13. Time's Winding Down

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Times's Winding Down

Das Meer aus Farben, Mustern und Blitzlichtern raubt mir für einen Moment den Atem. Regungslos stehe ich vor der Limousine und versuche mir ein Bild von der Szene zu machen. Das Gebäude hat den gesamten Himmel eingenommen und das gleißende Licht scheint sich über meinem Kopf zu ergießen, als wäre es aus flüssigem Gold. Und trotzdem so, dass man nicht geblendet den Blick abwenden muss. Ein Meisterwerk.

Von allen Seiten sind Kameras auf mich gerichtet, die jeden meiner Schritte genaustens verfolgen. Das Blitzlicht hinterlässt bereits weiße Punkte in meinem Sichtfeld. Sie rufen meinen Namen und ich weiß nicht, wo ich den Kopf hinwenden soll. Es dauert nur eine Sekunde, dann habe ich mich wieder im Griff und setzte ein überragendes Lächeln auf, das ich den ganzen Morgen geübt habe. Sie haben keine Fans auf das Gelände gelassen, wofür ich überaus dankbar bin. Ich trete einige Schritte auf den roten Teppich, der vor meinen Füßen ausgerollt wurde und drehe mich zur Seite, sodass die Fotografen genügend Zeit haben, Bilder zu machen.

Aus dem Augenwinkel sehe ich Haymitch aus dem Auto steigen. Er kann den Schock auf seinem Gesicht kaum verbergen. Es ist zu viel. Er mag den Glamour nicht, mochte ihn noch nie. Unsere Blicke begegnen sich, doch ich drehe meinen Kopf zur Seite. Zu wütend bin ich noch über seine Sichtweise.

Ohne auf ihn zu warten, laufe ich weiter vor und lasse hier und da noch ein oder zwei Fotos schießen, bevor ich die gewaltige Treppe vor dem riesigen Eingang erreiche. Über dem Metallrahmen des Gebäudes ist in silbernen Buchstaben Veins of Glass eingraviert worden. Passender Name.

Neben mir schnaubt jemand und als ich mein Gesicht drehe, sehe ich Haymitch, der versucht die Paparazzi zu ignorieren. Er ist neben mir stehen geblieben und mustert mich. „Nur sie könnten dem Ding so einen Namen geben", murmelt er grimmig und hakt sich, noch bevor ich es verhindern kann, bei mir unter.

„Was soll das?", frage ich etwas zu spitz und er wirft mir einen Blick zu.

„Ich bezweifle sehr, dass du ohne fremde Hilfe diese Treppe hochkommst", meint Haymitch und nickt hoch die Stufen hinauf. Sie sind unheimlich breit und länger als normale Treppen. Und sie ist ein gutes Stück lang ...

Bevor ich etwas Unfreundliches erwidern kann, zieht er mich bereits sanft die Stufen empor. Und es ist wirklich problematischer, als ich angenommen habe. Das Kleid ist zu eng geschnitten und gibt meinen Füßen kaum Freiraum, sich normal bewegen oder gar Treppen steigen zu können. Ich kann nur in kleinen Trippelschritten laufen.

Haymitch ist wirklich eine Hilfe. Nicht, dass ich ihm das je sagen würde. Er gibt sich Mühe, nicht ungeduldig mit mir zu sein und stützt mich mit einem Arm um meine Hüfte. Doch er kann seine Worte nicht einfach rückgängig machen. Sobald wir es bis zum Treppenansatz geschafft haben, winde ich mich vorsichtig aus seinem Arm, um etwas sicheren Abstand zwischen uns zu bringen. „Danke."

Er späht in meine Richtung und seufzt bei meinem Gesichtsausdruck. „Dir ist doch wohl klar, dass ich eben nicht dich gemeint habe, oder?"

Für einen Moment habe ich einen Kommentar auf meinen Lippen, besinne mich dann jedoch eines Besseren und tue so, als hätte ich ihn nicht gehört. Ohne etwas zu erwidern, trete ich auf den riesigen Eingang zu. Er befindet sich zwischen den beiden Säulen. Über mir haben sie sich bereits ineinander verschränkt, sodass sie etwas Schatten spenden. Die äußeren Platten der Wände bestehen aus einer riesigen Glasscheibe, nur der Eingang ist von silbernem Metall umrahmt.

Ich bin kaum zwei Schritte weit gekommen, als Haymitch mich am Unterarm festhält und mich sanft zu sich zurückzieht, mich beinahe zwingt, ihn anzuschauen. Seine grauen Augen sind groß und schauen mich ernst an. „Du bist nicht so wie sie, Effie. Das weiß ich doch."

Figure It Out (Hayffie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt