{9. Kapitel}

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Sein klarer Blick hielt meine Augen gefangen. Er tat sonst nichts weiter. Er sah mich einfach nur an. Seine Grübchen kamen zum Vorschein, als er mir ein herzliches Lächeln schenkte. Er sah zu meinem Adamsapfel, als sich dieser unter meinem kräftigen Schlucken bewegte. „Sie sind wirklich mutig, Sarge." Styles stieß sich mit seinen Armen ab und stand nun wieder aufrecht vor dem Tisch. Er fuhr sich durch die Haare, um mir einen besseren Blick auf sein Gesicht zu gewähren. „Sie wollen wissen, ob ich auf meinem Gebiet so gut bin, wie Sie auf dem Ihrigen." Ein Lachen war in seiner Stimme zu hören.

Langsam setzte er seine langen Beine in Bewegung. „Ja. Sie haben Recht. Es ist wie bei einem guten Zaubertrick. Alle achten auf den Zauberer der den Trick vollführt. Aber dabei ist er Nebensache. Er dient nur als Ablenkung, während seine Helfer im Hintergrund die eigentliche Handlung vollführen." Mit meinen Augen verfolgte ich seine Bewegungen. „Wissen Sie, welche Personen man am leichtesten brechen kann?" stelle er mir seine rhetorische Frage. „Nicht die Naiven, sondern die die denken, Sie können einen durchschauen. Sie achten auf alle Dinge, aber dabei verlieren sie das wesentliche aus den Augen."

Er kam zu mir herum und stellte sich hinter den Stuhl auf dem ich saß. Ich fühle seinen Arm, welchen er auf der Rückenlehne platziert hatte. Seine Haare strichen meinen Hals entlang, als er seinen Kopf nach unten bog. Mein Magen zog sich zusammen, als ich seine Stimme direkt an meinem Ohr hören konnte. „Sie wissen vielleicht wie manipuliert wird und wann, aber sie erkennen den Grund nicht. Nur das „wie" zu verstehen reicht nicht. Sie müssen schneller werden und früh genug erkennen warum manipuliert wird." Mit der Beendung seines Satzes, entfernte er sich wieder von mir. Meine Augen folgten ihm dabei und versuchten jede Mikroexpression einzufangen. Immer wieder kniff ich meine Augenlider zusammen, um noch schärfer sehen zu können. Aber dennoch erkannte ich einfach nichts.

Plötzlich blieb er stehen. Erst als er für einen kurzen Moment weg sah, konnte ich mich aus den Fängen seiner Augen befreien.

„Ich habe Sie gerade kontrolliert. Und das wissen Sie. Aber warum habe ich's getan?"

„Um mir zu zeigen wie gut sie sind?"

„Nein. Sondern um Ihnen zu zeigen, dass auch Sie das wesentliche aus den Augen verlieren." Styles hob eine Hand hoch und mit dieser Bewegung glitt mein Blick in meinen Schoß.

Die Fallakte war weg.

Er hielt sie in Händen.

„Das ist keine Manipulation, sie haben mich abgelenkt und mir dann die Akte abgenommen", protestierte ich.

„Das stimmt. Aber warum sind die nicht wütend auf mich?"

Ich öffnete meinen Mund und wollte zu einer Antwort ansetzten, aber es wollte mir einfach kein Grund für mein Verhalten einfallen. Ich war nicht wütend, ich war fasziniert.

„Ich sage es Ihnen lieber, diese ganze gerate wird mir langsam zu langweilig." Mit einer flüssigen Handbewegung warf er die Akte, ohne sie geöffnet zu haben, auf den Tisch. Sie schlitterte über dessen glatte Oberfläche. Ich stoppte sie an der Kante, bevor sie zu Boden gleiten konnte. „Vielleicht hatte ich bereits bei unserem ersten Gespräch an Ihre Empathie appelliert." Er klimmtere übertreiben mit seinen Wimpern.

Langsam ratterte seine Aussage durch meinen Kopf. „Sie wussten vorher schon, dass es zu so einer Situation kommen wird?"

Styles Blick glitt an mir vorbei, schwach nickte er als Bestätigung. Ich hatte sein Interesse verloren.

Ich sah auf die Polizeiakte. „Woher wussten Sie es?" Er sah mich wieder an. „Dass es das Pferd sein würde?" fügte ich für ein besseres Verständnis hinzu, auch wenn ich wusste, er hatte mich bereits verstanden.

Er ballte seine rechte Hand zur Faust und stieß sie leicht in die Luft. „Yes!" rief er aus. Sein Blick konnte kaum begeisterter sein. Ich zog meine Augenbrauen zusammen und schüttelte leicht den Kopf, was Styles dazu veranlasste wieder mich in den Fokus zu nehmen. „Tut mir leid, jemand ist kürzlich erst verstorben. Da ist das definitiv nicht die richtige Reaktion."

„Nein das ist sie ganz bestimmt nicht."

Styles ließ seinen Kopf sinken. „Ich freue mich nur, dass ich Recht hatte."

„Beantworten Sie mir jetzt auch meine Frage?"

„Nunja, ich hatte Recht, also haben wir jetzt wohl einen Deal." In seinem Gesicht tauchte ein schiefes Lächeln auf. „Verraten Sie mir etwas von sich." Ich könnte schwören, seine Augen begannen zu leuchten.

„Sie haben mir noch nicht bei meinem Fall geholfen, aber Fairness ist auch mir wichtig", ging ich auf seine Worte der bereits vergangenen Befragung ein. „Sie dürfen mir eine beliebige Frage stellen." Kaum hatte ich es ausgesprochen, bereute ich es bereits. Ich lehnte mich nervös in meinem Stuhl zurück und versuchte es lässig aussehen zu lassen, aber ich hatte mehr das Gefühl, dass es verkrampft wirkte. Es musste nach Stock im Arsch aussehen.

Schachmatt || LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt