„Ich brauche keinen neuen Partner", versuchte ich mich gegen seine Anweisung zu wehren. „Bis Liam wieder einsatzfähig ist, komme ich auch gut alleine klar."
Der Captain rieb sich über sein Kinn. „Es tut mir leid. Dieser Vorschlag ist nicht auf meinem Mist gewachsen. Diese Aufforderung kommt von ganz oben. Wie es scheint, haben Sie keine Wahl, Tomlinson."
Mit ernster Miene starrte ich ihn an. „Dann beurlauben Sie mich eben bis Liam wieder bei uns ist." Ich verschränke meine Arme vor der Brust, um meine abwehrenden Worte symbolisch zu untermalen.
„Ich kann Ihr Missfallen an der ganzen Sache verstehen, aber ich kann Sie nicht einfach für einen unbestimmten Zeitraum beurlauben. Wir brauchen Sie hier. Und Sie brauchen nun mal einen Partner."
Ich blieb stumm. Ich musterte ihn, ohne Anzeichen darauf, dass ich zu einer Antwort ansetzten würde. Der Captain zog den Stuhl zurück und ließ sich darauf sinken. Er lehnte sich zurück und überschlug seine Beine. „Wie wärs damit, Ich überlasse Ihnen die Wahl ihres neuen Partners." Ich löste die Verschränkung meiner Arme und ließ sie neben meinen Körper sinken.
Mein nachdenklicher Blick glitt im Revier umher. Ich beobachtete alle Kollege, die sich in meinem Sichtfeld befanden. Warum ich das tat, wusste ich nicht, denn ich wusste bereits, auf wen meine Wahl fallen würde. Und dieser jemand war nicht auf diesem Revier. Ich wog das Für und Wieder gar nicht ab, sondern tat mit fester Stimme meine Wahl kund. „Mein neuer Partner wird Harry Styles aus der Luminalstrafanstalt."
Schlagartig weiteten sich die Augenlider des Captains. Seine zuvor so lässige Sitzposition wich einer aufrechteren. In meinem Gesicht suchte er nach einem Hinweis auf Sarkasmus, den er in meiner Stimme zuvor schon vermisste. Aber auch in meiner Miene wurde er nicht fündig. „Das ist absolut hirnverbrannt! Das-das ist absurd und das wissen Sie selbst genauso sehr wie ich!"
„Warum ist es absurd? Harry und ich haben im Luminal gut zusammengearbeitet."
„Ja und genau das ist der Punkt", setzte der Captain zum Verteidigungsangriff an. „Im Luminal! Ich kann Styles nicht einfach da rausholen und darauf hoffen, dass er sich wie ein zivilisierter Mensch verhält!"
Ich konnte ihm nicht erläutern, dass von Harry keine Gefahr ausging, da er kein Häftling sondern ein Wärter war. Also war „Ich kann ihn händeln", alles was ich drauf erwiderte.
„Das ist verdammt gefährlich was Sie da vorschlagen, Tomlinson. Ich weiß, Sie mögen ihn und halten viel von ihm, aber kein Insasse des Luminals ist dazu bestimmt je wieder auf freien Fuß gelassen zu werden. So auch Styles nicht. Sie leben teilweise unter solch harten Bedingungen, dass eine Rehabilitation gar nicht möglich ist beziehungsweise überhaupt erlaubt ist."
Ich deutete an, mich aus meinem Stuhl zu erheben. „Dann tut es mir leid, aber..."
Mit einer besänftigenden Handbewegung symbolisierte er mir, mich wieder hinzusetzten. „Okay nehmen wir mal an, Sie können Harry wirklich händeln", sprach der Captain seine Gedanken laut aus. „Wie soll ich es bitte fertig bringen, jemanden aus einem Hochsicherheitstrakt zu holen? Und obendrein sprechen wir hier nicht von irgendeinem Hochsicherheitstrakt, sondern von der Luminalstrafanstalt." Er betonte sein letztes Wort übernatürlich stark. „Sie unterliegt eigenen Regeln und eigener Legislative sowie Exekutive. Da kann ich mit meiner Marke absolut gar nichts ausrichten."
Ich ließ ihn seinen Monolog beenden, bevor ich ihm mein Ultimatum stelle. „Entweder Harry, oder niemand." Mit diesen Worten stapfte ich davon.
Eigentlich sollte mich mein Weg zu Noam bringen, aber stattdessen verlor ich mich in dem Papierkram, den der Schachfall so mit sich brachte. Immer wieder hatte ich vor selbst ins Luminal zu gehen, um mit Harry zu sprechen. Denn ich wusste, dass es für meinen Captain vermutlich ein Ding der Unmöglichkeit war einen Häftling da raus zu holen. Doch ich brachte es einfach nicht fertig. Ständig ließ ich mich ablenken, besuchte Liam oder wurde von neuer Arbeit überhäuft.
Seit ich dem Captain den Vorschlag unterbereitet hatte, Harry aus dem Luminal zu holen, war mittlerweile eine Woche vergangen. Eine Woche in der diesbezüglich nichts passiert war. Aber dies würde sich gleich ändern. Denn mit ernstem Gesichtsausdruck schritt der Captain auf mich zu und forderte mich auf ihm in sein Büro zu folgen.
Er setzte sich nicht wie gewohnt hinter seinen Schreibtisch, sondern blieb davor stehen. Mein Bewusstsein nahm den Zettel nicht wahr, den er in Händen hielt. „Setzen Sie sich", forderte er mich auf.
Ich ignorierte seine Anweisung. „Waren Sie im Luminal?"
Er schenkte mir ein verhaltenes Nicken. „Ich komme gerade von dort." Sein Blick wurde starr und leblos. Eine ganze Weile sah er mich einfach nur an. Plötzlich schloss er für einen flüchtigen Moment seine Augen und schüttelte leicht benommen seinen Kopf, um sich selbst wieder aus der Starre zu befreien. „Ich war noch nie gut in solchen Dingen." Ich wusste nicht worauf er hinaus wollte. „Ich kam gar nicht dazu meine Wünsche zu äußern." Voller Verwirrung runzelte ich meine Stirn. „Sie haben mir mitgeteilt", fuhr er langsam fort. „..., dass Harry Opfer schwerer Körperverletzung wurde."
Geschockt öffnete ich meinen Mund, wollte etwas sagen, aber es dauerte seine Zeit, bis seine Worte vollständig zu mir durchgedrungen waren. „War es dieser glatzköpfige Typ? Oh mein Gott, was hat er ihm getan? Ist er schwer verletzt?" Automatisch stieg mein Pulsschlag.
„Louis..." Etwas stimmte nicht. In all den Jahren, hat er mich noch nicht einmal mit meinem Vornamen angesprochen. Ich las in seinem Gesicht und es sagte mir, dass ich mich lieber doch sofort setzten sollte.
Er holte Luft und begann damit mein Leben zum Einsturz zu bringen. „Harry erlag seinen Verletzungen... Er verstarb vor wenigen Tagen in der Luminalstrafanstalt."
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Schachmatt || Larry
FanfictionWas passiert, wenn der gefährlichste Insasse eines Hochsicherheitstrakts, zu deinem größten Vertrauten wird? Du fühlst dich genau bei der Person am wohlsten, bei der du es am wenigsten tun solltest. Larry Stylinson Cover by SPACE_BLAKK