Kapitel 109: Rossonders

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Am nächsten Wochenende war ich in L.A. Ich wollte mal wieder bei Nissa und Skylie vorbeischauen. Nissa wusste, dass ich kam. Sie freute sich schon sehr auf mich, wie sie geschrieben hatte.

Als ich von der Anlaufstelle für Kontrolierer endlich vor dem Haus war, klingelte ich und Nissa öffnete mir mit Skylie auf dem Arm. „Hi, Emily!", sagte sie und setzte ihre Tochter ab, um mich zu umarmen. „Hey!" Ich schloss Skye in meine Arme und sie lachte. „Hi, Emily!", kicherte sie.

Wir setzten uns an den Esstisch und aßen Kuchen. „Und? Was machst du jetzt so?" „Ich bin Trainerin in einem Fitnessstudio", antwortete ich. Jeder in der OA hat eine Art Fake-Job. Ich hatte Trainerin, denn ich trainierte ja die Elfen und ein Fitnessstudio war die OA ja auch irgendwie. Nissa lachte: „So siehst du auch aus!" Wir lachten und ich fragte grinsend: „So schlimm?" Nissa kriegte sich kaum noch ein, so sehr lachte sie. „Wo ist Ray?", wollte ich später wissen. „Er ist mit Eric beim Einkaufen. Die zwei wollten zusammen gehen, während Skye und ich hierbleiben." „Eric ist hier?", fragte ich fröhlich. „Wenn er wieder Heim kommt, ja." Er müsste jetzt schon 19 sein. Mein kleiner Bruder! 19!

Nissa räumte die Küche auf und ich ging mit Skylie hoch, weil sie mir etwas zeigen wollte. Sie hatte dort eine Laterne auf ihrer Kommode stehen, die mit einer Kerze beleuchtet wurde. Meine Schwester stellte sich auf die Zehenspitzen und holte die Wachskerze heraus. Skye stellte sie auf den Boden und berührte den Docht mit ihrem rechten Zeigefinger. Der Kerzendocht ging an und sie klatschte in die Hände. „Heilige-", begann ich zu fluchen, brach dann aber ab, weil vor mir ein Kind hatte. „Wow! Das- Das ist unglaublich!", meinte ich und erinnerte mich, wie ich, als sie gerade geboren war, meine Kräfte an sie verloren hatte. Sie steckten noch in ihr! Das war einfach nur krass! Als Kind die Kräfte einer 17-jährigen zu haben! Ich blies die Kerze wieder aus und fragte: „Weiß Mommy davon?" – Skylie schüttelte wild den Kopf. „Daddy?" – Wieder ein Kopfschütteln. „Weiß irgendjemand außer mir davon?" Skye schüttelte den Kopf, sodass ihre kurzen rot-braunen Haare hin und her flogen. Ich war erleichtert und sagte: „Gut. Das ist unser kleines Geheimnis ab jetzt? Okay? Sag, oder zeig das keinem! Nicht Mommy, nicht Daddy, nicht deinen Freunden. Okay? Niemanden." Sie nickte und ich stellte die Kerze wieder hoch.

Skye nahm ich auf die Schultern und lief die Treppe nach unten. Nissa saß mit Ray und Eric unten und unterhielten sich. Ich lief zu ihnen und setzte meine kleine Schwester ab. Eric sah mich und wir fielen uns in die Arme. „Hey!", lachte ich und klopfte ihm Freundschaftlich auf den Rücken. „Hey, Em", sagte er, als wir uns losließen. Nissa und Ray lächelten und wir alle setzten uns auf die große, graue Couch. Ray saß neben mir, mit Skylie auf dem Schoß.

„Was machst du jetzt beruflich, Em?", fragte Ray. „Ich bin Fitness­trainerin", antwortete ich und lächelte. Ray nickte ganz leicht. Er dachte sich wohl, dass ich bei der ESuKA im Sportbereich irgendwo war.

Ich wusste nicht, wie es kam, aber jeder in meinem näheren Umkreis kannte die ESuKA, weil sie als Schüler ausgebildet worden sind, auch wenn alle nicht fertig. Nur ich hatte es weit geschafft.

„Wo wohnst du grade?", fragte Nissa. „Noch bei meinem Dad, aber ich ziehe bald bei Liam ein", sagte ich und fühlte mich etwas schlecht, weil ich Dad gesagt hatte und mich das an meinen Adoptivvater erinnerte. „Oh! Das ist aber schön!", lächelte Nissa. Eric wollte wissen: „Wie geht es deinen Brüdern? Und deinem Neffen?" Ray und Nissa sahen aus, als würden sie aus allen Wolken fallen. „Silas? Ja, ihm geht es gut. Er ist ein Sonnenschein! Tom ist grad in Deutschland, für 'nen Film, Chris und die anderen zwei sind auch gut." Eric lächelte und nickte. „Du hast schon einen Neffen?", fraget Nissa überrascht. „Ja. Er ist jetzt zwei, glaub ich. Ich bin mir nicht ganz sicher."

„Nissa?", fragte ich etwas später. „Hmm?" „Kanntest du sie?" „Wen?", wollte sie fragen. „Dad und meine Mom?" „Ja. Anthony kannte ich. Asterin nur flüchtig", antwortete sie.

Ich war erstaunt. „Anthony und ich waren in der High School Freunde. Unsere Wege haben sich dann getrennt. Jeremy hat mich angerufen. Er war der, der dich aus den Flammen gerettet hat. Er hat mit Anthony gesprochen, während du im Krankenhaus warst, wegen den Brandverletzungen. Dein Dad hat zugestimmt, dich an uns zu übergeben, nachdem du entlassen werden würdest. Tony würde nicht damit fertig werden, sich um fünf Kinder zu kümmern. Er weiß, dass das eine krumme Sache war. Wir hatten ausgehandelt, dass er dich spätestens an deinem siebten Geburtstag zurückbekommt. Aber wir konnten es nicht übers Herz bringen, dir alles zu erzählen und haben dich für uns behalten. Du erinnerst dich vielleicht, dass wir damals auch umgezogen sind. Das war, weil er wusste, wo er dich finden würde. Jeremy und ich konnten uns nicht anders helfen." Ich war schockiert. Dad hatte die ganze Zeit gewusst, dass ich bei einer fremden Familie war und er hatte die ersten Jahre nichts getan, um mich zurückzubekommen!

Den Rest des Tages war ich bei den Rossonders und erst kurz vor dem Abendessen ging ich nach D.C. zu dem Haus meines Dads. Er hatte bereits gegessen und sah fern. „Dad?", fragte ich, als ich mich ins Wohnzimmer teleportierte. „Ja, Em?" „Du hast so viel zu erklären!", warf ich ihm vor.

Er seufzte leise und mache den TV aus. Ich setzte mich in den Sessel und sah ihn auffordernd an. „Was willst du wissen?" „Wieso?! Wieso hast du mich zu ihnen gegeben?!" Wieder seufzte er und antwortete: „Ich hatte vier kleine Jungs, die ohne Mom aufwachsen würden. Ich fühlte mich einfach zu überlastet und hab keinen anderen Ausweg gefunden." „Meine Güte! Und wieso hast du mich nicht zurückgeholt?! Du wusstest, wo ich gelebt habe! Sieben Jahre lang! Wieso zur Hölle?!" Ich war total stinkig auf ihn." Ich dachte, es wäre für dich als kleineres Kind zu schwer zu verstehen, wieso wir das gemacht haben. Nissa und Jeremy wollten dich aber dann nicht mehr zurückgeben und haben alles dagegen getan, dass ich dich finde. Es tut mir leid, Emily! Ich kann mir das selbst nicht verzeihen!" „Aber wieso hast du mir das verschwiegen?!", rief ich, „Ich will nicht mehr leben! Alle meine Familien betrügen mich!" Mit diesen Worten warf ich Nebel in Dads Stirn und ließ ihn erstarren.

Ich sprang durch ein Portal und landete in der Trainingshalle der OA. Keiner war dort. Ich war ganz allein. Mein Roter Nebel flog unkontrolliert aus meinen Händen heraus und verbreitete sich im ganzen Raum. Ich ließ es einfach, hängte einen der Boxsäcke auf und schlug so fest, wie ich konnte, dagegen. An meinem Unterarm sah ich die Röte. Ich boxte einfach weiter und ignorierte es. Heute hatte ich etwas Glück mit meiner Mutation, weil sie nur die Unterarme in Brandt setzte. Als der Nebel die Flammen an meine Armen berührte, wurde dieser zu Feuer, das sich im ganzen Raum ausbreitete. Es war glücklicherweise nur die Luft, die Feuer fing, nicht die Trainingsgeräte. Das wäre teuer geworden!

Als die Luft wieder klar wurde, sah ich zwei Leute amEingang stehen, die sich unter einer Wasserhaube befanden. Ich ließ den Nebelden Sack aufräumen und ging zu ihnen hin. „T'schuldigung.", murmelte ich undwollte mich an ihnen vorbeidrücken. „Bleib hier", sagte der rechts. Ich bliebetwas genervt stehen. Konnte mein Tag noch schlimmer werden?! Immerhin gingenin diesem Moment die Flammen weg.

Die 4 ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt