Kapitel 14

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Der nächste Morgen ist wohl der unangenehmste Morgen, den ich je erlebt habe. Keiner der Drei wagt es auch nur ein Wort zu sagen und Ashton sehe ich erst, als er in sein Auto steigt mit Edmond und James. Er würdigt mich keines Blickes. „Was ist denn mit denen heute los? Dabei haben die Seattle Seahawks gestern doch gewonnen." Robin startet den Wagen und fährt die Auffahrt runter. „Vielleicht mit dem falschen Fuß aufgestanden.", sage ich nuschelnd und achselzuckend. „Manchmal muss ich die nicht verstehen." Ich auch nicht, glaub mir. „Hast du dich gut eingelebt?" Wieder zucke ich nur mit den Achseln. „Denke."

„Schon überlegt, doch einem Kurs beizutreten?"

„Nein."

„Verstehst du dich mit Ven? Ein liebes Mädchen, nicht wahr?"

„Nein." Jetzt habe ich mich selbst in das Gespräch katapultiert. „Warum das denn nicht? Hat sie was gesagt?" Ja, sie hat vieles gesagt, genau wie jeder auf meiner Schule. Dein Sohn versucht mich mit seinen Freunden aus dem Haus zu ekeln und Chaya von der Schule. „Nein, ich mag sie einfach nicht."

„Vielleicht musst du nur etwas offener sein. Das kommt bestimmt mit der Zeit." Eigentlich würde ich gerne wieder nur „Nein" sagen, aber ich verkneife mir das Wort und schweige lieber.

Der Standplatz des Bootes ist nicht weit vom Haus entfernt, was wohl daran liegt, dass schon das Haus selbst am Manhattan Beach liegt und ich staune nicht schlecht. Das ist kein Boot. Das ist eine scheiß Yacht. Eine, die in einem James Bond Teil als Hauptzentrale von irgendeinem Bösewichten dienen könnte. Daran habe ich mich noch immer nicht gewöhnt. Hier ist alles riesig. Riesig, schick und teuer. Die Jungs kommen nach uns an und ich bin froh, dass die Begrüßung mit Harry und Heidi nicht zu lange dauert, sodass ich allen dreien noch aus dem Weg gehen kann. „Schau dich ruhig um. Hier am Bord ist auch eine Küche, vier Schlafzimmer, falls du dich hinlegen willst, drei Badzimmer, ein Pool, eine Rutsche, ein Wohnzimmer und ein Spieleraum." Die Informationen kriege ich von Harry, der sich von Heidi die Schultern massieren lässt. „Eh, okay."

„Bring deine Medikamente aus der Sonne, leg sie am Besten in die Küche.", empfiehlt mir Robin extra leiser, denn ich habe ihm schon erklärt, dass ich nicht will, dass jeder davon weiß und er hat es respektiert. „Mach ich." Mache ich dann auch wirklich und krame dann nach meinem Buch. Ein Roman über einen Arzt, der berühmt für seine Operationen an Babys im Bauch der Mutter ist. Gar nicht so langweilig, wie Manche denken. Mit dem Buch lege ich mich in meinem schwarzen Bikini, der dieses Mal etwas mehr von meinen Brüsten und Arsch versteckt als der von gestern, auf eine der Sonnenliegen, direkt ans vordere Ende des Bootes, wo noch keiner der Bootsgäste ist. Als die Yacht startet gesellt sich dann immer noch keiner zu mir und ich kann entspannt mein Buch und die Sonne genießen. Oh Mann, daran darf ich mich ja nicht gewöhnen.

„Kein Wunder, dass du so ein Streber bist, wer ließt denn so einen Scheiß." Ich löse meine Augen nicht von den Buchstabe und antworte Ed auch nicht. „Das, was du gestern abgezogen hast, war krass." Er sagt es im Negativen. „Er hat es verdient. Ihr habt es alle verdient."

„Du hast ihn gefesselt und nackt unter der Dusch gelassen. Und das Schlimmste ist ja noch, der Arme ist ja nicht mal gekommen."

„Ich weiß, was ich gemacht habe, Edmond." Er macht ein enttäuschtes und irgendwie gemeines Geräusch und lässt mich dann wieder alleine.
Bin ich doch zu weit gegangen? Hätte ich das nicht tun sollen? Nein. Denn wenn ich es nicht getan hätte, wäre ich noch immer die kleine Schlampe mit der großen Klappe. Die Frage ist nur, was ich jetzt bin.

„Es gibt Essen, wenn du was willst, komm unters Dach." Das war Robin. Ich klappe das Buch zu, lasse es auf der Liege liegen und laufe zu dem langen Tisch, der voll gedeckt ist und setze mich auf einen Platz, neben dem beide anderen noch frei sind. „Jungs? Kommt ihr auch was essen?" Das war Harry, der ins Innere der Yacht ruft. Dass es Essen gibt, lässt sich Ed sicher nicht zweimal sagen und ich bin dankbar, als er sich auf den rechten Platz neben mich setzt. Ich häufe mir etwas Brot und Dip auf den Teller und bemerke den prüfenden Blick von Robin. Und tatsächlich, habe ich vergessen mich auf die Mahlzeit vorzubereiten und stehe wieder auf, um zu meinem Rucksack zu laufen. Den habe ich in einem der Schlafzimmer verstaut. Als ich durchs Boot schlendere, begegne ich Ashton und James, die im Wohnzimmer, das zentral liegt und von dem man in jedes andere Zimmer kommt, auf dem Sofa sitzen und eine Spielwiederholung oder so glotzen. James guckt einmal kurz zu mir. Ashton nicht. Blutzucker messen. Insulin berechnen und injizieren und schon bin ich wieder aus dem Zimmer raus. Dieses Mal gucken tatsächlich beide zu mir. Ist bestimmt interessant, was ein Mädchen für zwei Minuten in einem Schlafzimmer macht und gleich wieder rauskommt. Bis zum Essen muss ich sowieso jetzt noch Zehn Minuten warten, also bleibe ich kurz noch hinter dem Sofa stehen und gucke eine Weile mit ihnen auf den Bildschirm, aber als ich merke, dass keiner vor hat, was zu sagen, verschwinde ich wieder. „Memmen.", murmle ich beim Weggehen und muss irgendwie grinsen, als Ash mir „Schlampe.", hinterhersagt. Ist vielleicht doch besser als schweigen.

Das Spiel Mit Hass Und Liebe |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt