Das etwas andere Weihnachtsgeschenk (Johnlock)

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Ich war irgendwie mal wieder in Johnlock-Stimmung, aber da ich keine neuen Oneshot-Ideen hatte, hab ich einfach einen alten Entwurf genommen und ihn ein wenig aufgebessert.

Die Inspiration zu diesem Oneshot hatte ich von irgend einem Bild mit einem Headcanon, das ich aber leider nicht mehr finde😂 (Mein Sherlock-Ordner enthält 1660 Bilder, da sieht man irgendwann nicht mehr durch xD)
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Es war Weihnachten. Wie jedes Jahr. Warum gab es jedes Jahr Weihnachten? Aller zwei Jahre wäre doch ausreichend, zumindest nach Sherlocks Meinung. Ausnahmsweise war er sich sicher, dass Mycroft ihm da zugestimmt hätte.
Denn ihre Eltern hatten sie natürlich zum Essen eingeladen, und sie durchschauten mittlerweile alle Ausreden, angeblich keine Zeit zu haben. Als Sherlock mit dem Argument gekommen war, John wäre sonst ganz allein, hatte seine Mutter ihn kurzerhand auch eingeladen.

So saßen sie am Morgen nach Weihnachten zu fünft am Tisch und führten eine eher höfliche Unterhaltung, welche von Mycrofts Kommentaren nicht gerade bereichert wurde. Sherlock aß trotz der Bitten seiner Eltern so gut wie gar nichts und sah stattdessen zu, wie seine Familie sich geradezu mit Essen vollstopfte.
"Wer hat eigentlich schon wieder die Milch aufgebraucht?", fragte Mrs. Holmes auf einmal. "Wirklich, ich sage doch immer, ihr sollt mir Bescheid geben!"
Alle Blicke richteten sich auf Sherlock, der es schaffte, seine ausdruckslose Miene aufrecht zu erhalten, während er hastig zu seinem großen Bruder sah.
"Mycroft hat gestern den ganzen Kuchen gegessen!", platzte er heraus.
John musste sich ein Lachen verkneifen.
Bevor Mr. oder Mrs. Holmes etwas dazu sagen konnten, hob Mycroft eine Augenbraue, sah seinen Bruder an und erwiderte seinerseits: "Sherlock hat romantische Gefühle für John!"
Der Doktor hatte nach seiner Tasse greifen wollen, doch er erstarrte mitten in der Bewegung. Er hätte mit einem brillanten Konterspruch gerechnet, doch nicht mit... so etwas.
Sherlocks Wangen färbten sich leicht rot, während er verlegen auf seinen Teller starrte. Seine Eltern schauten zwischen ihm, Mycroft und John hin und her und wirkten ziemlich überrascht.
"Aber ich versichere Ihnen, da sind Sie der erste, John", ergänzte Mycroft.
"Mike!", sagte seine Mum nachdrücklich. Dieser hielt einen Kommentar angesichts dieses nervigen Spitznamens zurück und meinte nur: "Ich spreche die Wahrheit."
Sherlock trat ihm unterm Tisch gegen das Schienbein, damit er endlich aufhörte. Mycroft zuckte daraufhin nur mit den Schultern und war still.
John räusperte sich, da er seiner Stimme nicht traute.
"Stimmt... das?", fragte er in die Stille hinein. "Was... Mycroft gesagt hat."
Sherlock seufzte genervt auf, wobei er die Tatsache, dass seine Wangen immer noch glühten, gekonnt ignorierte. "Vielleicht nicht jetzt, John. Nicht hier. Nicht vor meinen..."
"Sherlock!", unterbrach ihn Mrs. Holmes vorwurfsvoll.
"Stimmt es?", fragte John noch einmal. Er musste es wissen. Denn seine Gefühle für Sherlock waren schon seit langer Zeit etwas... kompliziert. Sehr kompliziert. Um genau zu sein, glaubte er, schon länger mehr als Freundschaft für ihn zu empfinden.
Die Wangen des Detectives liefen jetzt feuerrot an.
"Oh, Sherlock. Du solltest ihm-" Die Mutter der Holmes-Brüder wurde von Mycroft unterbrochen, der sie und seinen Dad aus der Küche schob. Er hatte das Gefühl, seinem kleinen Bruder wenigstens das schuldig zu sein. Obwohl er ihm genau genommen nur geholfen hatte. Denn dass John seine Gefühle erwiderte, war nun wirklich nicht schwer zu erkennen.
Mycroft schloss die Tür hinter ihnen.
John holte tief Luft. Er stützte seine Ellenbogen auf den Tisch. "Also... stimmt es?"
Sherlock gab keine Antwort. Er sah seinen Mitbewohner nicht an, sondern starrte unentwegt auf den Tisch, als ob sich dort der Hinweis zu einem faszinierenden Fall befände.
"Sherlock?" John beugte sich ein Stück vor. "Bitte. Wir sind allein. Niemand kann zuschauen - hoffe ich zumindest, Mycroft würde es ähnlich sehen..."
Der Detective grinste kurz. Dann hob er den Kopf und sah John endlich an.
"Ja, es stimmt. Ich weiß, dass das ziemlich unerwartet ist. Ich hatte vor, es dir... an einem passenderen Zeitpunkt zu sagen. Aber Mycroft musste eben meine Pläne zunichte machen. Das, was ich für dich empfinde... geht offenkundig über Freundschaft hinaus. Ich habe recherchiert, normalerweise nennt man es Liebe." Er hielt inne. "Vielleicht wolltest du das alles gar nicht hören, das ist okay. Wir können es vergessen."
John klappte den Mund auf, brachte aber keinen Ton heraus. Er wollte etwas sagen, doch er wusste nicht, was. Hatte Sherlock ihm gerade gestanden, dass er...?
Der Detective runzelte kurz die Stirn, dann lehnte er sich über den Tisch und nahm Johns Hände in seine. "Reagiert man nicht normalerweise auf so etwas?", fragte er und es hörte sich an, als wüsste er es wirklich nicht.
Seine schlanken Finger streiften wie zufällig das Handgelenkt des Doktors. Dieser bemerkte es gar nicht. Er starrte ihn nur an.
Sherlock beugte sich noch weiter vor und blickte in Johns Augen. Er hauchte ein "Danke", ehe er sich zu ihm beugte und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drückte.
John sah ihn verdutzt an. "Ich - was? Aber ich hab doch gar nichts gesagt."
Sherlock grinste. "Ich habe die Anzeichen überprüft. Erhöhter Puls, geweitete Pupillen, leichte Röte in den Wangen-"
"Okay, das reicht. Du hast - ein Experiment mit mir gemacht?"
"Sozusagen, aber es war kein gewöhnliches Experiment. Verstehst du nicht? Ich habe noch nie so etwas empfunden. Ich habe keine Ahnung, was normale Menschen dann tun, also musste ich es eben... auf meine Art erledigen."
John musste lachen. Das hörte sich einfach zu absurd an - Sherlock Holmes, der quasi alles wusste und konnte, hatte keine Ahnung, wie normale Menschen eine Beziehung führten.
"Oh, Sherlock", murmelte er kopfschüttelnd. "Wenn du willst, zeige ich dir das."
"Es würde mich...freuen", gab der Detective zu und ein kleines Grinsen stahl sich auf sein Gesicht.
John stand auf und ging um den Tisch herum zu ihm.
"Zum Beispiel küsst man sich nicht über den Tisch hinweg", sagte er lächelnd und drückte im nächsten Moment seine Lippen auf Sherlocks. Der Detective legte beide Arme um ihn und John fuhr sanft mit seinen Fingern durch Sherlocks Locken. Er musste sich eingestehen, dass er das schon immer mal tun wollte.
Nach einigen Sekunden - möglicherweise waren es auch Minuten, sein Zeitgefühl hatte sich längst verabschiedet - lösten sie sich voneinander und John konnte sein glückliches Grinsen einfach nicht mehr abstellen.

Als sie schließlich ins Wohnzimmer gingen, schien es, als hätte man schon auf sie gewartet.
"Ich nehme an, wir können dir zu deiner ersten Beziehung gratulieren, Bruderherz?", sagte Mycroft. Er saß in einem Sessel und musterte die beiden. "Oder seid ihr schon verlobt?"
"Mike, lass mal gut sein", ermahnte ihn seine Mutter und lächelte Sherlock und John zu. "Ich freue mich sehr für euch."
"Gut, danke, wären wir dann damit durch?", murmelte Sherlock genervt und auch ein wenig verlegen.
Doch das sagte er nur, weil er nicht zugeben wollte, wie glücklich er sich fühlte. Und zum ersten Mal seit Langem freute er sich einfach, dass Weihnachten war.

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