{68. Kapitel}

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Das war es also. Ein Zeitfenster von 48 Stunden.

Ich hatte 48 Stunden um eine Frau zu finden, welche einst mich gefunden hatte. Eine Frau, welche in einem entscheidenden Moment für mich da war und mich durch ihre weisen Worte der Besinnung wieder zurück ins Leben holte.

Ich wusste, ich konnte sie finden.

Ich musste sie einfach finden.

Mein erster Versuch, mich in der Datenbank der Polizei schlau zu machen, schlug fehl. Offiziell gab es keine Einträge zu dem Namen Lillith Anderson. Auch das Verwaltungsregister wollte mir keine Hilfe sein. Es gab weder ein Auto, welches auf sie angemeldet war, noch genauso wenig tauchte ihr Name in einem Mietvertrag auf.

Ich entscheid mich meinem Instinkt zu folgen. Ich verließ das Revier. Mein innerer Kompass steuerte mich durch die Straßen Englands. Nicht lange, dann erreichte ich mein Ziel.

"Hey, was darf's sein?" fragte mich der freundlich wirkende Barkeeper, als ich eintrat.

Ich fuhr mir durch mein Haar. Der Wind hatte mir einzelne Strähnen ins Gesicht geweht. "Ich ähm ich suche jemanden. Lillith Anderson. Sie hat braunes, beinahe schon rötliches Haar. Sie ist ungefähr so groß..." Ich hielt meine Hand in die Luft, um dem Mann eine bessere Vorstellung zu ermöglichen. Doch alle Bemühungen schienen vergebens. Sein Gesichtsausdruck signalisiere mir, dass er keine Ahnung hatte. "Und sie hat Heterochromie, wodurch ein Auge braun und das andere grün ist", fuhr ich dennoch fort.

Plötzlich hellte sich die Miene des Barkeepers wieder auf. "Oh ja, ich weiß, von wem du sprichst. Aber ich muss dich enttäuschen. Ich hab' sie die letzten Tage nicht gesehen. Tut mir leid."

Ich presste meine Lippen aufeinander und überlegte. "Weißt du vielleicht irgendetwas über sie? Wohnt sie in der Nähe oder kommt sie immer mit denselben Personen in die Bar?"

Der Mann schüttelte seinen Kopf. "Sie kommt immer erst spät nachts. Irgendetwas zwischen zwei Uhr und kurz bevor wir schließen. Sie ordert einen Drink, leert diesen wie als wäre es Wasser und dann geht sie wieder. Sie hält sich nie länger als 10 Minuten hier auf."

Ich sah auf meine Uhr. Sie zeigte kurz vor 1 Uhr nachts. "Okay ähm danke. Könntest du mich vielleicht anrufen, falls sie heute noch auftauchen sollte? Es wäre sehr wichtig."

Ich erntete einen verwirrten Blick, doch als ich meine Karte auf den Tresen legte und der Barkeeper das Logo der Londoner Polizei erkannte, schien er zu verstehen. "Natürlich, mache ich doch gerne."

"Vielen Dank. Ich wünsche dir noch eine angenehme Nacht."

"Dankeschön, die wünsche ich Ihnen auch."

Ich verließ die Bar und legte mir eine neue Strategie zurecht. Ich las sämtliche Beschilderungen der Klingeln und Postkästen von nahegelegenen Wohnungen und Häusern. Doch wie ich bereits vermutete, tauchte nirgends Anderson auf.

Ich lief weiter die Straßen entlang. Meine Beine wurden müde, doch ich zwang sie, mich weiter vorwärts zutragen. Ich kam an einem jungen Pärchen vorbei. Die beiden Frauen versuchten ihr weinendes Baby durch die kühle Nachtluft zu beruhigen. Ich fragte sie nach Lillith. Doch auch sie hatten nie von ihr gehört.

Plötzlich klingelte mein Handy. Ich sah auf meine Uhr. Kurz vor Zwei.

Ich riss mein Telefon so schnell an mich, dass ich nicht auf das Display sehen konnte. Ich erwartet die Stimme des Barkeepers zu hören, doch es war Liam. "Tut mir Leid, habe ich dich geweckt?"

"Alles gut, ich habe nicht geschlafen."

Liam kam gleich zur Sache. "Gut, gut. Ich brauche dich." Kurz umriss er was los war und legte wieder auf. Es war der unpassendste Zeitpunkt, den man sich nur hätte ausrechnen konnte und dennoch machte ich mich sofort auf den Weg.

Schachmatt || LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt