Kapitel 32

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Pov Jeon Jungkook

Als ich Tae einen Tee zubereitete, rollten unaufhörlich kleine Tränen über meine Wange, welche ich aber immer wieder tapfer wegstrich. Ich sollte jetzt nicht weinen, nicht hier... Während der Tee zog, füllte ich ihm seine Wasserflasche auf, damit er auch auf jeden Fall genügend trinken würde.

Denn ohne, dass ich es wirklich wollte, machte ich mir sorgen um Taehyung. Vielleicht sogar noch mehr als ich wirklich sollte... Tae rief in diesem Moment wieder Gefühle in mir hoch, welche ich hoffte, nie wieder für ihn zu verspüren. Wie sehr man sich doch manchmal täuschen konnte...

Neben dem Herd lagen ein paar Tabletten, welche das Fieber senken sollten. Seufzend nahm ich diese in meine Hände und spielte nachdenklich mit ihnen herum. Alles war gut, bevor du mir mein Herz herausgerissen hast und darauf herumgetrampelt bist... Warum hast du das getan? War ich dir denn nicht gut genug? Bei diesem Gedanken rollten schon wieder mehrere Tränen meine Wange hinab. Warum nur...

Durch das Weinen von Mie wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Panisch rannte ich ins Wohnzimmer, nur um auf meine weinende Tochter zu treffen. Bitte nicht weinen... Schnell nahm ich sie aus ihrer Babyschale und wiegte sie hin und her. "Bitte beruhig dich...", flüsterte ich ihr zu, während ich ihre Tränen wegstrich. Leise summte ich irgendeine Melodie vor mich hin, in der Hoffnung sie damit beruhigen zu können. Zu meinem Erstaunen hörte sie komplett mit dem Weinen auf und sah mich aus ihren müden Augen an.

Mit langsamen Schritten lief ich im Wohnzimmer auf und ab. Immer wieder fielen Mie die Augen zu, was ich leicht lächelnd beobachtete. "Alles ist gut... Dein Appa ist hier und lässt dich nicht alleine...", hauchte ich ihr zu. Doch tief in mir drin, schmerzten diese Worte...

Denn ich wusste, dass ich nicht ihr leiblicher Vater sein konnte. Niemals... Dieser Gedanke wirbelte, die ganze Vergangenheit wieder auf. Die Vergangenheit, welche ich hoffte, einfach vergessen zu können. Aber dennoch war sie so präsent wie noch nie zuvor...

Als ich mehr oder weniger sicher war, dass Mie eingeschlafen ist, legte ich sie auf die Couch ab. Die Decken und Kissen legte ich so hin, dass sie nicht hinunterfallen konnte. "Ich bin gleich wieder da...", flüsterte ich Mie zu, bevor ich ihr einen kleinen Kuss auf die Stirn gab. Vorsichtig strich ich ihr durch ihre feinen Härchen auf dem Kopf.

Nach einem kleinen Seufzen lief ich zuerst in die Küche, um die Sachen für Tae zu holen. Danach lief ich mit zögerlichen Schritten ins Schlafzimmer, in welchem sich der Kranke befand. Sobald ich das Zimmer betrat, blickten mir zwei wache Augen entgegen. Er hatte sich im Bett aufgesetzt und atmete hektisch, während er sich in die Bettdecke krallte.

Wortlos wollte ich ihm seinen Tee und die Tabletten überreichten, doch ich traf einfach nur auf zwei ängstliche Augen. "I- ich habe mir das... das Babygeschrei nicht e-eingebildet, oder?" Unsicher kaute ich auf meiner Lippe herum, bevor ich leicht meinen Kopf schüttelte. Sichtlich unwohl sah er stur auf die Decke und verzog kurz schmerzhaft das Gesicht.

"Nimm die.", meinte ich mit relativ fester Stimme zu ihm, worauf er seinen Blick anhob. Mit zitternden Fingern schnappte er sich die beiden Sachen und bedanke sich leise bei mir. Nachdem er die Tablette eingenommen hatte, entstand eine unangenehme Stille. Taes Augen fuhren nervös im ganzen Raum herum, nur bei mir waren sie kein einziges Mal.

"W-wer war das?" flüsterte er, nachdem er sich wohl einigermassen in den Griff bekommen hatte. Unwohl schluckte ich einmal leer. "Meine Tochter.", brachte ich mehr oder weniger monoton hinüber. Ich wollte nicht, dass er wusste was für Gefühle er in mir hervorrief.

Ich konnte genau beobachten, wie er sich zusammenriss, um nicht vor mir los zu weinen. Ein leises spöttisches Auflachen entfuhr ihm. "Wer sollte es auch sonst sein...", flüsterte er sich selbst leise zu. Fragend hob ich eine Augenbraue hoch. "Wenn hast du denn erwartet?" Fragend sah ich ihn an. Diese Frage stellte ich im bewusst, da ich wissen wollte, wie er darauf reagierte.

Auf meinen Satz hin zuckte er leicht zusammen, bevor er sich mit offenem Mund zu mir drehte. Unwohl zog sich Tae die Decke bis unters Kinn, bevor er zögerlich zu mir sah. Ein kurzer Blickkontakt entstand, in welchem ich ihn starr anblickte. "N-niemand", brachte er schliesslich zögerlich hervor, ohne mir in die Augen zu sehen.

Anscheinend schaffte er es nicht mal, mir die Wahrheit zu sagen. Aber warum sollte er auch? Ich nahm nicht mehr an seinem Leben teil. So gesehen war ich in seiner Welt ein niemand... Skeptisch nickte ich schliesslich.

"Ruf mich, falls du noch etwas brauchst.", mit diesen Worten verliess ich das Zimmer und zog die Tür hinter mir zu. Aber ich schloss sie nicht ganz, damit ich wenigstens noch etwas hören konnte. Geschafft liess ich mich direkt neben der Zimmertür auf den Boden sinken. Unwohl rieb ich mir über meinen Nacken. In was für eine scheisse hatte ich mich nur schon wieder geritten...?

Sofort wurde ich aufmerksam, als ich kleine Schluchzer aus dem Zimmer hörte. "Du bist so ein dummer Idiot Tae...", hörte ich es leise. Angespannt lehnte ich meinen Kopf an die Wand an und lauschte weiter. "Warum sollte sie es auch sein..."

Nach diesem Satz wurde es mir zu viel. Möglichst lautlos stand ich auf und lief zu Mie ins Wohnzimmer. Aufgewühlt setzte ich mich vor sie hin und beobachtete die Kleine. Unbemerkt lief mir stumm eine Träne hinunter. In diesem Moment hatte ich keine Ahnung, was ich machen sollte...

Ich hatte Angst, dass Tae mir die Kleine wegnehmen würde, falls ich es ihm sagen sollte. Obwohl ich eigentlich sozusagen gar keine Rechte an ihr besass. Aber dennoch wollte ich dieses kleine Wesen unter keinen Umständen verlieren... Ohne dass ich es richtig bemerkt hatte, war Mie mir bereits viel zu sehr ans Herz gewachsen...

Someone you loved / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt