10. It's Really Alright Pt. 5

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Ich weiß nicht, wann genau die Wende kommt. Aber als sie kommt wird mir klar, dass auch der Alkohol schlechte Seiten hat. Dunkel erinnere ich mich an Caesar Flickerman, wie er letztes Jahr den Prozess des Jägerwespengifts erklärt hat. Zuerst kommen die Halluzinationen und wenn sie irgendwann abgeklungen sind, entzünden sich die Einstichstellen, falls man den Stachel nicht entfernt hat. Der Alkohol ist nicht sehr anders. Zuerst kommt die irre Phase, wenn sich der Alkohol durch die Adern, bis ins Gehirn brennt und dich durchdrehen lässt. Dann, wenn der Alkohol abgeklungen ist, kommen die Nachwirkungen. Und die sind schrecklich.

Der Lappen ist eingetrocknet und ich schmeiße ihn in die Wäsche. Ich wage es kaum, an mir herunterzuschauen. Das Kleid ist vollkommen zerknittert. Eine Schande. In meinem Kopf höre ich Haymitchs Worte und bereue es, nicht auf ihn gehört zu haben. Trotzdem bin ich wütend auf ihn. Wütend, weil er mich ausgelacht hat, anstatt mir zu helfen. Doch vor allem bin ich beschämt über mein Verhalten. Einfach so einen fremden Mann mitzubringen, von dem ich nicht einmal den Namen weiß. Er kann wirklich nicht besonders toll gewesen sein, denn ich kann mich kaum an sein Gesicht erinnern. Jedes Mal, wenn ich versuche daran zu denken, sehe ich Haymitchs Gesicht vor meinem inneren Auge. Und dann erinnere ich mich wieder, wie unangemessen ich mich gestern verhalten habe. Unmöglich, dass ich solche Dinge zu ihm gesagt habe!

Es ist schon Nachmittag, als ich mich aus meinem Zimmer traue. Es ist niemand da. Erleichtert stolpere ich durch das Wohnzimmer in den Speiseraum und finde dort etwas zu Essen. Keine Ahnung, wer es für mich rausgestellt hat. Erst, als ich die Schmerztablette neben dem Glas sehe, graut es mir.

Weder Katniss und Peeta sind da, was mich wundert. Sie dürfen das Trainingsgelände nicht verlassen und ich hoffe sehnlichst, dass sie sich an die Regeln halten. Vielleicht sind sie auch einfach in ihren Zimmern, ich weiß es nicht.

Hör auf sie so zu bemuttern, denke ich mir. Sie sind keine Kinder und sie wissen, dass es Regeln gibt, an die man sich halten muss. Wissen sie das wirklich?

Stumm sitze ich am Tisch und kriege das Wasser nur mit Mühe runter. Gequält schaue ich auf das Essen und mein Magen macht bereits beim Anblick einen Satz. Ich lasse es einfach stehen und verschwinde in mein Zimmer.

An diesem Abend verlasse ich mein Zimmer nicht mehr. Es ruft mich auch niemand, wofür ich sehr dankbar bin, denn mir ist immer noch schlecht. Ich liege einfach nur im Bett und döse vor mich hin. Alle paar Stunden werde ich von meinem Bauch geweckt und ich muss meinen Magen leeren. Als ich um vier Uhr morgens über der Toilettenschüssel hänge, frage ich mich kurz, was ich gestern eigentlich alles gegessen haben muss. Ich erinnere mich nicht mehr. Vielleicht ist es auch besser so.


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Da das Kapitel so kurz ist, lade ich direkt noch ein weiteres hoch!

Figure It Out (Hayffie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt