Johnlock Oneshot

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Langsam wird es zur Gewohnheit: meine Johnlock Oneshots haben keine Titel.
Es ist fast schon lustig, wie ich bei anderen Fandoms kaum überlegen muss, um einen Titel zu finden, und bei Sherlock regelmäßig scheitere.

Dieser Oneshot ist aufgrund dieses Bildes entstanden, über das ich unerklärlicherweise minutenlang lachen musste:

Dieser Oneshot ist aufgrund dieses Bildes entstanden, über das ich unerklärlicherweise minutenlang lachen musste:

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Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, fand ich, dass man sowas doch perfekt in einen Oneshot verpacken könnte. Dazu noch eine Prise Johnlock, und fertig ist das... oneshotähnliche Dings.


Ich hoffe mal, dass es was geworden ist xD
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"Tja, das ging schnell."
Wieder einmal kam Dr John Watson von einem Tatort zurück, den er mit Sherlock besucht hatte. Lestrade hatte wie üblich nicht weiter gewusst und den Consulting Detective um Hilfe gebeten, was dieser natürlich nicht ablehnen konnte. Auch diesmal war es Sherlock innerhalb kürzester Zeit gelungen, den Fall lückenlos aufzuklären, und seine Mitmenschen hatten die Erklärung sogar beim ersten Mal nachvollziehen können. Dementsprechend hatten sowohl der Detektiv als auch der Doktor gute Laune, als sie den Tatort verließen. Da es nicht weit bis in die Baker Street war, kamen sie zu dem unausgesprochenen Einverständnis, diesmal auf eine Taxifahrt zu verzichten und stattdessen zu Fuß zu gehen.
"Selbst für deine Verhältnisse schnell, meine ich", fügte John seiner Aussage von eben hinzu. "Ist das ein neuer Rekord? Drei Minuten, um einen Fall zu lösen?"
"Ich bin sicher, dass ich schon einmal schneller war", widersprach Sherlock, der die Hände in den Taschen seines Mantels vergraben und dessen Kragen wie immer nach oben gestellt hatte - um mysteriös zu wirken, wie John es einmal beschrieben hatte.
"Und du warst auch schon mal rücksichtsvoller", erwiderte er und unterdrückte angesichts der mangelnden sozialen Fähigkeiten seines Mitbewohners ein Seufzen. "Die alte Frau war erschrocken, Sherlock, sie stand unter Schock. Du kannst sie nicht einfach so nach dem Tod ihres Sohnes fragen."
"Konnte ich nicht?", entgegnete der Größere mit dem Anflug eines Lächelns.
"Du hättest ihr nicht solche Angst machen müssen, das wäre nicht nötig gewesen", erklärte John in mahnendem Tonfall, so als würde er mit einem Kleinkind sprechen. Was, so wie er den Eindruck hatte, in gewisser Weise stimmte.
"Befragen musste ich sie ja, oder?", konterte Sherlock nur.
"Sonst kannst du doch immer alles sofort an den Leuten ablesen. Nur bei dieser alten Dame nicht?"
Der Detektiv hob eine Augenbraue. Meinte sein Mitbewohner etwa, seine Fähigkeit des Deduzierens würde allmählich ein wenig nachlassen? Nein, ganz sicher nicht - den Fall von gerade eben hatte er doch schneller denn je gelöst. "John, willst du damit sagen-", setzte er in scharfem Ton an.
"Nein, schon gut", meinte der Blonde rasch, da ihm Sherlocks missbilligender Blick nicht entgangen war.
Für ein paar Sekunden war es still, während sie in eine engere Gasse einbogen, und John warf seinem Freund einen Seitenblick zu. Er sah leicht trotzig aus, was noch mehr den Eindruck vermittelte, er sei im Grunde nur ein stures Kind.
"Ich bin durchaus in der Lage, meine Informationen an den Leuten abzulesen, John", presste er hervor und wirkte ein wenig beleidigt. Wie zum Beweis drehte er sich um und wies auf einen Mann, der an einer Bushaltestelle saß. "Siehst du den Mann dort? Er ist kürzlich Vater geworden und seit etwa fünf Jahren verheiratet. Seine Frau arbeitet in einem Modegeschäft. Und er raucht seit langer Zeit, gibt sich aber Mühe, damit aufzuhören, wahrscheinlich wegen des Kindes. Bisher hat er jedoch wenig Erfolg damit. Er ist irgendwo angestellt - wo, lässt sich schwer feststellen-"
"Sherlock-", setzte John an, wurde jedoch sogleich wieder durch den Consulting Detective unterbrochen, der seine Deduktion in üblichem Tonfall fortsetzte.
"-aber er sitzt viel, also ein Bürojob. Der Mann interessiert uns nicht weiter, schauen wir uns lieber die Frau links neben ihm an. Ungewöhnlich klein, genau wie das Opfer unseres jüngsten Falles. Sie hier ist aber mit ziemlicher Sicherheit kein Mordopfer - ihr einziges Problem ist, dass sie nicht an die hohen Supermarktregale herankommt. Es begleitet sie auch niemand zum Einkaufen, obwohl sie schwere Taschen trägt, vermutlich lebt sie allein. Sie hat finanzielle Schwierigkeiten, wird aber von niemandem unterstützt. Eine Beziehung hatte sie seit Monaten nicht mehr, was uns ihr linker Unterarm verrät. Willst du wissen, warum sie die U-Bahn verpassen und nach Hause laufen werden muss?"
"Nein, ist schon gut-", meinte John rasch, aber Sherlock fuhr trotzdem fort, als hätte er seinen Einwurf gar nicht gehört.
"Da ist eine Fahrkarte in ihrer Hand. Ein Taxi kann sie sich nicht leisten, wenn sie das Geld hätte, würde sie sich eher neue Schuhe kaufen, sie bemüht sich, normal auszusehen."
"Sherlock-"
"Gerade hat sie auf ihrem Handy nach der Uhrzeit gesehen und aufgrund ihrer Größe-"
Doch was aufgrund der Größe dieser Frau passieren würde, erfuhr John nicht mehr. Denn in ebendiesem Moment geschah das, wovor er seinen Freund vergeblich versucht hatte zu warnen.
Diesmal war es Sherlock, dem seine Größe zum Verhängnis wurde, da sich in Höhe seines Kopfes eine metallene Stange befand, welche die enge Gasse überspannte. Er war so in seine brillianten Gedanken vertieft gewesen, dass er alles andere ausgeblendet hatte und schließlich unvermeidlicherweise gegen die Stange gestoßen war.
John, der bequem darunter hindurch laufen konnte, blieb stehen und musste sich das Lachen verkneifen. Hatte Sherlock nicht gerade eben noch die Nachteile vom Klein sein aufgezählt? Nun war es jedenfalls umgekehrt.
"Das ist nicht lustig, John", beschwerte er sich und zog diesmal den Kopf ein, als er an der Stange vorbeilief.
John musterte die Stirn seines Freundes mit einem prüfenden Blick, konnte aber feststellen, dass er sich nicht verletzt hatte. Möglicherweise würde allerdings ein blauer Fleck zurückbleiben und er sah bereits Sherlocks Gesicht vor sich, wenn er das bemerkte und garantiert nicht erfreut war. "Tja, und was lernen wir daraus?", sagte er und kam sich vor wie Mycroft, der auch ständig den belehrenden großen Bruder spielte.
"Dass deine Größe nicht nur Nachteile hat."
"Nicht ganz", meinte John schmunzelnd, auch wenn er sich freute, dass Sherlock diese Tatsache auch einmal zugab, statt ihn hin und wieder damit aufzuziehen. "Wir lernen daraus, dass es durchaus von Vorteil ist, seinen Mitmenschen zuzuhören. Ich wollte dich ja warnen, aber..."
"Hättest du mich wirklich warnen wollen, hättest du auch andere Mittel als Sprache zur Verfügung gehabt."
Nun, da lag er nicht völlig falsch, das musste John zugeben. Ein Teil von ihm hatte tatsächlich gehofft, Sherlock würde seine Lektion damit gelernt haben. Doch er entschied sich, die ganze Sache am besten einfach zu vergessen und sich nicht noch länger darum zu streiten.
Während er Sherlock in die Straße folgte, die direkt zur Baker Street führte, machte ihn ein Knurren seines Magens auf die Tatsache aufmerksam, dass er seit heute morgen noch nichts gegessen hatte.
"Hoffen wir, Mrs Hudson hat ein Mittagessen für uns. Oder haben wir noch irgendwas Essbares im Kühlschrank, abgesehen von den Daumen?"
"Offenkundig nicht, und Mrs Hudson ist mit ihrer Freundin einkaufen gefahren", gab Sherlock zurück. "Aber möglicherweise könnten wir eines der Restaurants in der Nähe besuchen. Im Umkreis von hundert Metern befinden sich drei, du hast die Wahl."
"Das... meinst du ernst?", entfuhr es John automatisch.
"Natürlich. Warum nicht?"
"Naja, das letzte Mal, als du so etwas angedeutet hast-"
"Ich weiß, John", fiel ihm Sherlock ins Wort. Offensichtlich wollte er nicht an diese Begebenheit erinnert werden.
Doch den Vorschlag schien er diesmal tatsächlich ernst zu meinen. John konnte trotzdem nicht anders, als erst einmal skeptisch zu sein. Eben hatte sich Sherlock noch über alles mögliche aufgeregt und ihn nicht besonders freundlich behandelt, und jetzt lud er ihn zum Essen ein. Es war dem ehemaligen Militärarzt noch immer ein Rätsel, wie seine Stimmung jedes Mal so schnell umschlug. Aber beschweren konnte er sich nicht, denn diesmal kam ihm der plötzliche Sinneswandel zugute.
Während sie sich auf den Weg in eines der drei Restaurants machten, überkam beide wieder die altbekannte Zufriedenheit, einen Fall erfolgreich gelöst zu haben. Doch John wusste, dass es diesmal nicht nur das war. Und diese Gewissheit ließ ihn den ganzen Weg über lächeln, sodass Sherlock sich fast darüber beschwert hätte, wäre es ihm nicht genauso gegangen.

♡ Oneshots ♡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt