Fortsetzung zu "Abstecher ins Auenland".
Ich muss dazu sagen: Es macht sehr viel Spaß, sowas zu schreiben😂😍 Und wenn es Spaß macht, wird der Text auch schnell mal 500 Wörter länger als geplant...
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Ich war müde, so unendlich müde. Mein Wecker zeigte sechs Uhr an.
Was zum Teufel hatte ich gestern Abend angestellt? Ich durchforstete mein Gehirn nach Erinnerungen, fand jedoch nichts.
Naja, in die Schule musste ich trotzdem. Widerstrebend setzte ich mich auf. Sofort wurde mir schwindelig und ich ließ mich zurück in die Kissen sinken. Als ich erneut versuchte, aufzustehen, wurde mir kurz schwarz vor Augen. Panik erfasste mich; was war denn nur los?
Ich schloss meine Augen ganz fest und traute mich erst eine Minute später, sie wieder zu öffnen.
Und sofort sah ich grasbewachsene Hügel vor mir, und nur wenige Meter entfernt eine grüne, runde Tür.
Automatisch entwich mir ein erleichterter Seufzer. Ich war im Auenland. Ich war wieder zu Hause.
Doch die Müdigkeit war leider geblieben. Ich schleppte mich den Weg entlang bis zur Tür und klopfte zaghaft.
Schon nach wenigen Sekunden wurde sie aufgerissen und ein Hobbit, der die Stirn runzelte, stand vor mir.
"Hi Bilbo.", murmelte ich und gähnte.
"Oh, du bist es!" Er fasste mich am Arm und zog mich herein. "Komm nur rein, komm rein! Wie geht es dir?"
"Gut. Bin müde.", sagte ich knapp. Jetzt kamen auch noch Kopfschmerzen hinzu.
Bilbo hatte wohl erkannt, dass es mir doch nicht so gut ging, und lotste mich ins Wohnzimmer. Oder - war das ein Wohnzimmer? Jedenfalls stand da ein Sofa.
"Vorschlag: du legst dich hin und ruhst dich aus, ich mache dir ein Frühstück, und dann erzählst du, wie du letztens so plötzlich verschwunden bist. Okay?"
"Okay.", murmelte ich und ließ mich auf das Sofa fallen. Bevor ich wieder einschlafen konnte, fragte ich noch: "Ist Sherlock da?"
"Offenkundig."
Erst dachte ich, Sherlock selbst hätte gesprochen, doch es war Bilbo. Offenbar hatte er ein paar neue Wörter gelernt.
"Schlaf gut", sagte er leise und strich mir beruhigend über den Kopf, bevor er sich in die Küche davonmachte. Noch bevor er dort ankam, hatte mich schon der Schlaf übermannt.
Ich träumte allerlei seltsames Zeug.
Irgendwie schien ich von Ort zu Ort zu springen, und alles kam mir so vertraut vor, aber ich wusste trotzdem nicht, wo ich war. Erst flog ich durch die Gänge eines Schlosses, an den Wänden hingen Bilder, von denen sich einige bewegten - dann löste sich das Bild in einem Wirbel von Farben auf und ich fand mich in einem Wald wieder. Ein Fluss plätscherte gleich neben mir, und da war eine Höhle, und es regnete. Dann war ich wieder verschwunden und sah eine dunkelblaue Tür vor mir, an der goldene Lettern prangten. Da stand "221b". Die Tür kam mir so bekannt vor, sollte ich sie kennen? Doch Zeit zum nachdenken hatte ich nicht, wieder drehte sich alles um mich herum und ich sah verschwommen, wie lauter Minzbonbons um mich herumschwirrten.
Dann schreckte ich aus dem Schlaf, nickte aber sofort wieder ein.
Das nächste, was ich von der Welt mitbekam, war Bilbos Stimme, die besorgt und ein wenig verärgert klang.
"Sherlock, was hast du mit ihr gemacht?"
"Ich habe überhaupt nichts mit ihr gemacht, ihr geht's gut, sie ist nur vom Sofa gefallen! Vielleicht hättest du den Anstand, nicht herumzubrüllen und sie zu wecken.", erwiderte eine andere Stimme in gedämpftem Ton.
Doch ich war noch zu sehr mit meinem Traum beschäftigt, als dass ich sie hätte erkennen können. Mit einem Ruck öffnete ich die Augen.
"Verdammt, Saruman, ich hasse dich so sehr! Wie kannst du nur!? Wie kannst du nur einen Johnlock-Moment zerstören? Ahhrr, sie waren so kurz davor!"
Die darauffolgende Stille wurde nur von einem Satz unterbrochen: "Ich hab dir doch gesagt, dass es ihr gut geht, Bilbo."
Der Hobbit, der mit einem Frühstückstablett im Türrahmen stand und verwirrt auf die Szenerie hinab blickte, räusperte sich schließlich. "Schön. Also, hier ist dein Frühstück. Aber was war das gerade, was du gesagt hast?"
Während er das Tablett aufs Sofa stellte, setzte ich mich auf - ich war tatsächlich heruntergefallen - und entdeckte Sherlock, der neben mir auf dem Boden saß.
"Ich hab nur geträumt. Aber in dem Traum waren Sherlock - ja, ich meine dich, wie viele Leute gibt es noch, die Sherlock heißen? - und John - ja, dein John - in Isengard. Ihr seid also beide Hobbits, weil They're taking the hobbits to Isengard. Naja, jedenfalls wart ihr da und um euch herum nichts als Zerstörung, sind wohl die Ents dran Schuld gewesen. Und dann wolltet ihr euch gerade küssen, als Saruman, dieser elende Verräter, aufgetaucht ist und John umgebracht hat."
Sherlock hob eine Augenbraue und wandte sich dann ab, offenbar ziemlich verstört von meiner Schilderung.
Bilbo schnappte sich eine Tasse Tee vom Tablett. "Nun, das ist nicht gut. Aber iss erstmal."
Nichts lieber als das. Ich stürzte mich auf die Haufen von Brötchen, Rührei, Würstchen und noch einigem mehr, bis ich völlig satt war und mich aufs Sofa plumpsen ließ. "So, jetzt gehts ja gleich viel besser."
"Gut. Letztes Mal, als du hier warst-", begann Bilbo, doch ich ungeduldiges Ding unterbrach ihn gleich.
"Genau, ich bin verschwunden. Ich komme halt sozusagen aus einer anderen Welt, aber weil's mir hier viel besser gefällt, kann ich manchmal hierher. Nur kommt dann in der anderen Welt immer irgendjemand und holt mich wieder zurück. Ach ja, die andere Welt nennt sich Realität.", ratterte ich herunter. "Reicht das als Erklärung?"
"Äh...ja."
"Super."
Sherlock schien uns gar nicht mehr zuzuhören, er saß mit aneinandergelegten Fingerspitzen da und musterte hochkonzentriert die Wand. Überlegte er gerade, wie er sie am besten vernichten konnte? Ich meine, sie hatte es ja nicht besser verdient.
"Hmm, ist Smaug eigentlich noch hier?", fragte ich dann.
"Nein, sein Besitzer hat ihn wieder abgeholt. Er hat ihn nur zeitweise bei mir gelassen, weil er irgendwas erledigen musste.", berichtete Bilbo.
"Und wer ist der Besitzer?"
"Den Namen weiß ich nicht mehr, er war groß, mit Bart und einem Mantel - und riesig war der, hat gar nicht in mein Haus gepasst, wir mussten alles draußen besprechen-"
"HAGRID?"
"Ach, ja, so hieß er, stimmt! Und gestern kam so ein komischer Mann an, der mir einen Brief von Hagrid zeigte, in dem er schrieb, dass er den Drachen abholen sollte, weil Hagrid gerade keine Zeit hatte. Naja, ich hab zur Sicherheit ein paar Fragen gestellt, aber dieser Mann hat nur Schwachsinn geantwortet, und da hab ich ihm Smaug einfach gegeben, um ihn loszuwerden. Als ich dann aus dem Fenster sah, führte er Smaug an der Leine zu einem blauen...Etwas, das einfach so in meinem Garten stand! Das war vorher noch nie dort, ich hab es überhaupt nicht verstanden! Aber dann sind beide in das Ding hineingegangen, und dann war es weg. Ganz plötzlich. Als du heute geklopft hast, hab ich ja schon befürchtet, dieser Verrückte kommt wieder. Zum Glück warst du es nur."
Während er redete, arbeitete mein Gehirn auf Hochtouren, und als er fertig war, hatte ich eine Theorie und ein dämliches Grinsen auf dem Gesicht.
"Uiii, das klingt ja spannend! Ich hoffe, der kommt noch mal wieder.", meinte ich begeistert.
"Wie bitte?", sagte Bilbo empört. "Den willst du nicht als Gast haben, glaub mir!"
"Och...naja, ist eigentlich egal. Sag mal, Bilbo, hast du zufällig Minzbonbons?", fragte ich.
"Ähm, wie bitte?"
"Eine TARDIS würd's auch tun."
"WIE BITTE?"
Ich grinste. "Nichts, nichts, vergiss es einfach wieder, Obliviate, so. War nur ein kleiner Insider von Gollum und mir."
Doch ich hätte meinen besten Freund lieber nicht erwähnen sollen, denn Bilbo sprang mit einem Satz vom Sofa auf.
"Gollum? Du hast Gollum getroffen!?"
"Ne, also schon, aber nur in meiner Fantasie.", beruhigte ich ihn. "Übrigens, danke dass du ihn am Leben gelassen hast."
"Bitte?", antwortete Bilbo leicht verwirrt.
"Ihr Ziel ist es, dich zu irritieren, Bilbo.", kam es unerwartet von Sherlock.
"Nope, falsch deduziert! Mein Ziel ist es, dass Johnlock canon wird! Ach ja, und Bagginshield, aber das ist ja schon so gut wie canon. Ihr habt es euch nur nie gestanden. Warum eigentlich nicht, Bilbo?", konterte ich sofort.
"Äh..." Der Hobbit sah aus, als hätte ich soeben sein Weltbild zerstört.
"Okay, sorry Bilbo. Ich hör mal lieber auf zu reden.", sagte ich etwas schuldbewusst.
"Gute Idee.", meinte Sherlock trocken. Ich war zwar etwas gekränkt, musste aber trotzdem grinsen.
Der Consulting Detective fragte, ohne zu mir aufzusehen: "Wie spät ist es eigentlich in deiner Welt?"
Da fiel mir ein, dass ich ja in die Schule musste.
"Ach verdammt! Es ist so um sechs, Viertel sieben vielleicht, und ich müsste eigentlich schon aufgestanden sein!", fluchte ich. "Okay, ich muss leider zurück."
Bilbo war noch immer verwirrt und brachte nur ein: "Okay...?" heraus.
"Okay", erwiderte ich grinsend. "Jetzt haben wir doch tatsächlich zitiert. Aber ich muss trotzdem los. Ich komme aber wieder, versprochen!"
"Wann ungefähr?", fragte Bilbo noch.
"Keine Ahnung, wenn ich Zeit habe. Namárië, mellyn nîn. Oh, es ist vermutlich dumm, Quenya und Sindarin zugleich zu sprechen... naja, tschüss."
Es war erstaunlich leicht, wieder in die Realität zu gelangen. Ich musste mich einfach nur fallen lassen und landete sicher in meinem Bett.
Grinsend stand ich auf, nun nicht mehr so müde, und tapste ins Bad.
Das war mit Abstand der beste Start in den Tag seit langem.
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♡ Oneshots ♡
Historia Corta"Ist das nur eine Geschichte oder ist das wirklich passiert?" "Alles, was je erzählt wurde, ist wirklich passiert. Geschichten sind unsere vergessenen Erinnerungen." Oft sind es Zitate wie diese, die mich zu meinen Kurzgeschichten inspirieren, welch...
