51. The End

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The End

Nach der Hochzeit fängt alles an bergabzugehen. Die Distrikte haben sich vereinigt. Der Krieg im Kapitol beginnt. Eine Weile habe ich noch das Gefühl, dass für uns alles gut ausgehen könnte. Wir sind weiter in Distrikt 13, fernab der Gefahr und in Sicherheit. Jedoch bin ich eine der wenigen, die diese Privilegien zu genießen scheint. Mit jedem Tag verschwinden mehr Menschen aus 13 und machen sich auf in die Hauptstadt, um in die Schlacht zu ziehen. Haymitch sagt, sie haben bereits genügend Fußsoldaten vor Ort, aber das scheint niemanden aufzuhalten. Auch Katniss und Johanna nicht.

Seitdem Katniss bei Johanna eingezogen ist, kriege ich Johanna kaum noch zu Gesicht. Ich weiß nicht, was sich verändert hat, doch in Johanna scheint nach all den Wochen des vor sich Hinvegetierens von den einen auf den anderen Tag eine alte Flamme erwacht zu sein. Sie erinnert sich langsam wieder daran, wer sie war, bevor alles nach dem Jubeljubiläum den Bach herunter gegangen ist. Sie kommt wieder zu Kräften, wenn auch Schritt um Schritt. Sie und Katniss haben sich den Kadetten angeschlossen, die auf die Soldatenprüfung hinarbeiten, um noch vor Ende des Kriegs ins Kapitol verschifft zu werden.

Ein Teil von mir versteht es. Beide Siegerinnen hassen das Kapitol, ich könnte nicht einmal sagen, in wem der Hass stärker ist. Katniss und Johanna waren nie Freunde, aber etwas hat sich geändert. Etwas zwischen ihnen ist klarer geworden. Der Großteil von mir, der bequemliche und egoistische Teil, will nicht verstehen, weshalb sie sich freiwillig in einen Kampf einmischen wollen, der sie in der Vergangenheit so viel Schmerz gekostet hat. Vielleicht ist es aber genau dieser Schmerz, der sie antreibt. Vielleicht würde ich anders empfinden, wenn ich auch nur die leiseste Ahnung von dem hätte, was sie durchgemacht haben.

Mit jedem verstreichenden Tag hoffe ich mehr und mehr, dass der Krieg schnell ein Ende findet. Schneller als Katniss und Johanna für ihre Ausbildung brauchen. Allerdings habe ich schon vor einer langen Zeit gelernt, dass die Dinge meistens nicht so laufen, wie man es sich erhofft. Das hier ist keine Ausnahme.

Es muss später Abend sein, als ich mich zu Johanna ans Bett setze. Sie ist wach, aber sediert. Ihre braunen Augen fahren über mich hinweg, als wäre ich gar nicht da. Enttäuschung liegt in ihrem Blick. Kein Zorn, kein Trotz, keine Furcht. Das Kapitol, welches sie eigentlich bekämpfen wollte, hat sie eingeholt. Das Kapitol und die Dinge, die es mit ihr in den untersten Ebenen des Gefängnisses angestellt hat. Sie hat es nicht geschafft. Am Ende ihrer Prüfung hat kein Einberufungsbefehl, sondern ein weiterer Krankenhausaufenthalt auf sie gewartet. Haymitch hat mir erzählt, was sie in der Simulation erwartet hat und es hat ausgereicht, um meine eigenen Dämonen aus ihren Verstecken zu bringen.

Katniss und Finnick fliegen gemeinsam ins Kapitol, was darin resultiert, dass Annie mir an Johannas Bett Gesellschaft leistet. Der Gedanke, dass selbst Finnick außerhalb der sicheren Mauern dieses Bunkers sein wird, macht mich nervös. Das einzige Bild, was ich diese Nacht vor meinem inneren Auge habe, ist sein verängstigtes Gesicht bei unserer ersten persönlichen Begegnung. Je mehr Zeit in Distrikt 13 vergangen ist, desto mehr habe ich mich in der sicheren Illusion gewogen, dass die Kinder nun alles hinter sich haben würden. Nach all den Kindern, die wir verloren haben, dachte ich, dass es endlich damit vorbei wäre. Ich fühle mich immer noch für sie verantwortlich, sorge mich immer noch um sie.

Der einzige Lichtblick sind Haymitchs spärliche Informationen über die Mission, für die Katniss' Team ausgewählt wurde. Sie werden nicht an der Front kämpfen, sondern nur Propomaterial für Plutarch und Beetee sammeln. Der Lichtblick hält nicht lange an.

Die Tage vergehen wie im Fluge und im Nachhinein kann ich mich an kaum etwas erinnern. Mit jedem weiteren Tag, den Katniss fort ist, verschlechtert sich Johannas Verhalten. Sie fällt in alte Muster zurück. Es ist das Morphium. Doch Haymitch ist nicht besser. Er versucht, die Symptome zu verbergen, aber da wir uns ein Zimmer teilen, grenzt es an Unmöglichkeit. Das Zittern seiner Finger ist stärker, er kann es weniger kontrollieren. Er kriegt nachts kaum ein Auge zu. Jetzt wo der Krieg im vollen Gange ist, bekomme ich ihn wieder weniger zu Gesicht.

Figure It Out (Hayffie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt