Angst. Eine solch panische Angst hatte Legolas noch nie verspürt.
Er hatte Angst um Aragorn.
Sie kämpften vor dem schwarzen Tor und hatten eine Übermacht an Feinden gegen sich. Es war beinahe unmöglich, diesen Kampf zu gewinnen, doch so lenkten sie Sauron und seine Orks von dem Ringträger ab.
Der Elbenprinz war Aragorn ohne zu zögern gefolgt, auch wenn er wusste, dass es so gut wie aussichtslos war. Doch dass Aragorn in dieser Schlacht den Tod finden konnte, war ihm nicht bewusst gewesen.
Jetzt jedoch sah es ganz danach aus, als könnte das wirklich passieren.
Ein riesiger Troll hatte sich dem Thronerbe Gondors genähert und warf ihn zu Boden.
"Nein! Aragorn!", schrie Legolas verzweifelt. Er wusste nicht, dass die Worte nur in seinem Kopf entstanden und er sie nicht laut aussprach.
Aragorn durfte jetzt nicht sterben! Der Elbenprinz hatte schon einmal geglaubt, ihn verloren zu haben, und das konnte er kein weiteres Mal ertragen. Stumm flehte er die Valar an, seinem Gefährten beizustehen, und versuchte durch die Orkmassen zu ihm zu gelangen. Er köpfte einen Ork und wehrte gleichzeitg den Angriff eines anderen ab. Doch es waren zu viele Kämpfende zwischen Aragorn und ihm, er würde es niemals schaffen.
Aber am allerwenigsten konnte er gerade Zweifel brauchen, denn Hoffnung gab es immer.
Doch wenn der Mann, der die Hoffnung zum Namen trug, nicht mehr war, was sollte er dann tun?
Nicht daran denken, zwang er sich und stieß zwei Orks beiseite.
Aragorn wurde von dem Fuß des Trolls auf den Boden gedrückt und hatte keine Chance, sich zu wehren.
Immer verzweifelter versuchte Legolas, sich zu ihm durchzukämpfen. Von allen Seiten griffen Orks an und er hatte keine Wahl, als stehenzubleiben und ihre Schläge abzuwehren. Er legte all seine Wut und Angst in seine Angriffe und streckte Ork für Ork nieder. Diese Geschöpfe hinderten ihn daran, zu Aragorn zu gehen. Sie hatten nichts anderes verdient, als zu sterben.
Und dann, als er einen schnellen Blick zu dem Thronerbe Gondors riskierte, spürte er es.
Etwas war geschehen.
Unwillkürlich sah er zum Auge Saurons hinauf, das unruhig zu lodern begann.
Auch all die anderen Kämpfenden wandten ihre Blicke dem dunklen Turm zu - als er einstürzte.
Legolas traute seinen Augen kaum, doch es war wahr. Saurons Turm fiel Stück für Stück in sich zusammen.
Das konnte nur eines bedeuten: der Ring der Macht war zerstört. Sie hatten es geschafft!
Der einstürzende Turm löste eine gewaltige Druckwelle aus, sodass die Erde rings um die Soldaten auseinanderbrach. Das schwarze Tor mitsamt allem, was daraus gekommen war, verschwand in dem so entstandenen Spalt.
Legolas hörte Merry Frodos Namen rufen. Der Hobbit hatte es geschafft, Sauron war besiegt!
Doch da sahen sie, was noch durch den Sturz des dunklen Herrschers ausgelöst wurde - der Orodruin brach aus. Und Frodo und Sam waren dort oben. Sie brauchten Hilfe!
Aber die war schon unterwegs. Drei von Gandalfs Adlern änderten ihre Richtung und flogen zum Schicksalsberg, um die Hobbits aus der glühenden Lava zu retten.
Erleichtert schaute Legolas ihnen nach. Dann wanderte sein Blick zu Aragorn, der sich aufgerichtet hatte. Sein dunkles Haar wehte um sein Gesicht herum. Das Schwert Anduril, das er wieder in der Hand hielt, und die teilweise zerkratzte Rüstung mit dem Wappen Gondors darauf verliehen ihm ein wahrhaft königliches Aussehen.
Ihre Blicke trafen sich und dem Elbenprinz stockte für einen Moment der Atem. Dann rannte er, so schnell ihn seine Beine trugen, an den noch lebendigen Soldaten vorbei und zu ihm.
Bei Aragorn angekommen, zögerte er nicht lange und schloss ihn einfach in seine Arme.
Ein unglaubliches Gefühl machte sich in ihm breit. Sie hatten den Krieg gewonnen, seine Freunde waren am Leben, und alles war gut. Diese Flut an Emotionen war es, die ihm den Mut verlieh, endlich das zu tun, was er schon so lange tun wollte.
Der Elb verschränkte seine Hände in Aragorns Nacken, zog ihn zu sich heran und vereinte ihre Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss.
Noch mehr Gefühle strömten auf ihn ein und er zog Aragorn näher an sich, um ihnen Ausdruck zu verleihen. Erstaunt registrierte er, dass der Thronerbe Gondors den Kuss genauso stürmisch erwiderte.
Beide waren so überwältigt davon, dass sie kein Wort herausbekamen, als sie sich schließlich voneinander lösten.
Erst als die Schatten der wiederkehrenden Adler über sie hinweg glitten, fand Legolas seine Stimme wieder.
"Ich liebe dich.", flüsterte er ergriffen.
"Ich liebe dich auch.", sagte Aragorn leise und in seinen Augen standen Tränen. "Le melin, meleth nîn."
Da erst drang der Jubel der Überlebenden zu ihnen durch, und sie sahen Merry und Pippin auf sie zu rennen. Auch Gimli und Gandalf waren plötzlich da, und sie standen alle beisammen und waren erleichtert.
"Ich hab gewusst, dass Frodo und Sam es schaffen, ich hab's gewusst!", sagte Pippin freudestrahlend.
"Ja, jetzt ist es vorbei. Wir haben es geschafft, Pippin!", rief Merry, der sein Schwert einfach fallen gelassen hatte.
"Einundvierzig, Legolas!", polterte Gimli und hob wie zum Beweis seine Axt. Der Wettkampf, wer mehr Orks tötete, stand immer noch. "Was sagst du dazu?"
"Nicht schlecht für einen Zwerg!", erwiderte Legolas und griff nach Aragorns Hand.
Gimli, der diese Geste keinesfalls übersehen hatte, runzelte die Stirn. "Heißt das, ihr seid jetzt...?"
Beide nickten lächelnd, wobei sich ein leichter Rotschimmer auf ihren Wangen abzeichnete. Sie entfernten sich ein Stück von den anderen und sahen sich an.
"Jetzt ist, denke ich, der passende Zeitpunkt, um dir ein Versprechen zu geben.", sagte Aragorn. "Wir haben so viel zusammen durchgestanden, und ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen. Ich verspreche dir, dass ich immer an deiner Seite sein werde."
"Und ich verspreche dir, dass ich dich immer lieben werde.", erwiderte Legolas und drückte seine Hand.
"Immer?"
"Immer."
Und so hatte der Krieg ein Ende gefunden, von nun an herrschte Frieden in Mittelerde.
Und auch ihre Herzen waren von Frieden erfüllt - denn sie würden auf ewig gemeinsam schlagen.
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Irgendwie ist der Anfang ein bisschen wie der von meinem ersten Bagginshield-OS in diesem Buch😂
Und ja... seit langem schreibe ich mal wieder Aralas... und es macht immer noch Spaß xD
Ich bin mir gerade nicht sicher, ob ich dieses "Immer" aus Harry Potter oder aus Tribute von Panem geklaut habe...😂
Noch eine Info:
Es kann sein, dass in nächster Zeit nicht so viele Oneshots kommen werden, da ich mich mal wieder an einer längeren FF versuche, die ich aber erst hochladen will, wenn sie fertig ist. (Eins kann ich schon sagen: viele Fandoms😂)
Vielleicht schreibe ich nebenbei aber noch ein paar Oneshots, wer weiß.
Man liest sich,
Eure sweetymuffin234🤗
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♡ Oneshots ♡
Short Story"Ist das nur eine Geschichte oder ist das wirklich passiert?" "Alles, was je erzählt wurde, ist wirklich passiert. Geschichten sind unsere vergessenen Erinnerungen." Oft sind es Zitate wie diese, die mich zu meinen Kurzgeschichten inspirieren, welch...
