I'd Be Safe and Warm
Für einen Moment überlege ich, wieder auszugehen, vielleicht den Mann von gestern wiederzutreffen. Doch ich schlage mir die Idee sofort wieder aus dem Kopf. Ich kann mir keine schöne Nacht machen. Nicht nach all dem was passiert ist. Nicht wenn Katniss und Peeta morgen in die Arena müssen.Ich hasse es zu weinen. Ich hasse es mich so unglaublich schwach zu fühlen, aber ich kann meinen Tränen keinen Einhalt gewähren. Und ein kleiner Teil meines Verstandes will mir klar machen, dass ich es nicht anders verdient habe. Schließlich sind sie meinetwegen hier. Nur meinetwegen.
Anstatt mich in mein Zimmer zu verkriechen, setze ich mich an die Bar. Keine gute Idee. Ist es wirklich nicht, aber ich will einfach nur noch vergessen. Der Avox wirft mir weder einen neugierigen noch einen mitleidigen Blick zu. Irgendwie bin ich ihm dafür dankbar. Er reicht mir einfach nur das Glas mit der blauen Flüssigkeit. Was auch immer es ist.
„Wenn ich ehrlich bin, hätte ich dich nicht hier erwartet", höre ich seine Stimme und vor Schreck ich hätte beinahe das Glas fallen lassen. Doch ich drehe mich nicht um. Der Alkohol kann die Erinnerungen nicht zurückhalten, die plötzlich alle auf einmal auf mich einstürzen. Sie werden mich unter sich begraben.
Mit einer Handbewegung, die ich nur aus dem Augenwinkel mitkriege, schickt Haymitch den Avox fort. Er setzt sich auf den Barstuhl neben mir und nimmt mir das Glas aus der Hand. Er hat es in einem Zug geleert und stellt es wieder auf den Tresen. „Das Zeug ist nichts für dich."
„Was geht dich das an?", erwidere ich schwach. Ich habe nicht einmal die Kraft ihn anzuschauen.
Haymitch greift nach meiner Hand. Ich bin zu überrascht, um sie wegzuziehen. Ich hätte sie wirklich wegziehen sollen. „Du- Ich hätte nicht- Wenn es um die beiden geht, dann geht es mich sehr wohl etwas an."
Abrupt entreiße ich ihm meine Hand und hebe meinen Kopf. „Wieso jetzt? Sonst hast du dich auch nie für mich interessiert." Das stimmt nicht ganz, flüstert eine leise Stimme in meinem Kopf. Es gab eine Zeit, als die Dinge anders waren. Eine längst vergangene Zeit.
„Du liebst sie", sagt er ruhig und lächelt leicht. „Du liebst sie mehr, als es für jemanden aus dem Kapitol zu erwarten ist. Du kümmerst dich wirklich um sie. Sie sind dir wichtig. Hätte mir das jemand vor zehn Jahren gesagt, hätte ich ihm nicht geglaubt." Seine Stimme klingt bestimmt, als würde er sich sicher sein, dass er über Tatsachen spricht.
„Na und?", frage ich und lächele ihn übertrieben an. Im selben Augenblick laufen mir Tränen über die Wangen. Er soll aufhören. „Meine Tribute waren mir immer wichtig und das weißt du besser als jeder sonst. Es ist doch jetzt sowieso egal, oder nicht? Wir können nichts für sie tun und wenn einer von beiden doch rauskommen sollte, dann werden sie nicht mehr mit uns leben können. Weißt du wieso? Weil sie alles an ihren Partner erinnern wird. Wir werden sie daran erinnern. Distrikt Zwölf. Das Dorf der Sieger. Sie werden gebrochen zurückkehren, unfähig, sich davon zu erholen. Unfähig, weil ein Teil ihrer selbst tot ist. Tot. Man kann einen toten Körper nicht zum Leben erwecken, man kann nur lernen, mit der Leere zu leben. Die Vergangenheit ist vergangen, doch sie holt einen immer ein, Haymitch." Meine Unterlippe zittert und ich presse meinen Mund zusammen, um den Schmerz nicht Überhand gewinnen zu lassen. Langsam stehe ich auf und fahre mir übers Gesicht. Die Vergangenheit ist vergangen, doch sie holt einen immer ein. Das gilt nicht nur für die beiden. Wir beide waren auch schon immer schlecht in diesem Spiel.
Noch bevor ich aus dem Raum flüchten kann, greift er meinen Arm und dreht mich zu sich um. Sein Gesicht ist näher als erwartet und seine grauen Augen bohren sich förmlich in meine. Aber sie sind weich und sanft. Ein trauriges Lächeln ziert seine Lippen. Für einen Augenblick denke ich, dass er mich küssen wird. Zum Glück tut er es nicht.
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Figure It Out (Hayffie)
Fanfiction[Hayffie Fanfic] Effie Trinket, nur ein weiteres Schoßhündchen des Kapitols. Das Jubeljubiläum beginnt und plötzlich zeigt sich, dass doch nicht so sehr vom Kapitol besessen ist, wie vorerst angenommen. Die Revolution kommt ins Rollen und Haymitch...
