Kapitel 91: Schwarz

88 4 0
                                    

Ich stand im Gang vor der großen Trainingshalle der OA. Ich hielt mich mit einer Hand an der Wand fest, weil sich vor meinen Augen alles drehte. Von drinnen hörte ich Stimmen. Sie machten jetzt also eine kleine Pause. Langsam sah ich wieder klarer. Ich hörte Sebs Stimme aus der Menge. Ich hörte ihn sagen: „Emily fehlt immer noch. Glaubst du sie ist krank, Kai? Sie hat sich nicht bei mir gemeldet." Ja. Ich hatte mich nicht gemeldet. Ich hatte geschlafen!

Die Tür wurde geöffnet und die Mitglieder der OA kamen heraus. Ich stand dort an der Wand, hielt mich fest und atmete tief ein und aus, damit die Kopfschmerzen besser wurden und ich wieder etwas deutlicher sah. Sebastian sah mich als erster und lief zu mir. „Oh mein Gott, Em! Bist du okay?" Ich nickte zögerlich. Ich glaube jeder, der mich sah, sah, dass ich nicht okay war. „Oh scheiße! Emily!", meinte Kai und kam zu Seb und mir herübergelaufen. Er sah mir ins Gesicht und meinte: „Du bist ganz blass! Wie lang stehst du hier schon?" „Fünf Minuten?", meinte ich mit gebrochener Stimme. „Hauch mich mal an", befahl mir mein Freund.

Ich blies ihm einen sachten Luftstrom in die Nase. „Uh!", stöhnte er, „Kai. Lass uns kurz mal allein." Kai sah mich besorgt an und ging ein paar Schritte weg. „Em! Du hast getrunken!", meinte er streng, „Wie viel?" „Ich weiß es nicht. Wir- Wir haben gestern Abend noch gefeiert- und ja. Ich hab keine Ahnung wie viel! Ich kann mich kaum erinnern. Dad- Dad hat heute Morgen nur gesagt, dass Chris, Jake und ich es ein bisschen übertrieben haben. Ich-" Mir wurde wieder schwarz vor Augen und mir wurde etwas schwindelig. Sebastian hielt mich fest und sagte mit fester Stimme: „Du gehst jetzt nach Hause und ruhst dich aus! Du siehst vermutlich nicht mal, wie deine Adern die Farbe wechseln!" Taten sie das? Nein, das sah ich wirklich nicht.

Seb wank Kai zu sich und flüsterte ihm zu: „Sie ist noch ein bisschen betrunken. Sie geht heim." Er nickte und hielt meinen Arm. Ich spürte, wie seine Hand warm wurde und er mich wieder losließ. „Ich begleite euch!", sagte er felsenfest. Langsam und wackelig schüttelte ich den Kopf. „Kein Wenn und Aber! Ich komm mit!" Ich öffnete ein Portal und die beiden anderen auch. Sie folgten mir ins Wohnzimmer. Dad saß dort mit Mark. Tom war nicht mehr da. „Emily!", rief Anthony besorgt aus. Er lief zu uns und brachte mich zur Couch. „Du siehst furchtbar aus!", flüstere er. Ich legte mich hin und Mark stand auf, um mir Platz zu machen. Ich hörte Dad, Kai und Sebastian leise reden. Sie waren in der Küche.

Ich hörte einzelne Worte wie Alkohol, Pause, Schlafen, Training, Adern.

Dann schlief ich tatsächlich ein.

Als ich aufwachte schien mir ein Sonnenstrahl direkt ins Gesicht. Liam und Sebastian, die auf dem Sofa gegenübersaßen, flüsterten ganz leise miteinander. Ich gab ein undefinierbares Geräusch von mir. Beide stoppten das Reden und sahen zu mir. Liam kam an meine Seite und flüsterte mir ganz leise zu: „Du bist wach! Babe, du hast sechs Stunden geschlafen!" Ich stöhnte und drehte mich so, dass ich die Uhr sah. Es war kurz nach 16 Uhr. Seb fragte mich: „Hast du wenigstens gut geschlafen?" Er lachte etwas. „Ja. Ich hab von euch und Eric geträumt", sagte ich leise. Meine Freunde und Familie waren mir wichtig. Es kam häufig vor, dass ich von ihnen träumte. Auch mein Freund kam zu mir und lächelte mich an. „Ja. Dann hast du einen guten Traum gehabt!", lachte er. Auch ich grinste. Liam war sichtlich erleichtert, dass es mir besser ging. Ich setzte mich auf und ging langsam in die Küche, um mir etwas zu trinken zu holen. Ich kam mit einem Glas Wasser zurück und fragte Sebastian: „Wieso wollte Kai unbedingt mit? Und wieso hast du ihn gelassen?! Du weißt, dass ich ihn nicht so sonderlich mag!" „Ich weiß. Aber er macht sich doch nur Sorgen!" Liam sah verwirrt von mir zu Seb und wieder zu mir. Liam wusste es gar nicht! Um ihn nicht unaufgeklärt zu lassen sagte ich: „Kai wollte mich unbedingt mit hierher begleiten und dieser Depp hat es zugelassen!" – Ich zeigte leicht lächelnd auf meinen Freund. Er grinste verlegen. Liam reagierte cool und meinte: „Komm, mach dir doch bitte über den keinen Kopf! Vergiss es und lass es dir egal sein!"

Ich nickte schulterzuckend und mein fester Freund setzte sich neben mich. „Erhol dich und wir hoffen, dass du morgen kommst!", sagte Seb als Abschiedsworte. Dann ging er durch ein Portal und verschwand.

Liam meinte: „Dein Dad ist vorhin einkaufen gefahren. Ich bleib so lang, wie du willst. Es sollte jemand für dich da sein." Ich fühlte mich ein bisschen wie ein Baby, dass man ständig beaufsichtigen muss, aber ich wusste, es ist besser so.

Die 4 ElementeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt