Niemals mehr vergessen

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Ich hatte mal Lust, an einem Schreibwettbewerb teilzunehmen, deswegen kommt hier mein Beitrag zu menelya_'s Oneshot Contest.

Das Thema ist "Won't forget these days".

Erst wollte ich etwas zu Herr der Ringe schreiben, hab mich dann aber umentschieden und so hat es tatsächlich mit keinem Fandom zu tun. Aber es steckt zumindest ein Funken Wahrheit drin.

Wie auch immer, hier kommt jetzt der Oneshot...
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Es war der Abend des letzten Schultags vor den Sommerferien und die ersten Sterne funkelten bereits am Himmelszelt, als ich mich ans Fenster setzte, um sie zu beobachten.
Nun, nein, eigentlich wollte ich nur nachdenken. Über eine bestimmte Person namens Ella, die ich als meine beste Freundin bezeichnen würde. Oder sollte ich lieber sagen: bezeichnet hatte?
Denn heute war der Tag, an dem ich sie für unbestimmte Zeit das letzte Mal sah. Der Grund dafür war mir ironischerweise nur zu gut aus FanFictions bekannt: ein Umzug.

Es war am Anfang dieses Schulhalbjahres gewesen.
Obwohl Ella und ich schon lange in einer Klasse waren, hatten wir nie wirklich Freundschaft geschlossen. Aber dann... ja, dann auf einmal doch.
Wir sollten zusammen einen Vortrag halten, und da merkten wir, dass wir uns eigentlich ziemlich ähnlich waren. Und nicht nur unsere Interessen stimmten weitgehend überein, wir konnten auch oft gemeinsam lachen. Irgendwie wuchsen wir im Laufe der Wochen zu einer Art Team zusammen.

Und eines Tages erzählte sie mir, dass sie nur noch dieses Halbjahr bleiben würde, dann zog ihre Familie um. Neue Stadt, neue Wohnung, neue Schule.
Erst war ich ziemlich betrübt und hielt sogar etwas Abstand zu ihr, doch dann kam ich zur Vernunft. Wieso sollte ich so tun, als wäre sie gar nicht da, wenn ich stattdessen einfach die Zeit mit ihr genießen konnte? Natürlich wusste ich, dass ich sie später dafür umso mehr vermissen würde, aber ich beschloss, dass es das wert war. Dieses eine Mal würde ich den Schmerz in Kauf nehmen, um eine Zeit lang glücklich zu sein.
Und ich war glücklich. So glücklich wie schon lange nicht mehr.
Es war fast, als wären wir füreinander bestimmt - alles, was wir zusammen anpackten, schien zu funktionieren und immer hatten wir eine Menge Spaß.
Ich merkte, dass sie zu dieser Zeit die einzige Person war, der ich wirklich vertraute und der ich mich vollständig öffnen konnte, ohne Angst zu haben, sie würde mich abweisen.
Wir trafen uns fast jedes Wochenende und meine Eltern waren schon etwas genervt, weil sie mich kaum noch zu Gesicht bekamen. Doch ich wollte jede einzelne Sekunde mit ihr genießen.
Ein Mal, als ich bei ihr übernachten durfte, machten wir abends einen langen Spaziergang. Wir quatschten über Gott und die Welt, hörten nebenbei Musik und alles schien einfach perfekt zu sein. Auf einer Bank legten wir eine Pause ein und sahen hinauf in den Himmel, der sich schon dunkler färbte. Diesen Moment hätte ich am liebsten eingefangen, sodass ich ihn immer wieder erleben konnte.

Wäre damals nur die Zeit stehen geblieben. Dann säße ich jetzt nicht hier am Fenster und würde mich nicht in Erinnerungen verlieren, während ich gegen die Tränen ankämpfte.
Ich versuchte mich mit einer Methode aufzumuntern, die bisher meist geholfen hatte:
Alles positiv sehen. Optimistisch sein. Sich freuen über das, was man hat.
Immerhin, heute begannen die Sommerferien. Doch noch nie hatte ich mich so wenig darauf gefreut wie dieses Jahr.
Ich schluckte schwer und dachte an all die glücklichen Momente mit Ella zurück. Und ich wusste, dass ich meine Entscheidung nicht bereute. Ich hatte das Glück, aber auch den Schmerz gewählt.
Mir kam der Gedanke, dass wir vielleicht deshalb so verbunden waren - weil unsere Zeit begrenzt war, weil wir wussten, wann das Ende dieser Freundschaft kam. Und weil wir dadurch die Zeit, die uns noch blieb, umso mehr genießen konnten.

Obwohl mir nun doch Tränen über die Wangen liefen, war ich einfach froh, das alles mit Ella erleben zu dürfen. Die Erinnerung daran konnte mir niemand nehmen.
Ich sah wieder aus dem Fenster und meine Gedanken schweiften ganz kurz zu all den anderen Menschen da draußen mit ihren alltäglichen Problemen, doch ich wollte jetzt nicht an sie denken. Heute waren sie fern, wie in einer anderen Welt. Für diesen Augenblick war ich keiner von ihnen.
Denn sie fühlten nicht das, was ich in diesem Moment fühlte, sie konnten und wollten sich gar nicht vorstellen, welche Flut an Emotionen in mir herrschte.
Keiner von ihnen spürte den gleichen Schmerz wie ich, doch auch keiner von ihnen hatte so viel Glück erlebt, wie ich im letzten halben Jahr erlebt hatte.
Diese kleine, aber feine Erinnerung würde allein ich in meinem Herzen tragen.
Und bei einem war ich mir sicher: Ich würde sie niemals mehr vergessen.

♡ Oneshots ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt