Confessions and Plans
Keiner von uns kann viel schlafen und es ist hauptsächlich meine Schuld. Es sind dieselben
Träume, die zuvor bereits Dasha und Betha wachgehalten haben. Allerdings bezweifele ich, dass Haymitchs Schlafzyklen vor meinem Umzug tatsächlich länger waren. Es scheint ihm nicht viel auszumachen, jede Nacht meinetwegen aufzuwachen. Ich kann nicht ohne Licht schlafen, also lässt er die Lampe im Badezimmer an. Das Licht hält die Dämonen fern.Jedes Mal, wenn ich versuche mich zu entschuldigen oder es zu erklären, winkt er ab und versichert mir, dass er kein Problem mit meinen Schlafstörungen hat. Haymitch tut alles, damit es mir so angenehm wie möglich ist. Es ändert nichts daran, dass ich mich schuldig fühle.
Der Schrei fährt mir durch Mark und Bein und ich realisiere eine Sekunde zu spät, dass es meine eigene Stimme geht, die mich aus den Klauen des Traumes entreißt. Ein Keuchen entweicht meinen Lippen und ich schnappe nach Luft, doch mein Körper ist zu überwältigt von dem Schrecken meiner eigenen Hirngespinste, als dass er in der Lage wäre, sich zu bewegen oder gar richtig zu funktionieren. Ich zwinge mich dazu, die Augen aufzuschlagen und versuche das panische Gesicht meiner Mutter zu verdrängen, das sich auf die Innenseite meiner Netzhaut gebrannt hat.
Haymitch ist an meiner Seite noch bevor ich realisieren kann, dass ich im Bett liege. Du bist in Distrikt 13. Du bist in Sicherheit. Weit weg vom Kapitol. Mittlerweile sorgt dieser Gedanke nicht mehr dafür, dass ich beruhigt aufatme. Ich spüre Haymitchs Hand an meiner Schulter und versuche die Tränen zurückzuhalten. Eine schier unmögliche Aufgabe. Du hast deine Familie im Stich gelassen. Deinetwegen sind sie alle tot.
Je länger der Krieg dauert, je länger mein Aufenthalt in 13 sich zieht, desto nervöser werde ich. Ich habe keine Ahnung, ob Aurelia noch am Leben ist, ob sie mir den Tod unserer Eltern verzeihen wird, wenn sie es tatsächlich geschafft hat, demselben Schicksal zu entgehen. Immer noch versuche ich mir einzureden, dass ihre Ehe mit Caius sie gerettet haben könnte. Seine Stellung innerhalb der Regierung ist gut genug. Zumindest war das noch vor Monaten der Fall, bevor die Rebellen dem Kapitol den Krieg erklärt haben.
Haymitch murmelt etwas und dem Ton seiner Stimme nach zu urteilen, will er mich beruhigen. Ich bin ruhig. So ruhig, dass keine Ablenkung etwas gegen die Angst in meiner Brust ausrichten kann, die mich von innen heraus auffrisst. Seit meinem Gespräch mit Haymitch habe ich mir jede Mühe gegeben, mich meinen Emotionen zu öffnen, den Schmerz und die Furcht zuzulassen. Ich vermisse die Leere, die ich davor verspürt habe. Die Träume haben sich verschlimmert und auch die Bilder aus meiner Zeit im Kapitol sind nun klarer. Das Schlimmste daran ist, dass mein Kopf nach all den Monaten immer noch nicht begriffen hat, dass meine Eltern tot sind. Er wehrt sich dagegen, es als die Wahrheit zu akzeptieren.
Ich starre in Haymitchs graue Augen, die nur wenige Zentimeter von meinen eigenen entfernt sind. Er muss bereits wachgelegen haben, denn ich finde keine Anzeichen von Müdigkeit in seinem Gesicht. „Wird es irgendwann aufhören?", höre ich mich mit schwankender Stimme fragen und der besorgte Ausdruck seiner Züge wird weicher.
„Irgendwann." Ich hake nicht nach. Seine Spiele sind fünfundzwanzig Jahre her und er hat das Trauma immer noch nicht völlig verarbeitet. „Willst du darüber reden?"
Ich schüttele den Kopf und richte mich in eine sitzende Position auf. Haymitch lässt die Hand sinken, mit der er mir in sanften Bewegungen über die Wange gestrichen hat. Er wirkt etwas unbeholfen, wie er dort auf der Bettkante hockt und nicht recht weiß, wie er mir helfen soll. Sein blondes Haar ist zerzaust und das graue Shirt, das er zum Schlafen anzieht, ist so zerknittert, dass ich mich automatisch frage, ob er immer noch nicht gelernt hat, seine Kleidung wie ein normaler Mensch zu falten. Der Gedanke lenkt mich für einen Augenblick lang ab und ich werfe einen Blick auf die Uhr.
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Figure It Out (Hayffie)
FanfictionEffie Trinket, nur ein weiteres Schoßhündchen des Kapitols. Das Jubeljubiläum beginnt und plötzlich zeigt sich, dass doch nicht so sehr vom Kapitol besessen ist, wie vorerst angenommen. Die Revolution kommt ins Rollen und Haymitch -der ihr näher gek...