8. Way Down We Go

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Song Inspiration für dieses Kapitel: Way Down We Go – KALEO & Spirits – The Strumbellas


Way Down We Go

Ich habe gerade die Fußgängerzone erreicht, als Haymitch mich einholt. Seine Hand greift nach meiner und mir fällt beinahe die Tasche aus den Händen. Ich bleibe einfach stehen und er muss mich an den Schultern zu sich umdrehen. Wäre er doch bloß nicht mitgekommen ...

Haymitchs Augen finden meine, doch ich weiche seinem Blick aus. Ich kann ihn nicht anschauen. Die Tatsache, dass meine Mutter solche Dinge in seiner Gegenwart gesagt hat, ist mir unangenehm. Die Tatsache, dass sie es über sich gebracht hat, mein Leben, alles was ich mir mit Mühe aufgebaut habe, in seiner Gegenwart in Fetzen zu reißen, lässt die Tränen wieder in meine Augen treten. Jetzt, wo er vor mir steht, gelingt es mir nicht, sie einfach wegzublinzeln. Also stehe ich einfach da und starre auf meine Schuhe, darauf wartend, dass er etwas sagt.

Dieses ganze Theater muss ihm unheimlich lächerlich vorkommen. Diese ganzen überflüssigen Sorgen einiger verwöhnter Leute aus dem Kapitol, deren ganzer Lebensinhalt sich nur um diese dreht. „Deine Mutter ist schon eine Hausnummer", brummt Haymitch schließlich und seufzt in sich hinein. Dann harkt er sich bei mir ein und wir spazieren in gemächlichem Tempo durch die Fußgängerzone. „Im Ernst, diese Frau ist verrückt."

„Es tut mir leid", bringe ich hervor und tätschele ihm den Arm. „Sie kann äußerst schwierig sein, aber normalerweise sagt sie solche Dinge nicht. Ich muss sie wirklich verärgert haben." Ich versuche, meine Stimme neutral zu halten, aber Haymitch durchschaut mich nichtsdestotrotz.

Haymitch hebt seinen Kopf und seine Augen finden meine. Ein Ausdruck der Verwunderung liegt in ihnen. Als wäre er überrascht über meine Worte. „Wofür entschuldigst du dich bitte, Effie?", fragt er und gereizt. „Du musst dich vor mir ganz sicher nicht rechtfertigen und vor ihr auch nicht."

„Es gehört sich nicht, solche Streitereien vor Dritten aufzuführen, ungeachtet ihrer Unzufriedenheit. Natürlich bin ich nicht unschuldig, aber sie wollte ja nicht lockerlassen", sage ich. Die Hitze hat meine Tränen getrocknet, aber die Sonne gibt mir das Gefühl, als würde mein Makeup dahinschmelzen. Meine Hand gleitet in meine Tasche und ich krame einen kleinen Spiegel hervor.

„Du siehst gut aus", seufzt Haymitch und zieht an meinem Arm, damit ich ihm folge. „Wirklich, ich verstehe nicht, wie du jetzt an dein Aussehen denken kannst."

Ich zucke nur die Achseln und betrachte mein Gesicht von allen Seiten. Mein Körper entspannt sich ein klein wenig, als ich sehe, dass die Schminke sich nicht verflüssigt hat und man mir die trockenen Tränen auch nicht ansieht. „Lass uns gehen", fordere ich Haymitch dann auf, befreie mich aus seinem Griff und will in Richtung Auto gehen.

„Aber wir haben noch den ganzen Mittag Zeit", beschwert sich Haymitch und greift wieder nach meinem Arm.

Entkräftet drehe ich mich zu ihm um. „Ich möchte einfach nur zurück ins Penthouse und in meinem Bett versinken, bis die Pflicht wieder ruft."

Haymitch sieht nicht so aus, als würde er sich von mir beirren lassen, zu kriegen, was er sich in den Kopf gesetzt hat. „Du hast versprochen, mir die Gegend zu zeigen. Außerdem denke ich nicht, dass Trübsal blasen dir dabei helfen wird, deine Mutter zu vergessen."

Ich habe nicht die Kraft, mich nochmals aus seinem Griff zu befreien. Mein müder Blick ist alles, was ich zustande bekomme. „Mir ist aber nicht danach."

„Ich bin mir sicher, dass es dir danach viel besser gehen wird, Süße", sagt Haymitch ernst und streicht mir über die Wange. Ich hätte mich von ihm fortlehnen sollen, aber mein Körper ist wie festgefroren. „Komm schon, es sind doch nur ein paar Stunden. Du darfst sogar das Restaurant aussuchen." Er zwinkert mir zu.

Figure It Out (Hayffie)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt