Kapitel 68: Mir war zum Heulen zumute

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Ich verstand mich selbst einfach nicht. Wieso hatte ich so reagiert? Warum hatte Liam so reagiert? Er denkt doch nicht ernsthaft, dass ich was mit meinem Bruder hatte! Aber wieso bin ich gleich so ausgerastet? Ich hätte ihm dich alles erklären können, aber nein, dumme Emily wollte ihren Freund ja lieber anschreien und gleich Schluss machen.

Ich konnte mich selbst dafür ohrfeigen! Wieso war ich nur so dumm gewesen?

Ich legte mich auf den Teppich und sah das Dach an. Eine Fliege landete auf dem Regal. Sie lief dort ein bisschen rum, dann flog sie wo anders hin. Ich sah sie nicht mehr.

Ich war wütend auf mich. Wieso musste ich ihn so anschreien? Wieso?!

„Em! Komm runter!", rief Dad, „Wir haben Besuch!" Ich stöhnte auf und hörte. Ich nahm leise Stimmen wahr. Ich erkannte Dads, Chris' und eine unbekannte Frauenstimme. Ich stand auf und ging unmotiviert runter. „Hmm?", machte ich, als ich unten war. „Emily?", fragte sie. Ich nickte fragend. „Ich bin Kathrin. Erinnerst du dich nicht mehr?", meinte sie, „Wir waren beste Freundinnen!" Ich sah Dad an. Er sah mich an. Es folgte eine unangenehme Stille.

„Tut mir leid, aber ich erinnere mich nicht", sagte ich. „Oh", flüsterte Kathrin, „Ich geh dann mal besser." Sie drehte sich um und ging aus dem Haus raus.

„Was war das denn bitte?", fragte ich, „Wann waren wir denn bitte Freundinnen? Vor 18 Jahren?! Also bitte! Als ob ich mich dann an sowas erinnern soll! Pff..." Ich ging wieder hoch. Was sollte das denn bitte? Unsere Freundschaft, falls sie existiert hat, ist mindestens 17 Jahre her! Also bitte!

Ich legte mich auf das Bett und schaute ins Nichts. Es klopfte an der Türe und Chris kam rein. „Ja?", fragte ich. „Hey." „Was ist?" „Was ist los mit dir, Em? Du bist irgendwie so aggressiv. Ist was passiert?" „Ne! Ich hab nur wegen dir mit Liam Schluss gemacht! Es ist überhaupt nichts passiert!", spuckte ich. „Wieso? Wieso wegen mir?", fragte er verwirrt. „Wo bist du heute Morgen aufgewacht?!", fragte ich. „Hier", meinte er verlegen. „Ja. Er hat mir Vorwürfe gemacht, dass wir ja Geschwister sind und so." „Es war doch nichts", meinte er. „Oder?", fügte er ganz leise hinzu. „Nein. Alles gut. Ich weiß nicht. Es- Ich war einfach wütend und hab ihn angeschrien und Schluss gemacht." Ich legte die Hände vor das Gesicht. Ich spürte, wie eine warme Träne mir die Wange herunterlief. „Oh Gott", meinte er leise, „Das tut mir echt leid. Ich wusste nicht, dass es so schlimm war, dass ich bei dir geblieben bin." „Ist schon gut. Konntest du nicht wissen", beruhigte ich ihn, obwohl es mich überhaupt nicht besser stimmte. „Nein, echt. Es tut mir leid. Ich hab überlegt, ob ich gehen soll. Du bist eingeschlafen und dann wollte ich gehen, aber ich- Mein Gefühl hat mir gesagt, dass ich bleiben soll." Ich wusste nicht was ich sagen sollte, deshalb nickte ich einfach.

Er umarmte mich und ging dann. Mir war zum Heulen zumute. Wieso hatte ich nur Schluss gemacht?

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