"In der ersten Gelegenheit die sich uns bot kamen wir als blinde Passagiere nach England. Wir trafen auf Lillith und ihre Schwester Isabella."
"Lillith und Isabella waren Geschwister?" brach es aus mir heraus.
"Ja, Halbschwestern. Ich schleuste Lillith ins Kings Hospital ein. Dort war es ihre Aufgabe sicherzustellen, dass jeder eine Behandlung bekam. Auch jene die nicht versichert waren oder kein Geld hatten. Und Isabella war von uns die einzig gebildete. Sie studierte Psychologie. Sie sollte dafür sorgetragen, dass Inhaftiere in den Mauern ihrer Anstalten nicht den Verstand verloren. Menschen gehören nicht wie Tiere weggesperrt. Sie brauchen Hilfe."
"Du wolltest sie ins Staatsgefängnis bringen, aber da eine einfache Manipulation der Papiere nicht reichte beginnst du diese Morde um sie wie einen Serienkiller dastehen zu lassen?" verlautbarte ich meine Mutmaßung.
Ich sah Hunters resigniertes nicken. "Es war nicht der beste aber immerhin der schnellste Weg." Er biss die Zähne zusammen, sodass sich sein Kiefer anspannte. "Ich habe meinen Plan verfolgt, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich bin nicht stolz darauf, dass musst du mir glauben, Louis."
Es war mir, als könnte ich den Schmerz fühlen, welcher von Hunter auszugehen schien. Wie ein rauschender Bach stürzte er über mir herein und versuchte mich zum Ertrinken zu bringen. Hunter war ein gebrochener Mann. Geborgenheit war ihm fremd. Und Sicherheit suchte er vergebens. Ich ließ meinen Kopf sinken. Ich sah auf den Alaskan Malamute. Hunters Mutter war tot und sein Bruder inhaftiert. Alles was ihm noch geblieben war, war dieser Hund.
Für einen kurzen Moment schloss ich meine Augen, um die letzte emotionale Kraft die in meinem Körper steckte zu mobilisieren. "Noch muss ich dir gar nichts glauben", sagte ich. "Sprich weiter. Wie ist Haydon im Luminal gelandet und wie bist du zu Harry gekommen? Warum mussten Lillith und Isabella sterben?"
Hunter hob seine Hände an, um meinen Fluss an Fragen zu stoppen. In dem Moment fühlte ich, dass von ihm keine Gefahr ausging. Er hatte seine Waffe noch kein einziges Mal auf mich gerichtet. Er war nicht dieser blutrünstige Killer, für den ich ihn die gesamte Zeit über gehalten hatte. Er war alles andere. Er war ein Stratege. Nichts geschah unüberlegt. Ich hasste es, aber er erinnerte mich an Harry. Ein kaum merkliches Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich an ihn dachte. Doch Hunter zerschlug es augenblicklich, als er weiter sprach.
"Ich machte Haydon zum Teil der Londoner Polizei." Ich erstarrte. Haydon in meinen eigenen Reihen? "Ich weiß
was du jetzt denkst", sprach der Amerikaner zu mir. "Nein, du hast nie unbemerkt mit ihm zusammen gearbeitet oder bist gar auf ihn getroffen." Er biss sich auf die Lippen und zuckte mit den Schultern. "Ich habe alles bis ins kleinste Detail geplant. Ich zwang Haydon seine Optik zu ändern, sodass er mir so wenig ähnlich sah, wie nur irgendwie möglich. Er eignete sich einen englischen Akzent an und trainierte Tage und Nächte lang alle Paragraphen, Gesetzte,..." Hunter verdrehte die Augen bevor er die Aufzählung ganz abbrach. "An alles habe ich gedacht." Er stoppte. Seine graublauen Augen waren auf mich gerichtet. "Nicht ganz alles. Etwas habe ich nicht bedacht. Oder besser gesagt, jemanden habe ich nicht bedacht."Hunters Stimmlage war von Hass durchzogen, aber seine Mimik spiegelte Bewunderung. "Nach nur zwei lächerlichen Wochen wurde Haydon enttarnt. Von einem zu dem Zeitpunkt gerademal 20 Jährigen Sträfling." Er begann zu Lachen. "Sie sind nie aufeinander getroffen und dennoch wusste er es. Erzählungen haben ihm ausgereicht, um zu wissen wer gut und wer böse war. Er wusste es einfach." Sein Schmunzeln erstarb. "Er sagte: Dieser Mann ist kein Polizist." Perfekt äffte er Harrys tiefe Stimme nach. Gänsehaut lief mir über den Körper. "Und alle glaubten ihm. Jeder einzelne glaubte ihm aufs Wort. Solch eine Macht hatte Harry." Hunter sah mich direkt an. "Als ich von Haydons Verhaftung erfuhr, brach eine Welt für mich zusammen. Mit ihm verlor ich meinen größten Vertrauten." Sein Blick wurde leer und ausdruckslos. "Aber mir war klar, ich konnte nicht einfach aufgeben. Ich wusste, ich brauchte jemanden wie Harry. Er war um so vieles klüger und besser als ich es war. Meine Faszination für ihn wuchs ins Unermessliche."
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Schachmatt || Larry
FanfictionWas passiert, wenn der gefährlichste Insasse eines Hochsicherheitstrakts, zu deinem größten Vertrauten wird? Du fühlst dich genau bei der Person am wohlsten, bei der du es am wenigsten tun solltest. Larry Stylinson Cover by SPACE_BLAKK