Wie man sieht, werden meine Titel nicht kreativer - aber die meisten meiner Johnlock Oneshots haben überhaupt keinen, deshalb immerhin ein Fortschritt.
Dieser Oneshot ist irgendwann nachts halb eins entstanden, als mir langweilig war und ich einfach mal den gesamten Dialog der Szene mit Sherlocks Laken im Buckingham Palace aufgeschrieben habe, um zu testen, ob ich ihn noch auswendig kann. (Bis auf einen Satz von Mycroft wusste ich tatsächlich alles noch😂)
Dann kam mir die Idee, das Ganze gleich in einen Oneshot umzuwandeln.
Ich habe mich bemüht, es relativ neutral zu halten, da meine Mutter gefragt hat, ob sie es dann lesen darf und es deswegen nicht zu verstörend werden sollte.
Ein paar kleine Johnlock-Anspielungen konnte ich mir dennoch nicht verkneifen.
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John blickte sich in dem Raum um, zu den man ihn geführt hatte. Dessen Einrichtung war typisch Buckingham Palace.
Abgesehen von dem großen weißen Kamin befanden sich darin lediglich ein niedriger Tisch, zwei gegenüberstehende Sofas, und... Sherlock.
Ohne jegliche Kleidungsstücke.
Nur mit einem weißen Bettlaken bedeckt.
Stur geradeaus blickend, wobei er mit Absicht den Stapel Kleidung vor seiner Nase ignorierte.
John hob eine Augenbraue. Und dafür war er mit einem Helikopter hergeflogen worden?
Er warf Sherlock einen fragenden Blick zu, der so viel bedeutete wie: Was zum Teufel mache ich hier?
Dieser zuckte nur mit den Schultern.
Johns Mimik entsprach in etwa einem ahnungslosen langgezogenen "Okay..."
Immer noch leicht verwirrt von der ganzen Situation durchquerte er das Zimmer und ließ sich neben Sherlock auf dem Sofa nieder. Er versuchte, es ihm nachzutun und einfach auf die Wand vor ihm zu starren, als wäre sie hochinteressant, doch es gelang ihm nicht. Denn viel interessanter war doch die Tatsache, dass Sherlock... ein Laken trug. Im Buckingham Palace.
Natürlich war John mittlerweile mit all den seltsamen Angewohnheiten seines Mitbewohners vertraut, doch das hier war selbst für Sherlocks Verhältnisse ungewöhnlich. Es kam nicht selten vor, dass der Detektiv morgens einfach das Anziehen ausließ und nur in ein Laken gewickelt ins Wohnzimmer schlurfte. Meist trug er dann auch wirklich nur das Laken.
Aber er würde doch nicht ohne irgendetwas darunter... im Buckingham Palace!
Allerdings war es eben Sherlock, da musste man mit allem rechnen.
"Haben Sie irgendwas drunter?", fragte John zur Sicherheit.
"Nein", antwortete Sherlock schlicht.
"Okay."
Also doch nur das Laken.
John hatte noch immer nicht die geringste Ahnung, was er von all dem halten sollte. Als sich Sherlocks und seine Blicke begegneten, mussten sie auf einmal beide lachen. Der Blonde versuchte rasch, sich wieder zu beruhigen, aber die gesamte Situation war zu komisch - er konnte einfach nicht anders.
"Im Buckingham Palace", meinte er kopfschüttelnd und ergänzte spaßeshalber: "Ich kämpfe gegen die Versuchung an, den Aschenbecher zu stehlen."
Es war kein besonders guter Witz, doch aus unerfindlichen Gründen mussten die zwei noch mehr lachen.
"Was tun wir hier eigentlich, Sherlock?", sprach John endlich die Frage aus, die schon die ganze Zeit in der Luft lag. "Nein, ernsthaft. Was?"
"Keine Ahnung", sagte Sherlock nur.
"Treffen wir die Queen?", schlug John halb im Ernst vor.
In diesem Moment betrat die britische Regierung, auch bekannt als Mycroft Holmes, den Raum.
Sherlock grinste. "Oh - offenbar ja."
Erneut kämpften sie gegen das Lachen, was Mycroft mit einem missbilligenden Blick quittierte. "Könntet ihr beide euch nicht einmal wie Erwachsene benehmen?"
"Wir klären Verbrechen auf, ich blogge darüber und er hat seine Hosen vergessen", kommentierte John. "Ich hätte da keine allzu großen Hoffnungen."
"Ich stecke mitten in einem Fall, Mycroft", sagte Sherlock an seinen Bruder gewandt.
"Wie, der Wanderer und die Fehlzündung? Ich kenne den Polizeibericht. Ziemlich offenkundig, nicht?"
"Absolut offenkundig."
Mit offenem Mund sah John zwischen den Holmes-Brüdern hin und her. Sherlock hatte den Fall bereits gelöst? Warum sagte ihm das niemand?
"Zeit für etwas Neues also", fuhr Mycroft fort und hielt Sherlock den Stapel Anziehsachen hin. Als dieser keine Anstalten machte, sie an sich zu nehmen, seufzte er und sah sich gezwungen, wieder einmal den belehrenden großen Bruder zu spielen. "Wir sind im Buckingham Palace, im Herzen der britischen Nation. Sherlock Holmes, bitte zieh deine Hosen an!"
"Für wen?", gab der Detektiv leichtfertig zurück. Er wollte offenkundig nicht einsehen, wieso er sich die Mühe machen sollte, Kleidung anzuziehen, wenn das Laken doch auch deren Zweck tat.
"Für deinen Klienten."
"Und mein Klient ist?"
"Bedeutend. Und zwar enorm." Gesprochen hatte ein Mann mit grauem Anzug und hellem Haar, der offenkundig hier arbeitete und soeben erschienen war. "Und er bleibt, wie ich Ihnen hiermit mitteile, gänzlich anonym."
Dann trat er auf den älteren Holmes-Bruder zu und schüttelte ihm die Hand. "Mycroft!"
"Harry", erwiderte dieser höflich und ergänzte: "Ich möchte mich für das Auftreten meines kleinen Bruders entschuldigen."
"Eine Lebensaufgabe, würde ich meinen", bemerkte der Mann und wandte sich nun an John. "Und das muss Dr Watson sein, ehemals fünfter Northumberland Füsilire." *
"Hallo." Auch der Blonde schüttelte ihm die Hand.
"Mein Arbeitgeber ist ein begeisterter Leser Ihres Blogs", berichtete der Mann namens Harry.
"Ihr Arbeitgeber?", wiederholte John.
"Besonders gefiel der Fall mit der Aluminiumkrücke."
"Danke", meinte der ehemalige Militärarzt und nickte in Sherlocks Richtung.
Der Mann folgte seinem Wink und musterte den Consulting Detective. "Und Mr Holmes, der Jüngere. Auf Ihren Fotos sehen Sie größer aus."
"Das ist einem langen Mantel und einem kurzen Freund geschuldet", gab Sherlock knapp zurück und warf seinem Bruder einen Blick zu. "Ich arbeite nicht für anonyme Klienten. Mir reichen Geheimnisse an einem Ende meiner Fälle. An beiden, das ist zu viel Arbeit. Guten Morgen."
Er war schon auf dem Weg hinaus, als sein Laken durch einen Fußtritt Mycrofts plötzlich ins Rutschen kam. Hastig hinderte er es am Fallen, bekam es jedoch erst zu fassen, als es schon seinen Oberkörper hinabgeglitten war.
"Es handelt sich um eine Angelegenheit von nationaler Bedeutung. Werd erwachsen!"
"Runter von meinem Laken!", zischte Sherlock, ohne sich umzudrehen. Den Triumph, jetzt sein Gesicht sehen zu können, wollte er seinem Bruder nicht gönnen.
"Oder was?", entgegnete dieser.
"Ich gehe einfach weg."
"Dann geh doch."
"Jungs, bitte. Nicht hier", mischte sich John ein, der versuchte, den offensichtlichen Streit der zwei zu klären und gleichzeitig nicht einen einzigen Seitenblick auf Sherlock zu werfen. (In beiden Fällen scheiterte er.)
"Wer ist mein Klient?", fragte Sherlock sichtlich genervt und wollte sich noch immer nicht umdrehen.
"Sieh dich hier um und dann zieh deine Schlussfolgerung, du wirst von allerhöchster Stelle im Land engagiert", erwiderte Mycroft genauso genervt. "Und jetzt Herrgott noch eins! Zieh deine Kleider an!"
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* Ich hab absolut keinen Plan, wie man das schreibt, also hab ich's einfach so nach Gefühl buchstabiert.
Wisst ihr zufällig, wie es richtig geschrieben wird?😂
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♡ Oneshots ♡
Short Story"Ist das nur eine Geschichte oder ist das wirklich passiert?" "Alles, was je erzählt wurde, ist wirklich passiert. Geschichten sind unsere vergessenen Erinnerungen." Oft sind es Zitate wie diese, die mich zu meinen Kurzgeschichten inspirieren, welch...
