May I have this dance? (Johnlock)

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Zur Entstehung dieses Oneshots muss ich sagen...

Ich hab mich einfach gefragt, wie die Autoren es wagen können, John sagen zu lassen, dass Sherlock ihm Nachhilfe beim Tanzen gegeben hat, und diese Szene dann nicht in die Folge einzubauen.

Da dachte ich dann, gut, werd ich's eben selbst schreiben müssen.

Wie John ebenfalls erwähnt hat, kam Mrs Hudson einmal herein, was ich natürlich auch einbauen musste.
Und ich gestehe, dass ich ein gewisses Zitat aus Doctor Who geklaut habe, weil das gerade so gut dazu passte.

Ich muss sagen, in Wahrheit habe ich noch weniger Ahnung als John, wie man einen Walzer tanzt, deswegen hoffe ich einfach, es klingt trotzdem realistisch xD
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Als Mrs Hudson an diesem Morgen die Treppe zur 221b hinaufstieg, um Sherlock den morgendlichen Tee zu bringen, vernahm sie sanfte Geigenmusik von oben. Unwillkürlich fing sie an zu lächeln. Allein die Tatsache, dass der Consulting Detective um diese Uhrzeit schon sein Bett verlassen hatte, war eine Seltenheit. Und heute störte er auch niemanden mit seinen Pistolenschüssen oder Beschwerden über Langeweile; stattdessen schien er ein neues Stück zu komponieren.
Mrs Hudson freute es jedes Mal, ihn spielen zu sehen, da er dieses Musikinstrument wirklich gut beherrschte und ihm die schönsten Töne entlocken konnte.
Kurz hielt sie inne, um seinem Geigenspiel noch ein wenig zuzuhören, und war froh, dass dieser Tag so friedlich begann. Schließlich würden Mary und John heute heiraten. Ob Sherlock sich wohl bewusst war, was das bedeutete? Die Ehe veränderte einen und manchmal verlor man mit der Zeit alte Bekannte aus den Augen. Mrs Hudson dachte an ihre alte Freundin, die sie nach der Hochzeit auch kaum noch gesehen hatte. Wahrscheinlich war es besser, sie erzählte Sherlock davon, denn womöglich stand ihm und John das selbe bevor. Ein wenig traurig machte sie das schon - natürlich freute sie sich für Mary und John, selbstverständlich - doch zusammen mit seinem besten Freund war Sherlock immer menschlicher geworden. Ihre Freundschaft (obwohl Mrs Hudson ja noch immer der festen Überzeugung war, die zwei seien ein Paar gewesen) hatte den Detektiv zum Besseren verändert und sollte diese Zeit nun ein Ende finden, wusste seine Vermieterin nicht, wie er damit umgehen würde.

Sherlock wusste es ebenso wenig.
Noch mit seinem Morgenmantel bekleidet stand er im Wohnzimmer. Er spielte nicht selbst, wie Mrs Hudson angenommen hatte, sondern lauschte der Aufnahme des Stückes, das er für die Hochzeit komponiert hatte. Er hielt die Augen geschlossen und tanzte einen Walzer; die Arme ausgestreckt, so als wäre dort sein Partner.
Das Tanzen hatte ihm schon immer Spaß gemacht, doch er bezweifelte, dass er je noch einmal so glücklich dabei sein würde wie beim letzten Mal.
Man hätte ihn als einsam beschreiben können, so wie er allein tanzte, aber so fühlte er sich nicht. Er spürte die Nähe einer ganz bestimmten Person, auch wenn diese gar nicht anwesend war. Doch eine Erinnerung verband sie.
Automatisch schweiften seine Gedanken einige Tage zurück, als er genau in der selben Position hier gestanden hatte. Damals war er allerdings nicht allein gewesen; er hatte dem einen Menschen, den er am meisten liebte, das Tanzen beigebracht.

"Was genau tun wir hier eigentlich, Sherlock?", fragte John mit einem frustrierten Seufzer. Die Frage war eigentlich überflüssig, aber der Detektiv ließ es sich dennoch nicht nehmen, ihm noch einmal den Grund für all das vor Augen zu führen - vielleicht würde es helfen.
"Ich versuche dir beizubringen, wie man einen Walzer tanzt, damit du dich bei deiner bevorstehenden Hochzeit nicht vollständig blamierst, John", erklärte er in aller Ruhe.
Trotz der mangelnden tänzerischen Fähigkeiten seines Mitbewohners genoss er die Situation im Allgemeinen. Er hatte die Chance, ihm etwas zu zeigen, das er schon immer geliebt hatte, und das war seiner Ansicht nach die mit Abstand beste Möglichkeit, wie er die kostbare Zeit mit seinem besten Freund verbringen konnte. Er musste sich immer wieder in Erinnerung rufen, dass er es lediglich aufgrund eines nicht vermeidbaren Hochzeitstanzes tat, aber der Gedanke an Mary verblasste mit jedem Schritt, den John ihm nachmachte und jedem Zentimeter, den sie sich näher kamen.
"Ja. Nur fühlt es sich kein bisschen wie tanzen an." Der Blonde sah mit fast schon verzweifelter Miene zu Sherlock auf. Sie waren jetzt schon seit gefühlten Ewigkeiten dabei und noch immer scheiterte er an den ersten Schritten. Wie oft er seinem Freund schon (absichtlich oder unabsichtlich) auf den Fuß getreten war, wusste er mittlerweile nicht einmal mehr.
"Weil du die Schritte noch nicht beherrschst. Übung, John, darauf kommt es an", betonte der Detektiv.
"Ich habe nicht ewig Zeit, Sherlock. Es sind nur noch zwei Wochen bis zur Hochzeit."
"Dann sollten wir nicht noch mehr Zeit verschwenden."
Er hatte Recht, das musste John einsehen. Es brachte nichts, noch weiter zu diskutieren. "Schön, also", sagte er und trat wieder etwas näher an Sherlock heran, unwissend, was diese Geste allein in seinem Freund auslöste. "Was soll ich nochmal mit meiner rechten Hand machen?", fragte er, nun mit etwas mehr Geduld in seiner Stimme.
Sherlock seufzte und erklärte zum dritten Mal in dieser Stunde: "An meine Hüfte, John. Langsam müsstest du es wissen."

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