann... Ich war ein Nichtsnutz... Abschaum, ein dummer Idiot, welcher sein Leben nicht auf die Reihe bekam...

Aber ich brachte es damals nicht übers Herz, sie an eine andere Familie abzugeben. Ich konnte mich einfach nicht von der Kleinen lösen. Mie zog mich schon damals in einen Bann... Sie war ein Geschenk, welches mein ganzes Leben auf den Kopf stellte... ohne Mie bin ich nichts... Ob es egoistisch war? Ja, war es. Es war egoistisch von mir gewesen, sie bei mir zu behalten, obwohl ich wusste, dass ich ihr nie so ein Leben bieten könnte, wie sie es verdient hätte...

In diesem Moment durchrasten mich unendlich viele Gefühle. Trauer, Enttäuschung, Wut... Wut auf mich selbst, da ich einfach alles in meinem Leben vermassle. Warum gab es mich überhaupt noch...? Ich mache doch eh immer alles falsch...

Someone you loved / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt