{Epilog}

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Aufmerksam lauschte ich Harrys tiefer Stimme, als er langsam zu sprechen begann. "Du bist ein begnadeter Polizist. Ich weiß, du brauchst keinen Babysitter und auch keinen Beschützer. Keinen, der deine Probleme für dich löst. Aber Louis, du gibst dir die Schuld für etwas, wofür du nichts kannst. Hunter hat seinen eigenen Tod zu verantworten. Und nur er alleine."

Ich schüttelte meinen Kopf. In Windeseile hatte ich mich zu Harry umgedreht. "Hunter hätte jemanden gebraucht der für ihn da ist. Obhut und Bildung hätte er gebraucht. Menschen, die ihn leiten."

Stumm sah der Lockenkopf mich an, ehe er zaghaft nach meiner Hand griff. Er umschloss meine Finger und führte mich mit sich ins Wohnzimmer. "Was hast du vor?" wollte ich zögerlich wissen. Doch er ließ mich keine Antwort hören.

Vor dem Sofa machten wir halt. Er symbolisierte mir, mich zu setzten. Ich kam seiner unausgesprochenen Aufforderung nach. "Was ist das?" Ich hob meine Hand in der ich das Paket hielt. Hary sah mich an, ohne etwas zu sagen. "Du weißt was sich darin befindet oder?"

Schwach nickte er. "Ja", formten seine Lippen tonlos. "Aber ich kann es dir leider nicht sagen. Genauso wenig werde ich dich zwingen es zu öffnen. Du alleine entscheidest, ob du den Inhalt kennen willst, oder nicht." Harrys Worte waren mit Bedacht gewählt. Er küsste meine Stirn und wollte gehen.

"Wohin willst du?", fragte ich ihn.

"Soll ich dich nicht alleine lassen?"

Ich schüttelte meinen Kopf. "Nein. I-ich möchte nie wieder etwas ohne dich erleben müssen."

Harry lächelte mich sanft an, ehe er sich zu mir setzte. Er hob meine Beine an und legte sie anschließend über seinen Schoß. Als auch noch Hufflepuff angedackelt kam, war unsere neue kleine Familie vollständig.

Harrys Blick lag auf mir, als ich langsam das Paket öffnete. Ein sorgfältig zusammengefaltetes Stück Papier sprang mir als erstes ins Auge. Ich nahm es an mich. Die Aufschrift ließ erkennen, dass es ein Brief war. An uns beide adressiert. Laut begann ich vorzulesen.

"Lieber Louis. Lieber Harry.

Mit diesem Schreiben möchte ich mich entschuldigen und gleichzeitig auch bedanken. Ich habe Dinge getan, die ich nicht rechtfertigen kann. In meinem Glauben, etwas Gutes zu tun, habe ich viel Schaden angerichtet. Schaden den ich in diesem Leben nicht mehr begleichen kann.

Ich wurde mit Füßen getreten. Missachtet und Gedemütigt. Zusammen mit meinen Sorgen war ich unsichtbar für andere. Lange Zeit lebte ich nicht, ich existiere nur.

Doch Louis, als ich dir meine Geschichte darlegte, fühlte ich mich das aller erste Mal verstanden. Du hattest jeden Grund dazu, nur das Schlechte in mir zu sehen. Aber du hast es nicht getan. Du blicktest hinter die Fassade des gnadenlosen Killers und erkanntest den kleinen im Stich gelassenen Jungen, der ich einst war. Vielen Dank.

Durch dich, Harry, habe ich nicht nur eine zweite Chance bekommen, sondern ich bin auch wieder da, wo ich hin gehöre. An der Seite meines Bruders. Auch wenn ich ihn nicht oft sehen kann, bin ich dennoch in seiner Nähe. Deine alte Luminalzelle gefällt mir. Sie ist die schönste Unterkunft, die ich jemals bewohnen durfte. Vielen Dank.

Bitte, passt gut auf Hufflepuff auf. Für lange Zeit war er mein einziger Freund. Mein treuer Begleiter, der mich stehts beschützte. Doch nun soll er über eure Liebe wachen.

Ich habe diesem Paket einen kleinen Gegenstand beigelegt. Es soll ein Zeichen meines Friedens sein, den ich durch euch gefunden habe. Vor langer Zeit bin ich in deine Privatsphäre eingedrungen, Louis. Ich habe dir etwas genommen, das dir gehörte. Jetzt ist es für mich an der Zeit, es wieder an dich zurück zu geben.

Auch wenn ich diese zweite Chance in manchen Augen vielleicht nicht verdient habe, bin ich ein Leben lang dankbar, sie durch euch erhalten zu haben.

Alles liebe,
Hunter."

Meine Augen suchten Harrys. Wir sahen uns an, ohne etwas zu sagen.

Nur langsam begann ich zu verstehen, was Harry getan hatte. Ich fühlte, wie die eisige Kälte, die einst so lange Besitz von mir ergriffen hatte, mich langsam wieder aus ihren Klauen in die Freiheit entließ.

Ohne meinen Blick von Harry zu lösen legte ich den Brief beiseite und fasste in den Karton. Ich ergriff den kleinen Gegenstand, von dem Hunter geschrieben hatte. Ich schloss meiner Finger darum. Zögernd bewegte ich meine Hand zwischen Harry und mich. Der Lockenkopf schenkte mir ein solch liebliches Lächeln, dass ich nicht anders konnte, als es zu erwidern. Tief atmete ich ein, bevor ich nach und nach meine Finger öffnete.

Und so blickten wir nun beide auf die weiße Königsschachfigur.

T H E E N D


Ich danke jedem einzelnen von euch. Vielen vielen Dank für Votes und Kommentare. Jede noch so kleine Rückmeldung bedeutet die Welt für mich. Ich hoffe, ich konnte mit meiner Geschichte für ein bisschen Unterhaltung sorgen. 🖤 Es war mir wie immer eine Ehre für euch geschrieben zu haben.

Schachmatt || LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt