Aralas Oneshot

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AralasisKing meinte, ich könnte mal einen Aralas Oneshot ohne Happy End schreiben.
Und ich dachte mir: Klar, warum nicht?
In meinen Entwürfen hab ich noch einen halb fertigen Oneshot gefunden und ihn jetzt endlich zu Ende geschrieben.
Und, ja... hier ist er.😂
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Es war soweit. Heute war der Tag, an dem Aragorn zum König von Gondor gekrönt wurde.
Legolas freute sich für ihn, er würde das Land gewiss gerecht regieren, doch trotzdem konnte er nicht glücklich sein.
Eigentlich hatte er gar nicht mitkommen wollen, doch Gimli hatte ihn dazu gedrängt.
"Wir sind seine Freunde, wir werden ihm auch an diesem Tag zur Seite stehen!", hatte er gesagt.
Und Legolas hatte geschwiegen. Für ihn war Aragorn mehr als nur ein Freund. Doch das wusste der Zwerg noch nicht. Legolas fühlte sich immer noch nicht bereit, sein Geheimnis irgendjemandem zu erzählen.

Jetzt stand er da, neben Gimli, und wäre am liebsten weggelaufen. Aber dafür war es nun zu spät.
Er lauschte Aragorns Stimme und verdrängte den Satz in seinem Kopf, wie warm und vertraut sie doch klang.
Dann, plötzlich, stand er vor ihm. Legolas blickte auf. Er hatte nicht mehr zugehört, was der neue König Gondors dem Volk verkündet hatte.
Aragorn legte eine Hand auf die Schulter des Elben, als wollte er ihm Mut machen. Legolas sah den Waldläufer nur an und tat sein Bestes, um sich die Trauer nicht anmerken zu lassen. Einen Moment trafen sich ihre Augen und eine Flut an Erinnerungen strömte auf den Elben ein.

Während der Reise der Gefährten waren sie sich immer näher gekommen. Seit Legolas sich bewusst geworden war, dass er für Aragorn eine tiefe Liebe empfand, die über Freundschaft hinaus ging, war es ihm schwer gefallen, so zu tun, als wäre alles wie immer.
Als Aragorn während einem Kampf von der Klippe gestürzt war, hatte Legolas gedacht, er würde zerbrechen. Der Schmerz des Verlustes hatte begonnen, ihn von innen heraus zu zerfressen. Doch dann war der Waldläufer zurückgekehrt, und der Elb hatte noch nie solch eine Erleichterung empfunden.
Später in Edoras, nach dem Fest zu Ehren der Gefallenen in der Schlacht um Helms Klamm, war es schließlich passiert. Er hatte Aragorn geküsst.
Der Elbenprinz fühlte allein bei der Erinnerung daran noch ein sanftes Kribbeln, das ihn für einen Augenblick lang alles andere vergessen ließ. Aragorn hatte seinen Kuss erwidert, und es war ein Gefühl, das Legolas noch nie zuvor empfunden hatte. Als würde eines von Gandalfs Feuerwerken in ihm explodieren.
Doch es war ein Fehler gewesen, diesen Kuss zuzulassen. Sie beide hatten das zugeben müssen. Ihre Liebe konnte keine Zukunft haben, denn Aragorn musste seiner Bestimmung folgen und König von Gondor werden. Und dann brauchte er eine Königin an seiner Seite, keinen Elb. Das Volk hätte sie verspottet, und das wollte Legolas seinem Freund ersparen. Auch wenn das hieß, seine eigenen Gefühle zu ignorieren.
Die beiden hatten auch die Schlacht um Minas Tirith überlebt, und schließlich sogar den beinahe aussichtslosen Kampf vorm schwarzen Tor.
Der Ring wurde zerstört, Sauron besiegt und in Mittelerde herrschte nun Frieden.
Doch Legolas' Herz war alles andere als von Frieden erfüllt.

Seine Gedanken kehrten wieder zur Gegenwart zurück, als Aragorn sich abwandte.
Er ging weiter, zu Arwen. Der Elbenprinz mochte Elronds Tochter, auch wenn er sie nur kurz hatte kennenlernen dürfen. Und Aragorn musste sie wahrhaftig lieben.
Legolas wollte sich für die beiden freuen, er wollte es wirklich, doch seine Gefühle verboten es ihm. Er starrte zu Boden und musste sich beherrschen, nicht in Tränen auszubrechen.

Nach der Krönung verschwand er schnell. Er hatte vor, so zeitig wie möglich fortzugehen. Für ihn gab es keinen Grund mehr, hierzubleiben.

~

Gimli zuliebe hatte Legolas noch ein paar Tage bleiben müssen. Aber jetzt wollte er endgültig los. In die Wälder, zurück in die Natur. Dann konnte er Aragorn vielleicht vergessen. Doch sicher nicht hier, in Minas Tirith.
Er musste jetzt fort.

Am Abend packte Legolas seine wenigen Sachen zusammen und schlich sich hinaus.
Nur Gimli wusste Bescheid. Ihm hatte er schließlich alles erzählt. Der Zwerg hatte zu seinem Erstaunen verständnisvoll reagiert und ein bisschen wünschte sich Legolas, ihn noch bei sich haben zu können. Dieser Zwerg war ihm wirklich ans Herz gewachsen. Doch er konnte nicht hier bleiben.

Draußen war es kalt, doch Legolas störte das nicht. Er freute sich, sehr sogar, wieder durch die Wälder zu streifen. Allein, ja, aber er brauchte ohnehin Zeit, all die Ereignisse zu verarbeiten.
Die kühle Luft umhüllte ihn wie ein Schleier und linderte den Schmerz.
Er ging ein Stück und schaute dann noch einmal zurück.
Das alles würde er zurücklassen. Und es fiel ihm nicht einmal sonderlich schwer, sie alle zu verlassen.

"Legolas?"
Eine sanfte Stimme ließ ihn herumfahren. Er kannte die Person nur zu gut und ihre Stimme ebenso.
"Aragorn?"
Der ehemalige Waldläufer kam vorsichtig näher. "Du gehst", stellte er fest.
Der Elb nickte. "Mich hält nichts mehr hier", flüsterte er.
Jetzt nickte Aragorn anstatt einer Antwort. Er trat noch etwas näher.
Auf einmal musste Legolas eine Sache loswerden. "Du scheinst jetzt glücklich zu sein."
Aragorn blickte etwas verzweifelt, was den Elb verwirrte. "Nein. Nein, das bin ich nicht. Arwen... ich liebe sie, ja. Doch dich liebe ich mehr. Du bist... der wichtigste Teil meines Lebens." Bei den Worten senkte er schuldbewusst den Kopf.
Legolas trat dicht an ihn heran und strich ihm vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Du weißt, dass ich dich immer lieben werde."
Aragorn sah zu ihm auf. Einen Moment schien es, als wollte er ihn küssen, besann sich aber. "Ich habe nachgedacht. Ich will kein König sein ohne dich. Ich kann mit dir kommen."
Legolas schüttelte energisch den Kopf. "Das geht nicht. Du musst hierbleiben. Wer sonst soll das Königreich Gondor regieren? Ohne dich ist das Volk verloren. Bleib hier. Ich komme schon zurecht."
Sie sahen sich tief in die Augen. Legolas spürte den Schmerz stärker als je zuvor. Er liebte Aragorn. Dieses Gefühl war zu stark.
"Geh. Geh zurück", hauchte Legolas und wich einen Schritt zurück. Er fühlte den Schmerz bei diesen Worten in sich aufsteigen und konnte nichts dagegen tun.
Aragorn nickte schließlich. Er entfernte sich ebenfalls ein Stück.
"Legolas...ich will nicht."
"Du musst."
Mit diesen Worten drehte sich der blonde Elb um und ging davon.

~

Er zog nun schon seit einem Monat durch den Wald. Immer weiter entfernte er sich von Minas Tirith und immer stärker wurde der Schmerz. Er lief tagelang ohne Pause und kümmerte sich nicht um Verletzungen.
Es war ihm alles egal.
Langsam wurde ihm klar, dass er Aragorn niemals würde vergessen können.
Elben lieben nur ein einziges Mal in ihrem Leben, danach nie wieder, so hieß es. Und das entsprach meist der Wahrheit.
Er hoffte, dass Aragorn irgendwann glücklich werden würde. Mit Arwen. Jetzt konnte es Legolas egal sein, mit wem er eine Beziehung führte. Es war vorbei.
Doch der Schmerz blieb. Nach ein paar Monaten begann er, sich daran zu gewöhnen.
Und später, zurück im Düsterwald, verblasste er auch irgendwann. Doch tief in seinem Herzen wusste Legolas, dass er niemals ganz vorübergehen würde. Seine einzige und wahre Liebe konnte man nicht vergessen.

♡ Oneshots ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt