Meine Vorstellung von Romantik

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Dieses Ding ist im Deutschunterricht entstanden. Wir haben das Thema Romantik angefangen und sollten sozusagen einen random Text dazu schreiben. (Oder was zeichnen.) Ich hatte irgendwie sofort diese eine Szene im Kopf und habe die wenige Zeit genutzt, um den längsten Text von allen zu schreiben.😂 (Typisch ich xD)
Da ich zuerst an Shippings gedacht hab (es kam mir auch vor, als sollte ich eine FF schreiben😂), habe ich keine Namen genannt. Man weiß nur, dass eine der Personen männlich ist. Bei der anderen kann man es sich selbst dazudenken.



Der Regen prasselte auf uns nieder. Unsere Kleidung war längst klitschnass und ich zitterte. Jedoch nicht vor Kälte, nein. Ich zitterte vor Angst. Noch vor wenigen Minuten hätten wir, mein bester Freund und ich, einfach sterben können. Oder noch schlimmer: er hätte sterben können und ich wäre am Leben geblieben. Ohne ihn zu leben, konnte ich mir gar nicht vorstellen.
"Hey, weinst du etwa?", fragte er plötzlich und strich mir über die nasse Wange.
"Es ist nur der Regen.", antwortete ich schnell, konnte einen deutlich vernehmbaren Schluchzer aber nicht verhindern.
Mein Freund zog mich in eine Umarmung und ich konnte seinen Herzschlag spüren.
"Alles ist gut. Wir sind in Sicherheit, nichts kann mehr passieren.", sagte er mit sanfter Stimme.
"Du hättest sterben können!", schluchzte ich nur. "Ich hatte solche Angst."
"Er ist weg, er kann uns nichts mehr antun. Weder dir noch mir.", hörte ich ihn leise antworten und spürte, wie er beruhigend über mein Haar strich. Langsam kehrte meine innere Ruhe zurück und ich war wieder imstande, klar zu denken. Bis jetzt hatte ich unsere Situation praktisch fast gar nicht wahrgenommen, doch jetzt bemerkte ich, wie nah wir uns waren. Obwohl mir seine Nähe ein sicheres Gefühlg gab, lehnte ich mich ein Stück zurück, um in seine Augen sehen zu können. Dieses wunderschöne Blau erinnerte mich manchmal an das Meer, aber ein ruhiges Meer, wenn die Wellen nur sanft die Steine umspülten.
"Kannst du mir einen Gefallen tun?", fragte ich. Sofort wurde ich ein wenig nervös und strich mir rasch eine nasse Strähne hinters Ohr.
"Klar. Welchen denn genau?" Er musterte mich mit einem fragenden Blick.
"Bring dich nie mehr in so eine Gefahr. Ich - ich könnte es nicht ertragen, ohne dich zu sein."
Als ich realisierte, dass ich diesen Satz wirklich ausgesprochen hatte, begann mein Herz zu klopfen. Ich war verdammt nah dran, die drei Worte zu sagen, die ich schon seit einer Ewigkeit hatte sagen wollen.
"Warum?", fragte er ganz leise, sodass ich seinen Atem spüren konnte.
"Weil ich nicht ohne dich leben könnte, verstehst du? Weil... weil ich dich liebe."
Ich hatte es gesagt. Hier, im Regen stehend, zitternd, hatte ich endlich den Mut aufgebracht, es auszusprechen.
Doch was war, wenn er nicht genauso fühlte, wenn wir in seinen Augen nur Freunde waren? Ich biss mir auf die Lippe und senkte den Blick.
"Hey. Sieh mich an.", sagte er und ich hob widerwillig den Kopf. Ich machte mich auf das gefasst, was jetzt kommen würde, und legte mir schon eine Entschuldigung zurecht, da wurden meine Gedanken plötzlich unterbrochen.
"Ich liebe dich auch."
Es dauerte einen Moment, bis die Worte bei mir ankamen.
"W-wirklich?", fragte ich und konnte es gar nicht glauben. Mein Herz raste.
"Wirklich.", sagte er lächelnd und dann zog er mich zu sich heran und küsste mich.

(Bis hier habe ich im Unterricht geschrieben. Jetzt kommt aber noch das alternative Ende, das ich aufgrund fehlender Zeit und dem Zweifel an der eher nicht vorhandenen Romantik erst einmal weggelassen habe. Hier ist es jetzt aber noch.)

Ich wusste überhaupt nicht, was ich tun sollte. Ein Strom an Emotionen erfasste mich, als seine weichen Lippen die meinen berührten, und wie von selbst erwiderte ich den Kuss.
Mein Herz schlug so schnell, das ich mich kurz fragte, ob das noch normal war. Meine Knie wurden weich und ich hielt mich an ihm fest, um nicht umzukippen. Ein Satz kam mir in den Sinn: Ich bin der glücklichste Mensch der Welt.
Es war, als wären wir praktisch füreinander geschaffen. In diesem Moment fühlte es sich so richtig an, so echt, so unglaublich, dass ich das Gefühl hatte, es wäre schon immer so gewesen.
Atemlos lösten wir uns voneinander und sahen uns an. Ich wollte all das in Worte fassen, was ich fühlte, doch man konnte es nicht beschreiben.
Seine blauen Augen strahlten mich an und ich verlor mich beinahe in dem Meer an Gefühlen, an Liebe.
In diesem Augenblick war alles perfekt.
Und dann ertönte der Schuss.
In meinen Ohren hallte noch der Knall wieder, und ich versuchte zu begreifen, was gerade passiert war - da kam der zweite.
Auf einmal schien alle Kraft aus meinem Körper zu weichen und ich sank zu Boden. Auf meiner Brust hatte sich ein dunkelroter Fleck gebildet, der sich immer weiter ausbreitete. Meine Kleidung sog sich mit dem Zeug voll, bei dem es sich, wie ich zu spät bemerkte, um nichts anderes als mein eigenes Blut handelte.
Panisch blickte ich mich um. Neben mir auf dem Boden lag mein bester Freund, von der anderen Kugel getroffen, und versuchte vergeblich, die Blutung zu stoppen.
"Hilfe", flüsterte ich.
Keuchend richtete er sich auf und rückte nah an mich heran.
"Es gibt keine Hilfe. Das hier ist das Ende. Aber wir werden gemeinsam gehen, das verspreche ich dir."
Seine Stimme klang ein wenig zittrig.
Erst jetzt spürte ich die Schmerzen in meiner Brust, es war beinahe unerträglich. Doch ich musste stark bleiben, wenigstens für den Rest meines Lebens.
Ich sah meinen Freund an und griff nach seiner Hand.
"Ich liebe dich. Vergiss das nie. Ich liebe dich. Hab ich immer getan, schon immer. W-weißt du noch unsere erste Begegnung?"
Beim Gedanken daran brachte ich trotz der Schmerzen ein Lächeln zustande.
"Wie könnte ich diesen Tag je vergessen.", erwiderte er flüsternd und lächelte ebenfalls.
Und dann sackte sein Kopf nach hinten. Seine blauen Augen sahen jetzt leer aus, viel zu leer, und das machte mir Angst. Ich rüttelte an seiner Schulter, doch er rührte sich nicht. Nein!
Jetzt überrollte mich die Panik. Ich hatte gewusst, dass er sterben würde, doch tief in meinem Inneren hatte ich es noch immer nicht akzeptiert.
Wie sagte man so schön? Hoffnung gibt es immer.
Doch als das Leben auch mich verließ, hatte ich nur noch eine einzige Hoffnung: selbst im Tod mit ihm vereint zu sein.

♡ Oneshots ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt