Gedankenverloren streichelte ich über Hufflepuffs Kopf. Der Alaskan Malamute hatte seine Augen geschlossen. Eine seiner riesigen Pranken hatte er auf meinem Fuß abgelegt. "Was war das für ein Gefühl, als Harry deinen Deal zu anfangs ablehnte?", fragte ich verhalten.
Im Augenwinkel sah ich Hunter mit den Schultern zucken. "Mir war klar, ich würde Harry genauso wenig zu etwas zwingen, wie alle die anderen auch die für mich arbeiteten. Ich würde jede Entscheidung seinerseits akzeptiert und das tat ich. Umso glücklicher war ich natürlich, als Harry Jahre später dann auf mich zukam, um mich um einen Gefallen zu bitten. An keinem einzelnen Tag, der bis zu diesem Zeitpunkt verstrichen war, hatte ich vergessen wer er war und wozu er fähig war. Also willigte ich sofort ein, ohne zu wissen was er überhaupt von mir verlangte. Ich brauchte ihn auf meiner Seite, möge es kosten was es wollte. Ich hatte meine Gedanken kaum zu Ende gedacht, da fälschte ich auch schon die Regierungsdaten und war bereit ihm zu vertrauen."
"Aber Harry hat seine Seite des Deals missachtet", sprach diesmal ich weiter. "Er hat deinen Bruder nicht aus der Luminalstrafanstalt befreit. Daraufhin wurdest du so wütend, dass du Harry in meiner Wohnung angegriffen hast."
Beinahe kaum ersichtlich schüttelte der Amerikaner seinen Kopf. "Nein, diesmal liegst du falsch, Louis. Mir war von Anfang an klar, dass Harry Haydon nicht befreien würde."
Schlagartig löste ich meinen Blick von Hufflepuff und brachte stattdessen Hunter in mein Sichtfeld. Die Zeit die ich brauchte, um die tausend Fragen die durch mein Inneres eilten in Worte zu kleiden, verwendete Hunter, um mir auch schon eine Antwort zu geben. "Haydon war ein Straftäter. Er gehörte ins Luminal. Harry wusste das. Und ich wusste, dass Harry niemals jemanden zur Freiheit verhalf, der sie nicht auch verdient hatte."
"Wieso hast du dann dafür gesorgt, dass ihm weh getan wird?" Unwillkürlich kamen mir die Bilder jenes Abends wieder in den Sinn. Harrys Blut, das unaufhörlich in Glasscherben tropfte. Zerstörtes Mobiliar.
Er verdrehte die Augen. "Ich konnte ihn ja schwer in meinen Plan einweihen und davon ausgehen, dass er mich einfach unterstützen würde." Sarkastisch lachte er auf, ehe er sofort wieder verstummte. "Harry sollte sehen, dass nur auf freien Fuß zu sein, nicht automatisch auch gleich Freiheit bedeutete. Ich musste ihn dazu bringen, freiwillig für mich zu arbeiten. Dass er bei dir wohnte, spielte mir natürlich in die Karten." Meine Mimik war von Verständnislosigkeit durchzogen. "Ihm physischen Schmerz zuzufügen nützte mir nichts. Schmerz war nichts, was er nicht ohnehin bereits aus dem Luminal zur Genüge kannte. Aber in deine Wohnung einzudringen, war ein entscheidendes Detail meines Plans. Denn dadurch erkannte er, dass er die Gefahr, vor der er dich so sehr beschützen wollte, erst recht in dein Leben gebracht hatte. Er wusste, wenn ich es schaffte in seine Nähe zu kommen, dann war ich auch nie weit von dir." Hunter dreckte seine Hand nach mir aus, um das Gesagte symbolisch zu untermalen.
Ich schluckte den Kloß, welcher sich in meinem Hals gebildet hatte herunter. "Du hast ihn manipuliert, damit er für dich arbeiten würde. Und du hast es geschafft. Er hat mich verlassen und schloss sich dir an. Glückwunsch." Meine Stimmlage triefte nur so vor Sarkasmus.
Dafür schenkte mir Hunter ein neckisches Lächeln. "Danke. Aber der gute Harry hat seinen brillanten Geist natürlich sofort gegen mich verwendet. Mit ihm zusammen zu arbeiten war großartig, aber schnell erkannte ich, dass Harry eigene Pläne verfolgte. Er entwickelte sich zu einem untragbaren Risiko. Also habe ich ihn kurzerhand einfach wieder an die Regierung ausgeliefert, bevor er dasselbe mit mir tun konnte." Mit einem Schlag versteinerte sich Hunters Mimik. "Aber dass er tatsächlich Lillith und Isabella mit in diesen Kampf ziehen würde, habe ich nicht erwartet."
"Du hast Lillith getötet, bevor sie aussagen konnte", nuschelte ich leise. Dies war etwas, dass ich an dieser Stelle wohl nicht hätte sagen sollen. Hunters schlagartig wutentbrannter Gesichtsausdruck bestätigte meine Annahme. Sein Kiefer war angespannt und seine Hände zu Fäusten geballt. Ich krallte mich an den Bodendielen fest.
Hunter atmete mehrmals tief durch und strafte seine Schultern. Erneut tauchte das Lächeln auf. Doch diesmal erreichte es seine Augen nicht. Es hatte etwas Trauriges. Leise war seine Stimme als er sprach. "Mit Lillith habe ich nicht einfach irgendjemanden umgebracht."
Eine unangenehme Stille entstand. Mein Verstand nutzte sie, um mein Unterbewusstsein nach möglichen Erinnerungen abzusuchen. Und er wurde tatsächlich fündig. "Auch ich wurde von Amor hintergangen", waren die Worte, welche mir Lillith, in jener einsamen Nacht in der Bar, entgegenbrachte.

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Schachmatt || Larry
FanfictionWas passiert, wenn der gefährlichste Insasse eines Hochsicherheitstrakts, zu deinem größten Vertrauten wird? Du fühlst dich genau bei der Person am wohlsten, bei der du es am wenigsten tun solltest. Larry Stylinson Cover by SPACE_BLAKK