Pov Kim Taehyung
Ich wusste nicht, wie lange wir dort einfach eng aneinander standen. Keiner von uns bemerkte wirklich die Kälte. Die Wärme, welche unsere Körper spendeten, reichte uns in diesem Moment vollkommen. Ich genoss einfach seine Hände auf meinem Körper, denn ich hatte Angst. Angst, dass er mich einfach wieder loslassen würde und mich dieses schwarze Loch verschlingen würde.
Die anderen standen ein paar Meter von uns entfernt und gaben uns den benötigten Freiraum, welchen Jungkook und ich in diesem Augenblick brauchten. Dafür war ich ihnen so unendlich dankbar, denn ich brauchte dies gerade so unglaublich sehr. Er schenkte mir Zuneigung und Liebe, etwas was mich in diesem Moment so unglaublich stärkte...
Ein kleines Seufzen entfloh meinen Lippen, bevor ich mich noch mehr an Jungkook drückte. Durch die Winterjacke hörte ich sanft das regelmässige Pochen von seinem Herzen. "Wir sollten langsam zu den anderen zurück...", flüsterte Kookie in mein Ohr, worauf ich ein unzufriedenes Brummen von mir gab.
"Na komm, ich hab Hunger und du hast bestimmt auch noch nichts gegessen." Auf diese Worte hin verfestigte ich meinen Griff um seine Taille. Ich wollte nichts essen... Mein Körper hatte sich bereits daran gewöhnt, dass ich nicht mehr wirklich viel ass. Somit hielt sich auch mein Hungergefühl in Grenzen.
Nach einem kleinen Kuss auf meinen Haaransatz, löste sich Jungkook aus unserer Umarmung und lächelte mich sanft an. Sofort, als er von mir zurücktrat, verschwand die Wärme und dieses angenehme Kribbeln in meinem Bauch. Unruhig spielte ich mit meinen Händen herum, während wir zu den anderen zurückliefen.
Die anderen standen in einem kleinen Kreis zusammen und schienen sich prächtig zu unterhalten. Sie hatten sich wohl wieder gefunden... Jedoch fühlte ich mich noch nicht wirklich integriert in diesen Kreis.
Dieses mulmige Gefühl machte mich ganz kirre. Es war die Unsicherheit, welche an mir nagte. Waren sie noch wütend auf mich? Habe ich sie mit dieser Aktion gestern verletzt? Bis vor kurzem dachte ich noch, dass es sie nicht interessieren würde, wie es mir ginge. Doch ihre Tränen bewiesen mir etwas anderes...
Doch was mich am meisten verunsicherte war die Frage, wie es jetzt genau weiter gehen sollte? Denn selbst ich wusste keine richtige Antwort darauf. Meine Gefühle waren immer noch ein grosses Durcheinander. Hin und her gerissen... Was ich aber wusste war, dass ich sie unter keinen Umständen mehr verlieren wollte. Sie könnten mich anschreien, mich hassen aber niemals alleine lassen. Denn dies würde ich nicht noch einmal überstehen.
"Ta-, Tae..." Verwirrt blinzelte ich ein paar Mal und sah verdutzt in die sechs fragenden Gesichter. Leicht überfordert blickte ich in die Runde, bevor ich ein kleines 'Ja' hervorbrachte. Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen ab, aber ihre Augen strahlten nur so vor Besorgnis.
"Ob du die Kleine nehmen willst?", wiederholte anscheinend Hobi, seine Frage ein zweites Mal. Unbemerkt schluckte ich, ehe mein Blick auf Mie fiel. Eine unangenehme Gänsehaut streifte meinen Nacken, als ich an etwas bestimmtes zurückdachte. Ihre grinsenden Gesichter, während sie sich an meinem Leid erfreuten. Seinen festen Griff um mein Handgelenk, welchen ich nicht lösen konnte und die schmerzhaften Wörter, welche sie mir zuwarfen...
Ich rangte mir ein unechtes Lächeln ab, welches schon viele Menschen überzeugen konnte. "A-alles gut. Sie schläft gerade so friedlich. Ich will sie nicht wecken." Innerlich fluchte ich über meinen kleinen Wackler am Anfang, aber ich konnte nichts dagegen machen. Ihre Blicke machten mich so unendlich schwach...
Ich konnte förmlich spüren, wie sie es mir nicht abkauften, aber trotzdem nickten sie vorsichtig. Ich konnte ihnen nicht in die Augen schauen. Zu viel hätte mein Blick ihnen verraten, was genau in diesem Moment in mir vorging.
"Na kommt, wir gehen wieder ins warme..." Jimins Stimme brachte mich wieder zurück ins hier und jetzt. "Ich hab Hunger." Ein kleines Kichern ertönte von seiner Seite, was mich endlich wieder aufsehen lässt. Liebevoll sah er zu mir, bevor er sich bei mir einhackte.
Dieses Mal schlich sich ein ehrliches, kleines Lächeln auf meine Lippen, als ich ihm zunickte. Zusammen begaben wir uns wieder in die warme Wohnung. Erst jetzt spürte ich meine kalten Hände richtig. Ein kleines Seufzen entfuhr mir, als ich mir die Jacke abstreifte und ordentlich zu den anderen hängte.
Auch meine Schuhe und die Mütze zog ich aus, bevor ich zu den anderen in die Küche lief. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Hoseok Mie in ihre Babywiege legte, in welcher sie leicht hin und her schaukelte.
Wie gerne ich die Kleine wieder in meinen Armen halten wollte, aber ich hatte Angst. Eine unsichtbare Blockade verhindert, dass ich sie an mich drücken konnte. Ich wollte ihr nicht weh tun, nicht mehr so wie ich es getan habe, denn dies hatte sie definitiv nicht verdient...
Diese Angst kam so plötzlich, aber war dafür umso mehr berechtigt. Die anderen schenkten ihr die Liebe und Zuneigung, welche sie im Moment brauchte. Die Zuneigung, welche ich ihr momentan nicht geben konnte...
Erschrocken zuckte ich zusammen, als sich ein Arm über meine Schulter legte. Als ich nach links blickte, sah ich in Hobis besorgtes Gesicht. "Alles in Ordnung? Du bist heute so abwesend...", fragte er mich leise, worauf mir nur wieder ein Seufzen entfuhr. Ohne wirklich etwas zu sagen, legte ich meine Arme um Hobi und zog ihn in eine Umarmung.
Ich sah wie er leicht lächelte und die Umarmung erwiderte. Ich kuschelte mich mehr in seinen kuscheligen Pullover, während ich seine Streicheleinheiten genoss. Mit seiner linken Hand fuhr er immer wieder über meinen Rücken. Seine rechte Hand verweilte sanft in meinen Haaren.
Erst jetzt bemerkte ich wirklich, wie kuschelbedürftig ich geworden bin. Ich war froh, dass sie bei mir waren, denn irgendwie konnte mich ihre Anwesenheit beruhigen. Diese Dunkelheit in mir verschwinden lassen...
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Someone you loved / KookV
FanfictionEin junger Mann, welcher in seinem Leben scheiterte. Früher hatte er Liebe, Familie und Freunde. Was wollte man schon gross mehr? Doch in wenigen Augenblicken, kann alles was man sich einmal aufbaute, zerstört werden. Das Einzige was ihm noch blieb...