Gefangen (HdR/Aralas) 2

1.4K 81 57
                                    

Nach einer Weile durch die dunklen Gänge laufen blieb Legolas plötzlich stehen.
Aragorn wollte etwas sagen, doch der Elb legte einen Finger auf den Mund und bedeutet ihm, leise zu sein. Er lauschte angestrengt und als er sich zu dem Waldläufer umdrehte, zeigte sein Gesicht nichts gutes.
"Sie kommen.", flüsterte er fast lautlos. Sein Herz pochte heftig.
"Dann schnell!", sagte Aragorn leise und machte ein paar Schritte. Er merkte, dass Legolas sich nicht rührte, und blieb stehen. "Legolas!"
Der Elb stand reglos da. "Sie kommen.", wiederholte er flüsternd.
Aragorn lief zu ihm. "Wir müssen den Ausgang finden!" Er nahm seine Hand und zog ihn behutsam weiter.
Als man die Orks schon deutlich hören konnte, kam Legolas endlich wieder zu sich.
Sie rannten möglichst leise durch die dunklen Gänge, immer von den Orks weg. Doch die kamen rasch näher und es war noch kein Ausgang ins Freie in Sicht.
Und schließlich gab es nur noch einen Weg, den sie gehen konnten, und der führte in einen Raum ohne weitere Türöffnungen. Eine Sackgasse.
Sie liefen in den Raum und stellten sich so, dass man sie vom Gang aus nicht sehen konnte. Es gab noch Hoffnung. Vielleicht gingen die Orks gar nicht hier hinein, sondern bogen vorher ab.
Ein paar Sekunden warteten sie so. Sie tauschten einen Blick und befürchteten beide das schlimmste. Die Orks kamen genau zu ihnen.
Aragorn stellte sich neben die Tür. Den ersten Ork, der hindurchkam, traf seine Faust und er torkelte in den Raum, bevor er umkippte. Auch zwei weitere erledigte er so, doch der Rest bekam es mit. Aragorn beugte sich rasch hinunter und griff nach einem Messer, das ein Ork verloren hatte. Es war klein, aber besser als nichts.
Der Waldläufer warf einen Blick zu Legolas und stellte sich schützend vor ihn. Der Elb wollte etwas sagen, doch da stürmten die Orks mit lautem Gebrüll in den Raum.
Sie sahen sich einen Moment verdutzt um und erkannten dann erst die beiden Gestalten, die neben der Türöffnung standen. Sofort gingen sie auf Aragorn und Legolas los.
Der Waldläufer versuchte, sie von der Tür wegzulenken. "Flieh!", rief er dem Elben zu. Legolas stolperte durch die Türöffnung. Er hatte gedacht, es wären alle Orks im Raum, doch auf dem Gang warteten auch noch welche.
Das konnte er nicht schaffen. Er schloss die Augen und stützte sich an der Wand ab.
Plötzlich spürte er eine Hand, die sich um seinen Hals schloss. Erschrocken riss er die Augen wieder auf und blickte einem Ork ins Gesicht. Wenn er sich nicht täuschte, war das einer von denen, die vorhin zugesehen hatten, als er gefoltert wurde. Er versuchte, sich zu wehren, doch die Kreatur ließ es nicht zu. Der Elb keuchte auf und tat das einzige, was er noch konnte, nämlich dem Ork kräftig gegen das Schienbein zu treten. Das Geschöpf brüllte auf und drückte noch fester zu. Legolas bekam keine Luft mehr. Er schlug um sich, die Schmerzen an seinen Armen nahm er gar nicht mehr wahr. Der Elb bekam noch mit, wie der Ork ein Messer zückte. Dann fühlte er, wie es an seiner Brust entlang schrammte. Brennender Schmerz durchzuckte ihn, doch langsam legte sich ein Schleier vor seine Augen, der alles verschwinden ließ. Der Ork hatte die Hand immer noch um seinen Hals geschlossen. Es wurde dunkler und dunkler.
Doch dann, plötzlich, taumelte die Kreatur zurück und ließ ihn los. Legolas sank zu Boden und schnappte nach Luft. Er hielt die Augen geschlossen und spürte den Schmerz wieder.
"Legolas!", hörte er jemanden rufen. Er öffnete widerwillig die Augen und sah Aragorn. So weit er es erkennen konnte, war auch der Waldläufer verletzt. Sein rechter Arm sah jedenfalls teilweise blutig aus. Er köpfte einen Ork und drehte sich dann wieder zu Legolas.
Der Elb strengte sich an, die Augen offen zu halten, doch sie fielen wieder zu. Er konnte sich nicht mehr rühren und tat einfach nichts.
"Legolas!" Diesmal war Aragorns Stimme ganz nah. Er fühlte, wie jemand seinen Arm hob. Der Elb stöhnte auf.
Mit schwacher Stimme flüsterte er: "Mir...geht es gut...du musst... fliehen..."
Doch Aragorn dachte nicht einmal daran, ihn hier zurückzulassen. "Halte noch einen Moment durch.", wisperte er und erhob sich wieder. Den Geräuschen zu urteilen schlug er sich mit den letzten noch übrig gebliebenen Orks. Legolas hörte ein Schwert klirren, einen Schrei und dann Stille. Schritte näherten sich.
Er schlug entgegen der Schmerzen die Augen auf. Aragorn trat in sein Sichtfeld. Er kniete sich vor ihn und sah ihn besorgt an.
"Mir...geht es gut.", murmelte Legolas wenig überzeugend.
"Das glaube ich nicht, doch wir sollten endlich aus dieser Höhle heraus.", meinte der Waldläufer und half ihm, sich aufzurichten. Der Elb konnte kaum noch laufen, doch er zwang sich verbissen weiter. Sie mussten es schaffen.
"Frische Luft.", stellte Aragorn nach einer Weile fest. "Hier geht es..."
Sie bogen um eine Ecke.
Beide seufzten erleichtert auf. Helles Grün schien ihnen entgegen. Der Wald. Sie hatten es geschafft.

♡ Oneshots ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt