Kapitel 75

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Lyras Sicht

Bevor wir uns auf den Weg zur Party machen, auf die ich so gar keine Lust habe und auch nur ungern mit Ashton gehe, wechsle ich ihm das Pflaster und helfe ihm beim Waschen. Er bräuchte meine Hilfe nicht, aber ich tue es trotzdem einfach. Weder er, noch Li haben mich in ein Kostüm gekriegt. Wie ich es erwartet habe, liegt der Standard für Kostüme ziemlich weit unten. Die meisten Jungs tragen normale Klamotten, höchsten ein paar Accessoires, wie ein Party Hut, eine Augenklappe oder ein fake Bart oder so. Die Mädchenkostüme schlagen sich an Knappheit und eins zeigt mehr Arsch, als das andere. Aber sie sehen sehr hübsch aus, sehr heiß. Diese Mädchen wissen, wie sie die Aufmerksamkeit von Jung und Mädchen kriegen, die sie wollen. Li trägt auch nur ein normales weißes Kleid mit einem paar Engelsflügeln. Mir drückt sie am Eingang zwei rote Hörner in die Hand.
„Los! Sei kein Spielverderber!", ruft sie mir zu. Mit einem Augenverdrehen setze ich den Haarreif auf und folge ihr zur Küche. Mittlerweile verstehe ich Lis Prinzipien. Ihr Bruder stellte sie mir vor, als Mädchen, das keine Partys mag und so ganz grob stimmte und stimmt das auch, aber da steckt ein wenig mehr dahinter. Li mag ihre Mitschüler nicht und ihre Mitschüler sie nicht. Was man nicht unbedingt erwartet, denn ihr Bruder hingegen ist ziemlich beliebt. Oft lästert sie mit mir über die Eitelkeit, Selbstverständlichkeit und Selbstverliebtheit der Schüler und Schülerinnen der West Angels High. Wie verblendet sie sind und wie sich alle etwas nehmen wollen, was ihnen nicht gehört. Und zum Großteil trifft das ja auch zu. Besonders bei den Schülern, die jeder kennt. Sogar Ed, Ash und Jamie wirkten lange Zeit auf mich so und für andere immer noch. Ihr Umfeld ist der Grund, warum sie nie auf Partys ging. Sie kannte zu viele und zu viele kannten sie. In den Club geht sie schon lieber, da geht es nicht um das Zusammensein, nicht um das Trinken, Spielen oder Küssen, es geht rein um das Tanzen. Und wenn sie eins mag, dann Tanzen. Tanzen, der Beachlor und Charles. Auf solche Partys, wie diese heute, gehen wir gemeinsam, leisten uns gegenseitig Beistand und während sie tanzt, trinke ich. Wenn wir auf beides keine Lust mehr haben, schleichen wir uns raus, wie heute Nacht auch. Dann sitzen wir irgendwo abgelegen, alleine, in Ruhe, mit der Musik im Hintergrund und der frischen Luft um uns. Manchmal fahren wir auch weg, aber heute sitzen wir erstmal nur.

„Ich bin fertig mit Männern.", verkündet sie und trinkt aus der Flasche, sie ich besorgt habe. „Was hat Charles gemacht?", frage ich sofort. „Ich habe herausgefunden, dass er in der zweiten Woche, nachdem ich ihm gesagt habe, er soll aufhören andere zu ficken, sich einen hat blasen lassen." Bastard. „Scheiß Hurensohn.", fluche ich. „Hast recht. Scheiß. Hurensohn. Mal ehrlich. Was ist daran so schwer, seinen Schwanz in der Hose zu lassen?! Ich halte doch auch nicht jedem Jungen meine Pussy unter die Nase!" Lachend nehme ich ihr die Flasche ab. „Die sagen, sie bräuchten das, aber ich glaube, es ist teilweise das einzige, was die Trottel können."
„Das muss es sein!"
„Mach dir keinen Kopf um Charles, du findest jemand besseren. Der hat dich nicht verdient." Sehr typische Worte, aber alle wahr. „Wie kannst du das eigentlich?" Ich schaue fragend zu ihr rüber. Ihr dunkles, glattes Haar weht im Wind und ihre schmalen Haselnussaugen liegen auf mir. „Was kann ich denn?" Ihr Blick wandelt sich. Ein Blick, der mir nicht gefällt, aber interessant ist. „Ich fühle mich nach so einer Aktion benutzt. Nachdem was Jacob oder Charles getan haben. Aber du..." Sie merkt wohl, das die Frage eher nicht so freundlich und angenehm rüber kommt. Ich seufze und wende meinen Blick nach vorne. Wir sitzen auf der Dachterrasse der Villa, von der man einen schönen Ausblick bis zum schwarz schimmernden Meer hat. Der Mond spiegelt sich am Ende des Horizonts im Wasser und ich achte nur auf ihn in diesem Moment. Das Licht in der Dunkelheit.

„Ich fühle mich benutzt. Jedes Mal, wenn ein Mann oder Junge mich anguckt oder anfasst oder anspricht, wie es ihm gefällt, fühle ich mich benutzt." Ich pausiere kurz. „Aber ich werde sie nicht ändern können. Und das will ich nicht. Diese Schweine sind was sie sind, erbärmliche Schweine. Ich verbanne sie lieber aus meinem Leben und Sinn, als dass sie mich weiter belasten." Wir beide starren nach vorne zum Meer hin. „Und Ashton ist nicht so?"

Das Spiel Mit Hass Und Liebe |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt