{8. Kapitel}

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Schneller, als mir lieb war, fand ich mich im Warteraum des Luminals wieder. Ich starrte an die Wand vor mir und hing meinen Gedanken hinterher. Leicht zuckte ich zusammen, als eine laute männliche Stimme nach meiner Aufmerksamkeit verlangte. „Sind Sie Sergeant Tomlinson?" Ich richtete meinen Blick auf den Mann, der soeben zu mir gesprochen hatte. Er war groß und schon etwas älter. Seine Haare waren so kurz geschoren, dass ich mir nicht sicher war, welche Farbe sie hatten.

„Ja der bin ich wohl" gab ich etwas lustlos als Antwort. Ich nahm die Polizeiakte und erhob mich aus meinem Stuhl, der mir die letzte dreiviertel Stunde Beistand geleistet hatte. Mit einer Handbewegung symbolisierte mir der Uniformierte, dass ich ihm zu folgen hatte.

Wir liefen im Gleichschritt durch das Labyrinth aus Gängen, wie Alice im Wunderland. Nur dumpf drangen die verschiedenen Alarmsignale an mein Ohr.

Als wir vor der letzten Tür hielten, positionierte der Wärter sich vor mir und wollte schon damit beginnen, die Sicherheitshinweise herunterzubeten. Ich winke ab und deutete ihm die Tür zu entriegeln. Der Aufseher kam meiner unausgesprochenen Bitte nach.

Sofort schnellte mein Blick zur ersten Zelle. In ihr saß ein Häftling mit hüftlangen rotem Haar. „Warum hat hier jeder zweite lange Haare? Gibt's hier keinen Frisör?" Ich verlieh meiner schlechten Laune Ausdruck, ohne wirklich zu wissen, welchen Ursprung sie hatte. Der Uniformierte schenkte mir keine weitere Beachtung und lief stattdessen ungehindert bis zur fünften Zelle.

Als ich näher kam, erkannte ich bereits Styles. Er fuhr sich durch seine Locken und rückte sein T-Shirt zurecht.

Der Alarm ertönte und ich konnte eintreten.

Die Tür war noch nicht wieder verriegelt und schon schenkte Styles mir ein sanftes Lächeln. „Hallo Sergeant, wie geht es Ihnen? Wie verlief ihr Tag bisher?" Ich schauderte kurz. Die Woche die seit meinem letzten Besuch verstrichen war, ließ mich vergessen, wie angenehm tief seine Stimme doch war.

„Es geht mir gut, danke" antwortete ich knapp.

Seine grünen Augen musterten jeden Winkel meines Gesichtes. „Warum lügen Sie mich an?" Er nahm seine Unterlippe zwischen seine Zähne. Seine Miene wirkte traurig.

Ich wollte gerade zu einer ehrlichen Antwort ansetzten, als mir plötzlich etwas klar wurde. „Sie manipulieren mich gerade."

Styles befreite seine Unterlippe aus den Fängen seiner Zähne und lehnte sich zurück. Seinen Kopf hatte er leicht schief gelegt. „Warum sollte ich das tun?"

Unbewusst fuhren meine Augen die Konturen seines Gesichtes nach. Seine Wangenknochen. Seine Kieferpartie. Die vollen geschwungenen Lippen. Mein Blick glitt über seine Schlüsselbeine, die leicht von seinen Locken verdeckt wurden. „Das... ist nunmal was Sie tun." Meine Augen hafteten an seiner Brust, ich sah zu, wie sie sich gleichmäßig hob und wieder senkte.

Styles veränderte seine Sitzposition, was mich aufsehen ließ. „Sie werden nicht oft gefragt wie es Ihnen geht. Habe ich Recht?"

Ich drehte meinen Kopf zur Seite, als würde ich aus einem Fenster blicken, obwohl da keines war. „Wie es mir geht ist nicht von Bedeutung. Nur der Zustand der Personen die ich zu schützen habe, ist wichtig." Ich sah wieder zu Styles.

„Das denken Sie doch nicht wirklich?" Bei diesen Worten lehnte er sich leicht mir entgegen.

„Es ist egal ob ich das wirklich denke. Ich weiß wie Sie manipulieren. Und ich habe definitiv keine Lust darauf reinzufallen."

„Ich habe doch noch nicht mal groß etwas gesagt."

„Darauf kommt es auch nicht an." Styles legte seine Stirn in Falten, als wüsste er absolut nicht worauf ich hinaus wollte. „Das war mein Fehler bei unserer ersten Unterhaltung. Die Frage ist nicht Wann manipulierte Sie, sondern das Wie ist entscheiden. Ich war zu konzentriert auf Ihre Worte. Doch sie waren nur nebensächlich. Denn Sie beeinflussen nicht mit Worten. Sondern mit Taten." Styles Mundwinkel zuckten nach oben. Er schenkte mir ein Lächeln. „Die kleinen Pausen die Sie machen, wenn Sie sprechen. Ihr Lächeln. Ihre immer freundliche Ausstrahlung. Die intensiven Blicke und ja sogar das hier." Ich deute mit meinen Händen auf seinen nach vorne gerichteten Oberkörper. „Alles an Ihnen ist Manipulation."

Er ließ seinen Blick sinken. Seine langen Wimpern verbargen das Grün seiner Iris. „Welchen Grund hätte ich überhaupt dazu?"

„Ich weiß es nicht. Vielleicht persönliche Belustigung. Eine Wette mit anderen Häftlingen oder wo möglich wollen Sie einfach nur wissen ob Sies noch drauf haben und Sie wollen sehen wie schnell Sie in meinen Kopf gelangen können" legte ich meine Theorie leicht gereizt dar.

„Wenn dies echte Beweggründe wären, würde ich das ganze anders anstellen." Styles erhob sich aus seinem Stuhl. Er stütze seine Arme rechts und links an der Tischkante ab und bog sich zu mir herunter, sodass sein Gesicht nun direkt vor meinem war. „Denken Sie nicht auch, Sergeant Louis Tomlinson?" Er schaffte es, seine Stimme beim aussprechen meines Namens noch geschmeidiger klingen zu lassen.

Schachmatt || LarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt