Song Inspiration für dieses Kapitel: Not That Simple – Mike Posner
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Not That Simple
Als sich die Tür des Aufzugs öffnet, greift Haymitch mich grob am Arm und zerrt mich die Flure entlang. Ich mache mir nicht einmal die Mühe, mich loszureißen. Er muss wirklich wütend sein, weiß Gott warum. Haymitch hatte zwar immer schon seine Phasen, aber ich glaube, jetzt, da er halbwegs nüchtern ist, muss ich ihn wirklich aufgeregt haben. Er führt mich an unseren Schlafräumen vorbei, rauf zur Treppe auf die Terrasse. Schon komisch, dass ich in all den Jahren nur ein einziges Mal hier oben war. Ich erinnere mich kaum noch daran. Die Stadt hat sich nicht viel verändert. Überall glühen Lichter, so stark, dass man die Sterne nachts nicht sehen kann. Der Blick in den Himmel stimmt mich traurig. Er ist von Wolken überzogen.
Dann lässt Haymitch mich los und ich taumele einige Schritte vorwärts, bevor ich an der Brüstung zum Stehen komme. Allein dieser Blick über das Kapitol ist es wert hier hochgekommen zu sein. Unten auf den Straßen fahren Autos hin und her, Busse und Unmengen an bunten Passanten laufen herum. Manche von ihnen tragen Einkaufstüten in den Händen, andere zerren ihre Kinder am Trainingscenter vorbei, weil sie die Sieger sehen wollen.
Irgendwie kommt es mir komisch vor, wie sie ihre Kinder darauf drillen die Spiele zu sehen. Sie sind viel zu jung. Plötzlich erinnere ich mich wie aus heiterem Himmel an die kleine Rue. An Katniss' Worte auf der Tour. Sie war zu jung. Aurelia und ich durften die Spiele selbst bereits mit zehn sehen ...
Haymitch, der wahrscheinlich über kein wirkliches Feingefühl verfügt, reißt mich barsch aus meinen Gedanken. „Was sollte das?" Sein Ton ist nicht unfreundlich, aber aufgebracht.
Ich zucke mit den Schultern und lehne mich seitlich in seine Richtung, um ihm in die Augen zu sehen. „Ich weiß es nicht", gebe ich genervt zurück. „Es ist mir einfach rausgerutscht."
Das scheint ihn nur noch mehr in Rage zu bringen. „Einfach rausgerutscht? Effie ...", er seufzt und sucht nach den richtigen Worten. Wann hat er das letzte Mal meinen Namen so ausgesprochen? Ich will mich nicht erinnern. „Es ist gefährlich so zu denken."
Ich verspüre den Drang ihn zu schlagen. Er muss den Ausdruck auf meinem Gesicht gesehen haben, denn er schaut mich an, als wäre ich unheimlich albern. „Du...- So habe ich es nicht gemeint", zische ich wütend.
Seine Augen blitzen erleichtert. Meine Masche funktioniert. Hat sie nicht schon immer funktioniert? „Gut ... denn so zu denken wäre sehr gefährlich. Und wir möchten beide keinen Ärger mit dem Kapitol, nicht wahr?"
Ich lächele, nicke und tue so, als hätte ich keine Ahnung, wovon er gerade gesprochen hat. Doch das habe ich und das müsste er wissen. Denn Haymitch war es, der mir vor zehn Jahren die Augen über das Kapitol geöffnet hat. Und nun weiß ich, dass auch er etwas mit dieser Sache zu tun hat, die sich am Horizont zusammenbraut. Vielleicht ist er einfach nur wütend auf das Kapitol, doch irgendetwas muss dahinterstecken. Es ist nicht seine Art, auf jedes meiner Worte zu achten oder eine Bedeutung in meine Sätze zu interpretieren. Haymitch Abernathy handelt nie ohne Hintergedanken.
oOo
Wir kehren zurück ins Penthouse und setzen uns auf die Sofalandschaft. „Du hast studiert?", fragt Haymitch nach einer Weile.
Ich nicke abwesend und denke an meine Mutter und wie wütend sie war, als ich ihr meinen Wunsch mitgeteilt habe. Sie hatte für Aurelia und mich eine glorreiche Modelkarriere in Planung. Bei Aurelia hat es geklappt. „Architektur."
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Figure It Out (Hayffie)
Fanfiction[Hayffie Fanfic] Effie Trinket, nur ein weiteres Schoßhündchen des Kapitols. Das Jubeljubiläum beginnt und plötzlich zeigt sich, dass doch nicht so sehr vom Kapitol besessen ist, wie vorerst angenommen. Die Revolution kommt ins Rollen und Haymitch...