Kapitel 16

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„Du solltest nicht bei der Mittagssonne laufen gehen." Keuchend und mit den Händen in den Seite laufe ich an Ashton vorbei zum Waschbecken. „Seit wann interessierst du dich dafür, was für mich gut ist?", frage ich ihn außer Atem und fülle ein Glas mit kalten Kranwasser. „Ich mag dich nicht. Heißt nicht, dass ich will, dass du da draußen an einem Sonnenstich verreckst." Ich ziehe sie Augenbrauen erstaunt hoch. „Ah, na dann sollte ich wohl lieber morgens rennen, nicht wahr?" Eigentlich war die Frage nicht ernst gemeint, aber er nickt. „Morgens ist es aber sicherer zu zweit zu laufen."

„Stimmt, die Regel hatte ich völlig vergessen, danke Kumpel." Ashton kommt vom Training, muss grade oben geduscht haben, denn seine dunklen haare hängen in nassen Strähnen von seinem Kopf. Oder duschen die Jungs noch in den Umkleideduschen? „Ich zeig dir morgen früh eine gute Strecke mit viel Schatten. Sei um Sechs Uhr fertig." Mir fällt der Mund auf und ich schnaube belustigt auf. „Du? Willst mit mir joggen gehen?"

„Von Wollen kann nicht die Rede sein."

„Ne. Dein ausgeprägtes Pflichtgefühl mir gegenüber bringt dich dazu, ist es nicht so?" Er verschränkt die starken Arme vor der Brust und schaut böse zu mir. „Willst du die Strecke laufen und den Mittag überleben, oder nicht?" Noch einmal begutachte ich den attraktiven Jungen, den ich nackt und verletzlich im Bad eingesperrt habe und frage mich, was genau ihn dazu bewegt, mir helfen zu wollen oder Zeit mit mir zu verbringen. „Sechs Uhr. Komm nicht zu spät."

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Ash kommt nicht zu spät und ich bin mir nicht sicher, ob mich das freuen soll oder nicht. Ich habe im Vorhinein meinen Blutzuckerwert gecheckt und etwas Vollkornbrot gegessen. Diese Art von Nährstoffen ist besonders gut für Sport, da es länger nährt. Ash trägt eine dreiviertel Sporthose und ein Top mit weiten Öffnungen, was mir seine ausgeprägten Arm und den Ansatz seiner Brustmuskeln präsentieren. „Können wir los?" Er schüttelt den Kopf und ich seufze laut. „Dehn dich, sonst reißt du dir noch was." Mit einem Augenrollen, das er unkommentiert lässt, beginne ich seine Bewegungen nach zu ahmen und bringe nicht nur einmal meine Gelenke zum knacken. „Und jetzt?" Er nickt und wir beginnen in einem leichten Tempo los zu joggen. Eigentlich würde ich in der Sekunde, in der ich vom Grundstück runter bin , anfangen zu sprinten, aber Ashton erhöht die Geschwindigkeit nur mäßig und langsam. „Können wir jetzt rennen?"

„Wenn du rennst, hältst du nicht lange durch."

„Brauche ich ja auch nicht."

„Es geht um die Strecke, nicht um die Geschwindigkeit an sich." Ich stöhne wieder entnervt auf. „Wenn man vor der Polizei wegrennt, fragen die dich nicht, wie lange du kannst, da rennst du einfach, so schnell du kannst." Ashtons Kopf dreht sich zu mir, aber ich schaue weiter auf den Gehweg. Einer sollte es ja wenigstens tun. „Du bist vor der Polizei weggerannt?"

„Hat nicht viel gebracht, bin ja trotzdem hier gelandet.", sage ich etwas enttäuscht. „Die Bullen haben dich verfolgt und deswegen bist du hier?", fragt er nach. „Nein, boar bist du schwer vom Begriff. Robin hat mir die Cops auf den Hals gejagt, weil, die mich eher schnappen konnten. Er hat ihnen gesagt, wo die mich finden."

„Und wo war das? Warum hat sich die Polizei überhaupt für dich interessiert?" Ich sollte ihm nichts von mir erzählen, aber ich tue es. „Er ist mein leiblicher Vater und hat einfach eine Vermisstenanzeige aufgegeben. Als die bei meiner Arbeit auftauchten, konnte ich fliehen, aber als die dann auch vor meiner Haustür standen, kam ich nicht weit. Er hat mir gedroht mich anzuzeigen, wegen illegaler Arbeit im Stripp Club, Drogenkauf, Nutzung falscher Ausweise und dafür, dass ich die Identität meiner Mum genutzt habe." Er schnauft und guckt wieder nach vorne. „Der hätte dich nicht angezeigt."

„Toll, das wusste ich natürlich nicht. Das System ist Scheiße und bist du einmal in dem Pflegesystem drin, kommst du da nicht mehr raus. Das wollte ich mir ersparen." Das zieht mich und wohl auch ihn etwas runter. Wir schweigen beide ein paar Minuten, dann überwinde ich mich und frage ich auch etwas. Gleichberechtigung. „Und du? Schon mal von der Polizei davon gelaufen?"

Das Spiel Mit Hass Und Liebe |✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt