5. Demons In My Heart

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Song Inspiration für dieses Kapitel: A Little Party Never Killed Nobody (All We Got) – Fergie, Q-Tip & GoonRock & California Dreamin' – Sia

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Demons In My Heart

Gegen Nachmittag holen wir Peeta und Katniss im Erdgeschoss ab. Bis dahin sind Haymitch und ich uns nicht über den Weg gelaufen. Als ich ins Wohnzimmer komme, wartet er bereits auf mich. Er trägt einen dunkelblauen Anzug, der seinem blonden Haar schmeichelt. Zu meiner Überraschung sieht es gepflegt aus. Zufällig trage ich ein dunkelblaues Cocktailkleid und dazu eine blonde Perücke. Als mir unsere identischen Farben bewusstwerden, überlege ich für einen Moment, noch einmal schnell zu verschwinden, um mir etwas anderes anzuziehen.

Doch dann dreht sich sein Kopf in meine Richtung und es ist zu spät für einen Rückzug. Ich sehe, wie seine Augen mein Outfit registrieren. Haymitchs Mund verzieht sich zu einem Grinsen. Hoffentlich bildet er sich jetzt nichts darauf ein. Schließlich war das nur ein Zufall! Männer...

Ich gehe auf ihn zu und er dreht sich ganz zu mir um. Mir entfährt ein Seufzen, als ich seine Krawatte sehe. Der Ansatz ist völlig verdreht und er hat sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie richtig zu binden. Fragend hebt er eine Augenbraue und ich nicke in seine Richtung. „Deine Krawatte", murmele ich und bewege mich wie in Trance auf ihn zu und bevor ich es verhindern kann, sind meine Hände bereits in seinem Nacken. Als ich realisiere, was ich da gerade tue, zucke ich zurück und schaue Haymitch zur Folge direkt in die Augen. Er hat seinen Kopf zu mir herabgesenkt, ein leichtes Lächeln auf den Lippen.

Plötzlich kriege ich keine Luft mehr. Alles hieran weckt eine altversunkene Erinnerung und ich kann Haymitch ansehen, dass auch er diese nicht zurückhalten kann. Doch anders als ich, scheint er nicht zu versuchen, sie zu verdrängen. „Mach weiter", fordert er, doch seine Stimme klingt unendlich sanft. Er betrachtet mich nicht höhnisch, wie er es sonst immer tut. Seine Augen betrachten mich ungetrübt und ich erkenne einen Ausdruck, den ich sehr lange nicht mehr auf seinem Gesicht gesehen habe. Eine Mischung aus Sehnsucht und Zufriedenheit, der mir die Kehle zuschnürt.

Ich tue was er sagt und richte ihm im Handumdrehen die Krawatte. Zufrieden trete ich einen Schritt zurück und betrachte ihn. „Wir können gehen", sage ich leise und drehe mich dann auf dem Absatz um, bevor ich weitere Dummheiten machen kann. Haymitch folgt mir schweigend. Ich vernehme seine Schritte hinter mir.

Jetzt wo er mir nicht ins Gesicht schauen kann, entgleiten mir meine Züge. Bestürzt stelle ich fest, dass ich schon wieder meine Fassade hab fallen lassen. Woher kommt diese plötzliche Veränderung in unserer Dynamik? Eine Dynamik, die mir zu bekannt vorkommt, als dass ich so tun könnte, die Antwort auf diese Frage nicht zu kennen. Ich schüttele meinen Kopf und zwinge mich meinen Blick auf die Aufzüge vor uns. Ich trete in die Kabine dicht gefolgt von Haymitch. In den Jahren enger Zusammenarbeit lernt man zu spüren, wenn der andere in der Nähe ist. Ich spüre seinen Körper hinter mir und weiß, dass er mich anschaut. Erwartungsvoll. Vielleicht wartet er auf eine Reaktion meinerseits. Die wird er allerdings nicht bekommen.

Früher habe ich es genossen Aufzug zu fahren. Mit hoher Geschwindigkeit Richtung Boden zu sausen und durch die gläserne Kuppel die Menschen zu beobachten, die sich von winzigen bunten Punkten, in bunte Geschöpfe verwandeln. Heute achte ich kaum noch darauf. Ich muss mich um wichtigere Dinge kümmern, als Freude am Aufzugfahren zu haben. „Lächerlich."

Haymitchs Kopf senkt sich zu mir herunter und er mustert mich fragend. „Was ist denn so lächerlich?" Er klingt ehrlich amüsiert und das kann ich in diesem Moment, nach dem, was eben geschehen ist, überhaupt nicht leiden. Also ignoriere ich ihn.

Figure It Out (Hayffie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt