Kapitel 56

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Pov Jeon Jungkook

Der Raum war schon seit mehreren Minuten in eine komische Stille gehüllt. Jeder hing seinen Gedanken hinterher und ich sah förmlich wie es in ihren Köpfen rauchte. Irgendjemand musste das Bild an die Presse weitergegeben haben und ich war mir so etwas von sicher, dass diese Person genau wusste was sie damit auslösen würde.

Ein ungläubiges Schnaufen entfuhr mir, bevor ich Tae noch ein Stück mehr an mich drückte, welcher sich instinktiv in meinen Hoodie kuschelte. Warum taten Menschen so etwas? Was haben wir falsch gemacht, umso bestraft zu werden...

Ich glaube manche Menschen vergassen manchmal, dass auch wir verletzlich sind. Nur weil wir berühmt sind hiess es nicht, dass wir anders als die anderen Menschen waren. Wir hatten die gleichen Gefühle, welche verletzt werden konnten...

"D-das war mit Absicht, oder?", fragte Jimin mit leiser, leicht wackliger Stimme. Zögerlich nickte ich. Was sollte es denn sonst gewesen sein? Mein Blick fiel auf Tae, welcher stumm vor sich hinstarrte. Vorsichtig strich ich ihm mit meinen Fingerkuppen über seinen linken Arm. Ich wollte für ihn da sein.

"Ich denke wer auch immer dafür verantwortlich war, hat erreicht was er wollte...", seufzte Joonie, bevor er aufstand und nachdenklich im Zimmer auf und ab lief. Natürlich hatte die Person erreicht was sie wollte... Denn gute Absichten steckten definitiv nicht dahinter.

"Was... was meinst du damit?" Zögerlich schüttelte Tae meinen Arm ab, als er sich aufsetzte und nervös auf seiner Unterlippe herumkaute. Namjoon hielt in seinem Tun inne und sah in die kleine Runde. "Denkt doch mal nach...", begann er. "Mit so einem Foto war es klar, dass es mindestens einen grossen Skandal geben würde, welcher Bts in den Abgrund ziehen würde."

Nachdenklich lehnte ich mich in die Couch hinein und zog die Decke über meine Beine. Innerlich lachte ich auf. Selbst wenn wir uns im 21. Jahrhundert befinden, waren viele Länder noch so homophob, was mein Blut zu kochen brachte. Warum nur?

Warum konnte man nicht einfach akzeptieren und leben lassen? So schwer konnte das doch nicht sein... Na ja, für unsere Gesellschaft anscheinend schon und dies enttäuschte mich auf ihre eigene Art und Weise. Selbst wenn man wie wir in der Öffentlichkeit stand, haben andere Leute kein recht über unser Leben zu bestimmen und sollten uns unsere wohlverdiente Privatsphäre geben.

"Ich denke aber nicht, dass die Person von euch wusste", gab Namjoon noch weiter zu bedenken und fasste sich nachdenklich an die Schläfe. Ein kleines 'Mhh? bekam er von mir als Antwort, da ich seinen Satz nicht wirklich mitbekommen hatte.

"Ich glaube nicht, dass die Person von Tae und dir wusste. Wahrscheinlich wäre es dann noch mehr ausgeartet, als es eh schon ist." Mit einem Seufzen sah ich zu Jin, welcher mich besorgt ansah. Leicht lächelte ich ihn an, um ihn ein wenig zu beruhigen. Auch wenn mir nicht wirklich nach Lächeln zumute war.

"Aber warum hat es dann unbedingt Tae getroffen? Ich meine, das hätte doch so gut wie jedem von uns passieren können...", meinte Yoongi nun auch und dass war definitiv eine Frage, welche auch ich mir stellte. Warum?

Tae war einer der liebevollsten Menschen, welchen ich kannte. Sein Charakter so unschuldig und verspielt, aber trotzdem gab es diese erwachsene Seite an ihm, welche mich immer wieder aufs Neue umhaute. Ich meine es konnte mir niemand verübeln, wenn ich sagen würde, dass Taehyung einer der heissesten Menschen auf dieser Welt war...

Ein wunderschöner Mensch, mit gebrochener Seele.

Namjoon beendete sein wirres umher gehen, als er sich wieder auf die gegenüberliegende Couch setzte und seinen Kopf deprimiert auf die Handflächen stützte. "Ich weiss es nicht... wirklich nicht." Irgendwie hatte ich dieses Gefühl in mir, welches das alles am liebsten verdrängen wollte. Die Vergangenheit hinter uns lassen und noch einmal von vorne anfangen.

Ich wollte nicht wissen wer diese Person war und was sie sonst noch alles damit anstellen wollte. Alles was ich im Moment wollte, war die Zeit mit diesen Menschen, um mich zu verbringen. Auf meine kleine Familie aufzupassen...

"Tae... wir wollten noch etwas mit dir besprechen", begann Namjoon noch einmal, worauf Tae und ich synchron unseren Kopf anhoben. Während ich ihm einen warnenden Blick zuwarf, war Taehyungs voller Angst und Sorge. Am liebsten wollte ich ihn wieder in meinen Arm nehmen, aber ich wusste nicht wirklich ob er gerade etwas Zeit für sich brauchte.

Jin, welcher Taes Unsicherheit bemerkte versuchte ihn sofort irgendwie zu beruhigen. "Wir werden nichts machen was du nicht willst, ja? Sag uns einfach Bescheid, wenn du dich nicht mehr wohlfühlst." Mit einem Seitenblick erkannte ich, wie Taehyung leicht nickte. In diesem Moment war ich Jin sehr dankbar. Er hatte irgendwie einen Instinkt dafür, wenn es Leuten nicht gut geht und jedes Mal konnte er sie wenigstens ein wenig beruhigen.

Zustimmend nickte Joonie und sah Jin kurz dankbar an, bevor er sich wieder zu Taehyung wendete. "Wir möchten dir helfen, okay? Dir und Mie... Aber dafür brauchen wir deine Unterstützung. Ohne die geht es nicht." Namjoons Stimme klang ruhig und gefasst. Es schien so, als würde er ganz genau über seine Wörter nachdenken, bevor er sie aussprach. Er wollte nichts Falsches sagen.

Als ich meinen Blick zu Tae schweifen liess, sah er stur zu Boden. Ständig kaute er auf seiner Unterlippe herum, worauf es mir schwerfiel, es ihm nicht zu verbieten. Er machte damit doch nur seine Lippen kaputt...

"Du musst mit uns reden. Erzählen was dich beschäftigt, damit wir wissen auf was wir achten sollten und damit wir wieder unseren glücklichen Tae haben..." Auf meine Lippen schlich sich ein sanftes Lächeln. Niemand konnte es gerade besser machen als Namjoon. Es gab einen berechtigten Grund, warum er der Leader von Bts war.

"Was wenn es diesen Tae nicht mehr gibt...?" Taes Gesichtsausdruck war zu einer traurigen Miene verzogen. Selbst wenn er sich als tapfer ausgab, was er ohne Zweifel war, sah man, dass es ihm nicht mehr gut ging, dass er am Ende seiner Kräfte war. Jetzt braucht er unsere, welche wir ihm geben werden, damit er sich wieder von all dem erholen kann.

"Denn gibt es noch Taehyung", begann Hobi mit ernstem Gesicht. "Er hat sich einfach nur ganz tief in dir zurückgezogen und wartet auf seine Rückkehr. Ich verspreche dir, dass wir ihn aus seinem Schlaf wecken werden. Wahrscheinlich wird dies noch eine Weile dauern, aber mit unserer Hilfe wirst du das Schaffen. Da bin ich mir sicher."

Someone you loved / KookVWo Geschichten leben. Entdecke jetzt